Bochum. Bogestra-Fahrer Olf Trojahn kurvt täglich durch Bochum. Die Pandemie hat für ihn vieles verändert -- auch weil er jetzt hinter Plexiglas sitzt.
Abstand halten, Kontakte reduzieren: In der Corona-Pandemie werden uns diese Regeln immer wieder eingetrichtert. Doch längst nicht jeder kann zu Hause im Homeoffice die Tür hinter sich schließen. Es gibt zahlreiche Berufsgruppen, die täglich in Einsatz sind, damit das gesellschaftliche Leben noch halbwegs funktioniert. Dazu zählen Erzieher, Pfleger, Ärzte, Kassierer, Postboten und viele mehr. Sie alle sind wahre „Corona-Helden“, die zu Beginn der Krise noch beklatscht wurde. Und heute? In unserer Serie erzählt Olf Trojahn (58) von seiner Arbeit als Busfahrer bei der Bogestra.
Mein Corona-Jahr
Der frühe Vogel nimmt den ersten Bus – und nicht selten sitzt dann Olf Trojahn vorn am Steuer. „Wenn ich um vier, halb fünf in der Früh auf dem Wagen sitze, dann rappelt beim mir der Wecker um kurz vor drei“, erzählt er. „Das klingt hart, aber daran gewöhnt man sich.“ Vom Bogestra-Depot an der Hattinger Straße aus führen ihn seine Wege kreuz und quer durch die Stadt bis hinaus nach Wanne-Eickel, Lütgendortmund und Hattingen. Die meisten Linien hat er im Kopf, ein Navi neben dem Lenkrad hilft ihm bisweilen bei der Orientierung. „Und wer behauptet, er habe sich als Busfahrer noch nie verfahren, der lügt“, sagt er schmunzelnd.
Olf Trojahn hat eine Ausbildung am Bergbaumuseum gemacht. Nach Lehrzeit und Bundeswehr suchte er dann einen Job, der „halbwegs sicher“ ist, wie er sagt. So landete er vor 35 Jahren bei der Bogestra – und hat den Schritt nie bereut. „Ich bin keiner, der Büroarbeit mag“, sagt er. „Am liebsten bin ich unterwegs und bin gern unter Menschen. Das passte also super.“
„Plötzlich saß ich ganz allein da vorn“
Die Corona-Krise vor rund einem Jahr brachte für ihn große Umstellungen. Um ihre Fahrer zu schützen, ließ die Bogestra die Fahrerkabinen zunächst mit Flatterbändern absperren, niemand durfte mehr vorne einsteigen. Auch die Tickets wurden nicht mehr im Bus verkauft. „Plötzlich saß ich ganz allein da vorn“, erinnert sich Trojahn. „Das war schon seltsam, denn oft komme ich mit Fahrgästen ins Gespräch.“ Viele seiner Gäste kennt Trojahn schon lange, weil sie jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit bei ihm einsteigen. „Statt sie wie immer zu begrüßen, konnten wir uns nur noch aus der Ferne zuwinken.“
Mittlerweile sind in allen Fahrzeugen Trennscheiben zum Schutz der Fahrer vor Virenübertragung installiert. Auch die Tickets kann er wieder selbst verkaufen. Auf die Abstände hinten in seinem Bus hat Trojahn indes nur bedingten Einfluss: „Die meisten Fahrgäste achten auf Abstand zueinander. Doch wenn morgens eine ganze Schulklasse einsteigt, dann wird das natürlich schwierig“, sagt er. „Ich bin aber nicht der Oberlehrer, der bestimmt, wer raus muss oder rein darf.“ Solange die Platzkapazität in seinem Bus nicht überschritten werde, nehme er die Fahrgäste eben mit. Allgemein seien die Busse derzeit aber wesentlich leerer als vor der Krise.
Das macht mich ärgerlich
In allen Bussen der Bogestra herrscht derzeit Maskenpflicht. Doch nicht jeder Fahrgast hält sich daran: „Es sind nur wenige, aber einige kommen ohne Maske rein“, sagt Trojahn. „Das ärgert mich schon, weil das rücksichtslos gegenüber den anderen Fahrgästen ist.“ Als Busfahrer könne er da aber nur bedingt eingreifen: „Ich weise sie natürlich darauf hin. Die meisten setzen ihre Maske dann auch auf.“
Enttäuscht ist Trojahn über das Verhalten vieler Politiker. „Die überlegen jetzt seit 13 Monaten hin und her, und alles, was dabei heraus kommt, ist ein Lockdown nach dem nächsten“, meint er.
Das gibt mir Hoffnung
Mit Beginn der Impfkampagne hofft Olf Trojahn sehr darauf, dass demnächst ein Stück Normalität zurückkehren könnte – auch in seinem Bus. „Wir leben doch in Deutschland, wo immer alles funktioniert“, sagt er. „Da müssten wir dieses Thema hoffentlich bald mal in den Griff bekommen.“
Am meisten vermisst er während der Pandemie den Kontakt zu seinen Kollegen: „Mit vielen treffe ich mich regelmäßig auch in der Freizeit“, sagt er. „Wir machen Sport zusammen. Dabei sind schon richtige Freundschaften entstanden.“ Dass dies bald wieder möglich ist, darauf setzt Olf Trojahn all seine Hoffnungen – damit er bald wieder etwas unbeschwerter seine Runden mit den Fahrgästen zusammen durch die Stadt fahren kann.
Info: Tickets gibt‘s wieder beim Fahrer
Seit Anfang des Jahres ist es in den Linien der Bogestra wieder möglich, Fahrtickets vor Beginn der Fahrt direkt beim Fahrer zu kaufen. Grundsätzlich empfiehlt die Bogestra aber weiterhin, Tickets bereits im Vorverkauf zu erwerben – in den Kundencentern, Vertriebsstellen, Ticketautomaten und über die „Mutti“-App.
Seitdem in allen Bussen Trennscheiben zu den Fahrern installiert wurden, kann man auch wieder vorn einsteigen.