Bochum. Ein Dino-Standort in Bochum sorgt für Ärger. Kinder klettern auf dem Gedenk-Ort des in der Nazi-Zeit in den Suizid getriebenen Otto Ruer herum.
Update, 20. Juli: Bochum Marketing hat den Standort des Tyrannosaurus mitten auf dem Dr.-Ruer-Platz so verändert, dass er nun nicht mehr direkt an den Gedenkplatten für den im Nationalsozialismus in den Tod getriebenen Otto Ruer steht. Von Bochum Marketing hatte es zunächst geheißen, dass die Dinos nicht umgestellt werden können. Nun ist der Tyrannosaurus doch wenige Meter weiter gerückt – mit Abstand zur Gedenkplatte.
Stören Teile der Dino-Aktion von Bochumer Marketing in der Innenstadt das Gedenken an ein Opfer des Nationalsozialismus? Barbara Sendlak-Brandt jedenfalls ärgert sich über den Standort für den gewaltigen Tyrannosaurus mitten auf dem Dr.-Ruer-Platz.
Ortsbesuch: Eine Familie auf Dino-Ausflug hat den Tyrannosaurus vor der Sparkasse sofort entdeckt. Das kleine Mädchen reckt den Hals und guckt dem Tier ins aufgerissene Maul. Um den spitzen Zähne fürs Foto ganz nah zu kommen, klettert das Mädchen auf die kleine Erhöhung auf dem Platz. Warum es diese Erhöhung überhaupt gibt – was drauf steht? „Keine Ahnung.“
Dinos in Bochum: Kinder hüpfen auf Gedenk-Platten für Nazi-Opfer herum
Die ehemalige Lehrerin Barbara Sendlak-Brandt ärgert das sehr. Denn die sechs kleinen Tafeln erinnern immerhin an den Namensgeber des Platzes: den ehemaligen Oberbürgermeister Otto Ruer, der von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben wurde. Aus einem jüdischen Elternhaus stammend wurde der parteilose Oberbürgermeister zur Zielscheibe der Bochumer NSDAP. Sie warf Ruer unter anderem Verschwendung von öffentlichen Geldern und persönliche Bereicherung vor, er wurde abgesetzt und kam ins Gefängnis. Dort vergiftete er sich.
Die Gedenkplatte an der zentralen Stelle erinnert an das prominente Opfer des Nationalsozialismus. Derzeit dienen sie vor allem Dino-Fans zum Klettern und Hüpfen. „Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie gedankenlos und unwissend Bürgerinnen und Bürger mit diesem Mahnmal umgehen“, sagt Barbara Sendlak-Brandt. Die 74-Jährige hält die Dino-Aktion grundsätzlich für sehr gelungen. „Ich finde das schon gut. Aber der Standort auf dem Dr.-Ruer-Platz ist sehr ungünstig.“
Bochum Marketing hält Standort für den Tyrannosaurus für unproblematisch
Die Bochumerin verstehe nicht, wie die Stadt im November mit großem Auflauf der Toten des Nationalsozialismus gedenken kann, im Alltag dann aber die Gedenktafeln mit Dinos verstellt. „Was ist das für ein Gedenken?“ Mehrere Erwachsene habe sie darauf angesprochen. „Die meisten wussten überhaupt nicht, warum diese Platten da liegen. Das kann doch nicht sein.“
Bochum Marketing hält dagegen den Standort auf dem Dr.-Ruer-Platz für den Tyrannosaurus für unproblematisch. „Der Dr.-Ruer-Platz ist einer der zentralsten öffentlichen Plätze in Bochum, auf dem viele Veranstaltungen, Wochenmärkte und nicht zuletzt der Weihnachtsmarkt stattfinden“, so heißt es von Bochum Marketing. Gerade während des Wochenmarktes sei dieser Ort einer der wenigen zugänglichen Stellen auf dem Dr.-Ruer-Platz. „Durch die Dino City könnte den Gedenkplatten sogar eine erhöhte Aufmerksamkeit zukommen.“
Es gebe auch keine Möglichkeit den Dinosaurier so umzustellen, dass die Gedenkplatten nicht als Kletter-Hilfe diesen. Um die Dinos über Bochum zu verteilen und aufzubauen habe extra eine Spezial-Firma anrücken müssen.