Mülheim. Das Hilfsprojekt Labdoo.org macht Menschen weltweit glücklich. Der Chef, Ralf Hamm aus Mülheim, wird nun groß geehrt. Was seine Arbeit ausmacht.
Es sind beeindruckende Zahlen, die Ralf Hamm am vergangenen Montag im Bildungsausschuss der Stadt präsentierte. Unter anderem diese: Seit 2012 hat das Hilfsprojekt Labdoo.org von Mülheim aus etwa 750.000 Kindern und Jugendlichen weltweit dazu verholfen, regelmäßig mit einem Laptop oder einem Tablet arbeiten zu können. Für sein außergewöhnliches Engagement wird der 63-jährige Mülheimer am Montag in Berlin von höchster Stelle geehrt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnet ihn in Schloss Bellevue aus – insgesamt acht Frauen und sieben Männer erhalten am Tag des Ehrenamtes den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. „Die 15 Bürgerinnen und Bürger setzen sich in herausragender Weise für benachteiligte Menschen ein – in Deutschland und weltweit“, heißt es in der Begründung.
„Dass wir ausgewählt wurden, ist großartig. Es gibt ja so viele tolle Initiativen“
Ralf Hamm zähle zu diesem Kreis, „weil digitale Teilhabe ein Weg aus der Armut sein kann und er diesen Weg auch denen eröffnet, die sich keinen Computer leisten können“. Mit der Organisation Labdoo.org, die alte Rechner sammelt, repariert und mit Lernsoftware ausstattet, leiste er einen entscheidenden Beitrag. „Ralf Hamm lebt Solidarität, nah wie fern.“ Dass die NRW-Landesregierung den gemeinnützigen Förderverein ausdrücklich vorgeschlagen hat, freut den Mülheimer besonders. „Dass wir ausgewählt wurden, ist großartig. Es gibt ja so viele tolle Initiativen.“
In den USA wurde Labdoo schon 2010 gegründet, berichtet Hamm dieser Zeitung am Dienstag. Zwei Jahre später schloss er sich dieser Idee an und baute vor Ort den Verein und ein großes Netzwerk von Helfern auf. „Seither wurden fast 40.000 IT-Spenden von Privatleuten, Unternehmen und Kommunen an bedürftige Menschen verteilt, die allermeisten in sogenannten Dritte-Welt- oder Schwellenländern in Afrika, Südamerika und Asien.“ Oft profitiere eine ganze Schule von einem Satz Geräte, so Hamm, die Jungen und Mädchen können ihre IT-Kenntnisse im Unterricht Stück für Stück vertiefen.
Im Sommer 2021 profitierten auch Opfer der Flutkatastrophe von den PC-Spenden
Aber auch andere Organisationen wurden schon bedacht. Rund zehn Prozent der Geräte verblieben in Deutschland, kamen zum Beispiel im Sommer 2021 Opfern der Flutkatastrophe zugute oder in diesem Jahr Flüchtlingen aus der Ukraine – so wie immer wieder auch sozial-schwachen Familien, die andernfalls leer ausgingen. Allein in Mülheim wurden rund 400 Geräte ausgegeben, an 26 Schulen und Projekte, darunter die Junior-Uni Ruhr und die Hölterschule. „Denn auch hier gibt es eine Reihe von Schülern, die zu Hause nichts haben.“ Auch die Grundschule am Dichterviertel erfuhr Unterstützung von Labdoo.org – und gewann mit den gespendeten Rechnern gleich mal den Deutschen Schulpreis, berichtet Hamm fröhlich.
20.000 Altgeräte hat der Verein in Deutschland gesammelt, 16.000 davon in Mülheim und der nahen Umgebung. Es könnten viel mehr sein, weiß der Vereinsvorsitzende. „Man schätzt, dass in jedem zweiten Haushalt mindestens ein altes Gerät in den Schubladen liegt – allein in Mülheim wären das rund 30.000 bis 40.000 Geräte in Privathand. Zählt man die Firmen dazu, sind es deutlich mehr.“
Verein hat strenge Kriterien, nach denen bedürftige Empfänger ausgewählt werden
Wer etwas spenden möchte, kann sich via labdoo.org an den Verein wenden. Dort finden auch bedürftige Familien ein Kontaktformular. Hamm warnt allerdings vor überzogenen Hoffnungen: Man habe festgelegte Kriterien, nach denen man die Empfänger der Geräte auswähle. Wer zu den Glücklichen gehört, hat eine Leihgebühr von 10 Euro zu entrichten – im Gegenzug gibt es den Rechner, auf dem über 300 lizenzfreie Lernprogramme wie Deutschkurse installiert sind. Linux dient als technische Basis, erklärt Hamm.
Die Ordensverleihung wird am 5. Dezember ab 11 Uhr im Livestream übertragen auf www.bundespräsident.de. Ralf Hamm, der seine Auszeichnung „allen Helfern im Labdoo-Projekt widmet“, reist mit seiner Familie ins Schloss Bellevue. „So ein Erlebnis hat man wohl nur einmal im Leben.“