Gelsenkirchen. Wenn man an die Vermüllung in Gelsenkirchen denkt, sind Ratten ein nahe liegendes Thema. Warum sich die Politik jetzt mit den Nagern befasst.
- Schadnager am Gelsenkirchener Hauptbahnhof und in Schaffrath: Die Politik in Gelsenkirchen-Mitte und im Westen befasst sich jetzt mit Ratten.
- Es geht dabei auch um die Vermüllung in der Stadt – und um einen Streit, der eskalierte.
- So ist bei Auseinandersetzungen um die Entsorgung von Essensresten in Büschen sogar eine Schreckschusspistole zum Einsatz gekommen.
Die illegale und dreiste Vermüllung Gelsenkirchens ist immer wieder ein großes Thema in der Stadt, zuletzt ging es dabei um 17 Tonnen Abfall, mit denen der Resser Wald verschandelt wurde. Naheliegend, dass solche Zustände auch Schadnager anziehen: Sowohl mit Blick auf den Hauptbahnhof als auch im Gelsenkirchener Westen beschäftigen die ungern gesehenen Tiere jetzt auch die Politik.
Von „wohlgenährten Ratten“, die „Nist- und Wohnplätze im Bahnhofsbereich angenommen haben“, berichtete Lothar Jacksteit, CDU-Bezirksverordneter im Süden, kürzlich der Stadtverwaltung. Damit ist er nicht der einzige Politiker, den die Probleme mit Schadnagern in Gelsenkirchen beschäftigen. Auch Ingrid Husmann, Mitglied der SPD-Bezirksfraktion West, hat eine Anfrage an die Verwaltung gerichtet, weil ihr aufgefallen sei, dass an der Rupenburgstraße in Schaffrath vermehrt Ratten genistet hätten.
Stadt Gelsenkirchen: Rattenbefall am Hauptbahnhof liegt wohl an einem defekten Kanalschacht
Nachdem Jacksteit von den Ratten-Problemen am Hauptbahnhof berichtete, untersuchte Gelsendienste vor kurzer Zeit das Bahnhofsumfeld nördlich und südlich des Bahnhofs. „Eindeutige Schadnagerspuren konnten nur im Bereich einiger Baumscheiben in der Peterstraße festgestellt werden“, heißt es in der Antwort der Verwaltung auf Jacksteits Anfrage. Die Schadnagerbekämpfung sei inzwischen beauftragt worden. Dabei bestehe der Verdacht, dass die Ursache für den Schadnagerbefall in einem defekten Kanalschacht liegt. Gelsendienste soll sich nun um die Reparatur kümmern.
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Auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) hat die Stelle am Hauptbahnhof in der letzten Septemberwoche 2022 kontrolliert, wie es aus dem Hans-Sachs-Haus heißt. Hierbei seien dann am Container-Stellplatz im Bereich Wiehagen/Ecke Bokermühlstraße Rattenlöcher entdeckt worden. Kein Wunder: An den Containern hat der KOD ebenfalls eine starke Vermüllung festgestellt. „Zeitweise überfüllte Müllbehältnisse können einen begünstigenden Umstand für ein Schadnageraufkommen darstellen“, betont die Stadt noch einmal.
Müll an der Rupenburgstraße in Gelsenkirchen-Schaffrath ist immer wieder ein Thema
Rund 10 Kilometer entfernt vom Hauptbahnhof, in der Rupenburgstraße, hat die SPD-Politikerin Ingrid Husmann dagegen „im Zusammenhang mit der Neupflasterung eines Gehweges“ vermehrt Ratten wahrgenommen, die nun die Gärten besiedeln würden. Die Vermutung von Husmann und den Anwohnern: Die Ratten hatten zuvor unter der Garage am Beginn des Gehweges genistet und wurden durch die Arbeiten aufgescheucht.
Was das Aufkommen der Schadnager angeht, ist man hier in der Siedlung offenbar besonders sensibilisiert. Denn zwar bekräftigt Husmann, dass man jetzt „keinen direkten Zusammenhang“ zwischen Ratten und der Vermüllung vor Ort herstellen könne, wohl aber ist das Ignorieren der Abfalleimer in der Nähe der Rupenburgstraße kein neues Thema für die Politik im Westen.
Streit um Müll in Beckhausen eskaliert: Gelsenkirchener zieht Schreckschusspistole
Das Thema brachte vergangenes Jahr Thorsten Garbe von der FDP in die Bezirksvertretung West. Anwohner hatten sich bei ihm über Kunden des Dönerladens an der Kreuzung Stegemanns/Rupenburgstraße beschwert, die angeblich regelmäßig Essensreste und Verpackungsmüll in die Büsche in die Nähe werfen. „Der Schuldige wurde dann relativ schnell gefunden“, erinnert sich Garbe und meint den Inhaber des Imbisses. „Doch er ist sehr bemüht gewesen“, habe mit Schildern in verschiedenen Sprachen darauf aufmerksam gemacht, dass man den Müll richtig entsorgen soll.
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Die Situation eskalierte trotzdem – sodass der Imbiss sogar mit Ayran (einem türkischen Joghurtgetränk) beworfen wurde und ein 38-jähriger Mann Kunden des Dönerladens im April 2021 mit einer Schreckschusspistole bedrohte. „Der 38-Jährige gab an, dass er von den dauerhaft vor dem Lokal stehenden Kunden genervt sei. Deshalb habe er sie zur Rede stellen wollen“, hieß es damals in der Pressemitteilung der Polizei.
FDP-Politiker Garbe leistete seinen Beitrag und sorgte in der Bezirksvertretung West dafür, dass in der Nähe des Imbisses ein weiterer Mülleimer aufgebaut wurde. Ein weiterer Mülleimer folgte auf Initiative von SPD-Frau Husmann an der Rupenburgstraße. „Die Lage hat sich jetzt etwas beruhigt“, sagt Garbe. Dennoch lande weiterhin Müll von den Imbisskunden auf der Straße oder im Busch, ergänzt Husmann und fragt sich, „ob wohl ein noch größerer Mülleimer direkt am Imbiss helfen würde.“
Ratten jedenfalls scheinen für die Anwohner aufgrund des Dauerstreits vor Ort ein besonderes Alarmsignal zu sein. Bei einer Kontrolle allerdings, das kommuniziert die Verwaltung, „konnten keine Anzeichen für einen Schadnagerbefall festgestellt werden“. Und Ingrid Husmann berichtet: „Die Anwohner haben mittlerweile selbst Maßnahmen ergriffen.“
Wer ist verantwortlich?
Wer ist zuständig, wenn Ratten gesichtet werden? „Zuständig für Bekämpfungsmaßnahmen sind die Eigentümer, die dazu verpflichtet sind, ihre Grundstücke frei von Schadnagern zu halten“, erläutert die Stadt. Die Zuständigkeit für die öffentlichen Flächen liege jedoch bei Gelsendienste und für den Bereich des städtischen Kanalnetzes bei Gelsenkanal. Die Stadt empfiehlt, bei Rattenbefall immer eine Fachfirma hinzuzuziehen. „Sollte dennoch selbstständig bekämpft werden, dürfen zur Bekämpfung nur staatlich zugelassene Mittel, die im Fachhandel erworben werden können, angewendet werden“, betont man in der Stadtverwaltung. Und: „Eine Bekämpfungsmaßnahme ist während der gesamten Dauer durch deutlich sichtbare Hinweisschilder kenntlich zu machen.“