Mülheim. 41 Ticketautomaten muss die Ruhrbahn in Mülheim bald erneuern. Das kostet. Wäre das Geld besser in mobile Geräte in Bus und Bahn angelegt?

Wie teuer kommt die Ruhrbahn der Betrieb seiner 97 Ticketautomaten an Mülheimer Haltestellen zu stehen? Und wie stark werden diese überhaupt genutzt? Die Mülheimer SPD-Fraktion hakte beim Verkehrsbetrieb nach, wo Einsparpotenziale liegen könnten, ohne gleichzeitig Service für Kunden abzubauen. Die Antworten sorgten bei den Genossen für Stirnrunzeln.

Denn zum einen überraschte die Ruhrbahn mit der Nachricht, dass es in vergangenen zwei Jahren zumindest einen Versuch gab, einen Ticketautomaten im öffentlichen Raum zu sprengen. Ohnehin scheinen Vandalismusschäden an den Automaten durchaus stattliche Summen zu verschlingen: 2020 schlugen sie mit rund 30.000 Euro, 2021 mit rund 20.000 Euro zu Buche.

Ruhrbahn in Mülheim: 62 Prozent der Ticketverkäufe durch Automaten

Daniel Mühlenfeld, ehemals Aufsichtsratsmitglied der Ruhrbahn und verkehrspolitischer Sprecher der SPD, schätzt hingegen diese Kostenangabe als zu gering ein und vermutet, dass dies nur die reinen Material-, nicht aber die Personalkosten beinhalte. Die Vandalismusschäden an Automaten seien womöglich deutlich höher einzuschätzen.

97 Automaten betreibt die Ruhrbahn allein in Mülheim, rund 62 Prozent der Ticketverkäufe sollen über diese im Zeitraum Januar bis April 2022 abgeschlossen worden sein. Geleert werden sie einmal in der Woche und dann auch mit Wechselgeld ausgestattet. Etwa einmal im Monat wird jeder Ticketautomat angefahren, um diesen zu warten oder zu entstören.

41 von 97 Automaten muss die Ruhrbahn in Mülheim bald erneuern

Doch zum anderen stehen für die Ruhrbahn in den kommenden zwei Jahren Folgekosten in nicht unbeträchtlicher Höhe ins Haus. Denn fast die Hälfte der Mülheimer Automaten – 41 Stück – muss ab 2024 erneuert werden. Kostenpunkt pro Gerät: rund 35.000 Euro – inklusive Sockel. In Summe wären das also gut 1,4 Millionen Euro Investition.

Für die SPD ein guter Zeitpunkt, die Frage zu überdenken, wie zeitgemäß und notwendig die Automaten an Haltestellen seien. Und alternativ das digitale Ticket und mobile Geräte in den Fahrzeugen selbst voranzutreiben. „Noch sehen wir in der Fraktion weiteren Diskussionsbedarf“, will Mühlenfeld der politischen Meinungsbildung nicht vorgreifen, sieht aber durchaus Potenzial, die Kostensituation der Ruhrbahn optimieren zu können.

Welche Einsparpotenziale haben mobile Automaten in Bus und Bahn?

Mögliche Ersparnisse könnten nach Vorstellung der SPD schon dadurch entstehen, dass mobile Geräte eben nicht mehr der Witterung draußen auf dem Bahnsteig ausgesetzt wären, sondern im geschlossenen und überwachten Raum einer Bahn oder eines Busses. Auch der „Klassiker“ – man verpasst den Bus, weil der Automat streikt oder zu lange braucht – entfiele womöglich, weil man ja schon drin ist.

Aus Sicht der Ruhrbahn überwiegen dagegen die Nachteile einer solchen Umstellung: Mobile Automaten müssten häufiger geleert und mit Wechselgeld bestückt werden, seien wegen der „Erschütterungen“ in Bus und Bahn „störanfälliger“.

Ruhrbahn bleibt skeptisch: Umstellung ist finanziell nicht geprüft

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Und wäre ein Automat defekt, müsste womöglich gleich das ganze Fahrzeug von der Linie genommen werden. Auch seien dann mehr Automaten anzuschaffen als bisher. Ein zusätzliches Problem sei ebenfalls, dass Buslinien der Nachbarstädte Oberhausen und Duisburg durch Mülheim fahren, die dann nicht umgestellt wären. Und nicht zuletzt: Ticketautomaten würden Sitz- oder Stehplätze wegnehmen.

Spart der Verzicht auf Ticketautomaten an Haltestellen also richtig Geld oder kostet er am Ende sogar mehr? Finanziell abgewogen hat die Ruhrbahn die Frage einer Umstellung bislang nicht: Kurzfristig sei eine belastbare finanzielle Auswertung nicht möglich gewesen.