Oberhausen. Helfer des Technischen Hilfswerks Oberhausen berichten von ihren Erfahrungen in von der Flut zerstörten Eifelgebieten.

Sie haben zwar nach dem verheerenden Hochwasser vom 15. Juli keine Todesopfer bergen müssen. Aber die Ausmaße der Zerstörung, die es keine 150 Kilometer von Oberhausen entfernt gegeben hat, haben in ihnen tiefe Eindrücke hinterlassen. Sebastian Spahn (29) und Maurice-René Gruszczynski (38) gehören zu jenen 40 Helferinnen und Helfern des Technischen Hilfswerks Oberhausen (THW), die in der Eifel und ihrem Vorland im Einsatz waren. Beim Sommerfest des THW haben sie jetzt von ihren Eindrücken berichtet.

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„Es sah aus wie in einem Krieg, alles vollständig verwüstet“, berichtete Gruszczynski. Der gelernte Elektroinstallateur ist seit 17 Jahren beim THW und führt dort eine Spezialeinheit, die Fachgruppe Elektroversorgung. Mit zwei Lkw war die sechsköpfige Gruppe vom 23. Juli an eine Woche in Bad Münstereifel und Umgebung im Einsatz. Übernachtet wurde auf Feldbetten in einer Sporthalle in Euskirchen.

Reines Handwerk - im Ausnahmezustand

„Man muss sich vorstellen: Strom, Gas, Wasser und Abwasser, alles ist unterbrochen“, berichtete er am Freitag. Ihre Aufgabe sei es gewesen, private Hausanschlüsse zu überprüfen, ob sie überhaupt noch Strom bekommen dürfen. „Wo Sicherungskästen unter Wasser standen, funktioniert im Ernstfall die Abschalt-Automatik nicht mehr“, sagte er. Darüber noch Strom zu beziehen, sei sehr riskant.

Deshalb seien in diesen Fällen Stromverteilkästen aufgestellt worden, wie sie bei Baustellen üblich sind. Bau- und Elektrofirmen hätten sie gespendet. „Die Bilder waren zwar erschreckend“, so Gruszczynski. Aber die so übel Betroffenen seien freundlich und hilfsbereit gewesen. Rein handwerklich habe er das gemacht, was er im Alltag auch mache, nur eben im Ausnahmezustand. Aber es sei ja wichtig gewesen, dass die Menschen wieder behelfsmäßig kochen konnten.

Als Erkundungstrupp unterwegs

Sebastian Spahn ist von Beruf bei den Johannitern tätig, im Krankentransport und Rettungsdienst. Seit 2005 ist er schon beim THW, zur Zeit als Gruppenführer der Bergungsgruppe. Zusammen mit seinem Zugführer Daniel Koppenhagen war er Mitte August ebenfalls in Bad Münstereifel im Einsatz. Es galt, die örtliche Einsatzleitung des THW bei der Erkundung der Schäden in der Umgebung zu unterstützen. „Wir sind potenzielle Einsatzgebiete für das THW abgefahren und haben abgeklärt, wo wir weiter gebraucht werden“, berichtete er.

Normalerweise wären die Trümmer und das damit verbundene Leiden der Menschen, die es getroffen hat, ein Grund gewesen, selbst sehr bedrückt zu sein. Aber es galt ja, die Menschen dort als Helfer vor weiterem Unheil zu schützen. „So ein Einsatz blendet die Emotionen erst einmal aus“, sagte er. Aber das kennt er von den Johannitern.

Schweres Gerät für die Beseitigung von Trümmern

Bei den Überschwemmungen wurden in Rheinland-Pfalz und NRW zahlreiche Gebäude zerstört und viele schwer beschädigt. „Da haben Bäche, die normalerweise vielleicht einen Meter breit sind, auf einmal fünf Meter eingenommen“, sagte der THW-Mann. Die Wassermassen hätten Unmengen von Schlamm, Unrat und Trümmern mitgeführt und damit die Durchflüsse verstopft. „Diese Schäden haben wir aufgenommen“, damit die mobile Einsatzleitung organisieren konnte, mit welchen Mitteln und wann sie das beseitigen lässt. Vorrang hätten dabei die Brücken.

Um angeschwemmte Mauerteile, Betonbalken oder Baumwurzeln, die sich vor solchen Durchlässen auftürmen, fortzuschaffen, dafür verfügt der Bergungsdienst des THW über das nötige Gerät. Wenn Spahn und sein Zugführer auch nicht selbst mit anpacken mussten, „man hat doch eine Vorstellung, was beim Bergungseinsatz auf einen zukommt“, berichtete der junge Mann. So eine Flut könne letztlich jeden treffen.

Kein Vergleich mit bisherigen Sturmschäden in Oberhausen

Was die Zerstörungen für die Menschen dort tatsächlich bedeuten, dass sie, rein materiell, ihr Leben von vorn beginnen müssen, das sei ihnen als Helfern erst Tage später bewusst geworden, sagten die beiden THW-Männer. Zwar hätten sie schon einige Sturmschäden in Oberhausen erlebt und ebenso die Explosion bei Hamm-Chemie 2017. Aber Zerstörungen dieses Ausmaßes eben noch nicht.

Noch immer ist ein Erkundungstrupp in Ahrweiler im Einsatz

Der THW-Ortsverband Oberhausen hat rund 90 aktive Helferinnen und Helfer. „Für uns begann der Hochwassereinsatz am 15. Juli damit, dass eine Bergungsgruppe im Erftkreis Keller leerpumpen sollte, die bis unter die Decke vollgelaufen waren“, berichtete Martin Schubert, der Ortsbeauftragte. Gleichzeitig habe man die Feuerwehr im Ruhrpark dabei unterstützt, den dortigen Damm mit Sandsäcken zu sichern. „Wir haben ausgeleuchtet, mitgeholfen und die Verpflegung übernommen.“

Neben den Einsätzen, zu denen Sebastian Spahn und Maurice-René Gruszczynski unterwegs waren, habe man mit zwei Lkw am 19./20. Juli tonnenweise Sandsäcke von der Sandsack-Füllanlage des THW Mülheim/Ruhr zu Sandsacklagern in der Eifel und in Köln transportiert. Ende Juli sei die Verpflegungsgruppe in Euskirchen im Einsatz gewesen. In der vorigen Woche seien noch zwei Helfer in Ahrweiler tätig gewesen, um weiter Schäden aufzunehmen.