Oberhausen. André Müller, künftig zugleich Propst in St. Clemens und St. Pankratius, und Katholikenrats-Chef Thomas Gäng skizzieren die Kirchenzukunft.

Das Ruhrbistum plant derzeit keinen Zusammenschluss der Großpfarreien St. Pankratius (Osterfeld) und St. Clemens (Sterkrade). Das hat André Müller, der künftig beide Großpfarreien als Propst leitet, jetzt in einem Gespräch mit der Redaktion erklärt.

Seit November 2021 steht André Müller als Nachfolger von Peter Fabritz an der Spitze von St. Clemens; ab 1. März leitet er zudem St. Pankratius, wo der bisherige Amtsinhaber, Propst Christoph Wichmann, zum Dominikanerorden nach Worms wechselt.

Die ungewöhnliche Personalunion an der Spitze von zwei Großpfarreien hatte in den letzten Wochen Spekulationen genährt, dass dies der erste Schritt zur Fusion von St. Clemens (rund 30.000 Gläubige) und St. Pankratius (rund 15.000 Gläubige) sei. Dies hat André Müller nun klar zurückgewiesen: „Es gibt weder in Oberhausen noch am Bistumssitz in Essen entsprechende Pläne.“

Propst André Müller: „Unser Hauptaugenmerk muss auf der Seelsorge liegen.“
Propst André Müller: „Unser Hauptaugenmerk muss auf der Seelsorge liegen.“ © FFS | Gerd Wallhorn

Für ihn gelte es jetzt, zunächst einmal in Oberhausen „Fuß zu fassen“ und sich in Sterkrade und Osterfeld einzufinden. Er sei als neuer Propst „in eine mit Konflikten beladene Gemeinde gekommen“, sagte Müller mit Blick auf die Großpfarrei St. Clemens und die dort von Bischof Franz-Josef Overbeck im Sommer 2020 durchgesetzte Entscheidung, den Kirchenstandort St. Theresia im Stadtteil Walsumermark aufzugeben. Ein heftiger Proteststurm war damals die Folge. Der Bischof hatte damit einem Votum der Gremien der Propstei St. Clemens im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) widersprochen, das sich für den Erhalt von St. Theresia ausgesprochen hatte.

Es gebe viele Menschen vor allem aus dem Bereich von St. Theresia, die diese Entscheidung bislang nicht verwunden hätten und die für die katholische Kirche wohl kaum noch zurückzugewinnen seien. Andererseits treffe er in Oberhausen aber auch zahlreiche, weiterhin mit der Kirche eng verbundene und in ihr engagierte Christinnen und Christen. Das bestärke ihn mit Blick auf seine Arbeit in der Stadt.

Für das Prinzip der Subsidiarität

Gottesdienst am 20. Februar live auf YouTube zu sehen

Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Propst Christoph Wichmann und zur Einführung von Propst André Müller findet am Sonntag, 20. Februar, in der St.-Pankratius-Kirche statt.Beginn ist um 15 Uhr. Der Gottesdienst wird auf dem YouTube-Kanal des Stadtdekanats live übertragen.Vorerst ist André Müller auch noch Propst von St. Lamberti in Gladbeck und dort Stadtdechant. Mittelfristig wird sich der Geistliche, der auch das Amt des Oberhausener Stadtdechanten innehat, auf die Leitung der beiden Oberhausener Pfarreien konzentrieren. Gladbeck wird eine neue Leitung erhalten.

„Unser Hauptaugenmerk muss auf der Seelsorge liegen“, skizziert André Müller die Kirchenzukunft unter den bistumsweiten Vorzeichen von sinkenden Mitgliederzahlen und Kirchenschließungen. Es gelte, das bewährte Prinzip der Subsidiarität aus der katholischen Soziallehre konkret anzuwenden: „Wo sind künftig die Lagerfeuer, an denen Christinnen und Christen sich treffen können? Orte, wo wir als Kirche auch sozial aktiv sind, möglichst viele Menschen daran beteiligen und so auch zu neuen Strukturen in der Gemeindearbeit finden.“

Thomas Gäng, Vorsitzender des Stadtkatholikenrats, unterstützt Müller in diesem Punkt des Subsidiaritätsprinzips. Er könne sich als Vision vorstellen, so Gäng, dass die katholische Kirche in Oberhausen irgendwann nur noch „vier geistliche Zentren“, über das Stadtgebiet verteilt, unterhalte – mit „Satellitengemeinden“ drumherum, die je nach konkreten Ideen und Vorstellungen christliches Leben vor Ort gestalten.

Mit Blick auf die Debatte um die über Jahrzehnte unzureichend aufgearbeiteten Missbrauchsfälle in der katholische Kirche fordern sowohl André Müller als auch Thomas Gäng, dass Verantwortliche in der Kirche tatsächlich konkret Verantwortung übernehmen. André Müller weist auf die vielfältigen Präventionsmaßnahmen hin, die das Ruhrbistum getroffen habe, um hier künftig besser aufgestellt zu sein.

Schwerer Abschied von Osterfeld

Propst Christoph Wichmann: „Meine Besuche in mehreren Klöstern des Dominikanerordens haben mich in meiner Entscheidung bestärkt.“
Propst Christoph Wichmann: „Meine Besuche in mehreren Klöstern des Dominikanerordens haben mich in meiner Entscheidung bestärkt.“ © FFS | Gerd Wallhorn

Propst Christoph Wichmann, der ebenfalls an dem Pressegespräch teilnahm, berichtet, dass sein Abschied aus Osterfeld für viele Gläubige sehr überraschend gekommen sei: „Verständnis, aber auch Trauer und Wut – bei den Reaktionen war alles dabei“, sagt der Geistliche, dessen Wegzug aus Osterfeld zu den Dominikanern nach Worms für Mitte März geplant ist. Mehrfach hat Wichmann betont, wie schwer ihm der Abschied von den Menschen in Osterfeld falle: „Doch meine Besuche in mehreren Klöstern des Dominikanerordens haben mich in meiner Entscheidung bestärkt und stimmen mich zuversichtlich.“