Gelsenkirchen/Mülheim. Songs wie „Hundert Jahre Tausend Feuer“ hat der Musiker Suppi Huhn geschrieben. Im Lockdown belebt er die Hymnen neu. So will er Schalke helfen.
Die gefühlte 4:38-Minuten-Meisterschaft ihres Herzensclubs beschäftigt die Gebrüder Huhn nachhaltig. 2001 im Mai feierten und fluchten Suppi und Wolf Huhn mit, als für Schalke 04 endlich der ersehnte Titeltraum wahr geworden zu sein schien – und dann die Meisterschale doch noch an den ewigen Bundesliga-Primus Bayern München ging. 2021 sind sie wieder ganz nah dran an Schalke. Zumindest musikalisch.
Zwei Mülheimer Musiker leiden mit den Schalker Fans
Diese Kraft und Inbrunst der Schalker Fans, ihr Herzblut, diese absolute Hingabe zu ihrem Verein haben Suppi (Rudolf) Huhn damals bewegt. Der Mülheimer Keyboarder, Sänger und Produzent schrieb in den Jahren danach zwei Schalke-Lieder: Fan-Songs mit Hymnen-Charakter – zunächst „Blau und weiß sind unsere Farben“, dann 2004, zum 100. des Clubs, „Hundert Jahre Tausend Feuer“. Beide Stücke finden sich längst auf offiziellen Schalker Best-of-Produktionen und mäandern in verschiedensten Versionen durchs weltweite Netz.
Gänsehautmoment in der Arena uns Zuspruch von den Florians
„Hundert Jahre Tausend Feuer“ sang Suppi Huhn zudem bei der Jubiläumsfeier in der Veltins-Arena vor über 60.000 Zuhören. Mehr als nur ein Gänsehautmoment. „Hundert Jahre, tausend Feuer und wir sind mit dabei. Großer Geist du Schalker Seele in der Arena bist du frei“ - gelesen haben solche Textzeilen Kitschpotenzial, akustisch aber Durchschlagskraft. „Beim zweiten Refrain hatten alle ihre Schals oben und haben schon mitgesungen“, erinnert sich der 63-Jährige. Für die Florians, 2004 als Lokalmatadore schon der Inbegriff der Schalke-Bands, stand nach dem Titel vor ausverkauftem Haus fest: „Die lieben euch.“
Aus der Fankneipe auf die Jubiläums-CD
Eine Aufnahme von „Blau und weiß sind unsere Farben“ gab Suppi Huhn 2002 in der Fankneipe an der Kampfbahn Glückauf in Schalke ab. Das Werk fand aus der Kneipe zu Charly Rinne. Der Bueraner, erinnert sich Huhn, meldete sich damals für Beluga Records mit der Anfrage, ob der Titel für eine Schalker Jubiläums-CD genutzt werden dürfe.Auch wenn ihre Schalke Songs im Netz durchaus gut geklickt wurden und in Summe an die Millionengrenze kommen, sind die Verdienstmöglichkeiten eher bescheiden. Suppi Huhn: „Downloads rechnen sich eher, aber pro Stream bekommt der Künstler gerade einmal 0,17 Cent.“
Die Titel aus dem königsblauen Songrepertoire hat Suppi Huhn nun in den letzten Wochen aufgefrischt, teilweise neu eingespielt. Akustisch veredelt und bombastisch noch etwas aufgeladen, sollen sie den Schalkern frischen Schub verleihen für den Kampf gegen den Abstieg. Und Huhn in Corona-Zeiten, so die bescheidene Hoffnung des Chefs von Chicken International Music, „zumindest die Produktionskosten einspielen“. Veröffentlicht wird am 4. Februar ein Online-Mini-Album mit dem Original, der Version 2021 und Karaoke-Fassungen, „damit jeder das Lied zuhause singen kann“, sagt Huhn - „um das gute Gefühl Richtung Schalke zu senden“.
Aktive „Kinderkönige“: Sechste Platte mit Kinderliedern ist in Arbeit
Für Suppi Huhn und seinen Bruder Wolf, 55, ist das eine Fan-, eine Fußball, vor allem aber auch eine Corona-Geschichte. Huhns Brot-und Butter-Geschäft, die Songproduktion mit Schulen, ist 2020 völlig eingebrochen. Mit seinen „Kinderkönigen“ kann er nicht auftreten. Aktuell arbeitet er in seinem Studio an der Meidericher Straße in Mülheim-Styrum an seiner sechsten Platte mit Kinderliedern und an einem Adventsalbum. Ein Großteil der Titel seht, andere reifen noch. Doch Weihnachten ist weit.
Lockdown für die Veranstaltungsbranche und die Stage Crew
Bruder Wolf, Schlagzeuger, Roadie und Teilzeit-Müllmann bei der Mülheimer MEG ist seit Jahren als Mitglied der Stage Crew für die Bottroper Firma TDA Rental im Einsatz. Bei Rock am Ring, für Silbermond, Revolverheld, die Ehrlich Brothers und Coldplay war er national unterwegs. Dann 2020, bei der Deichkind-Tour, die Corona-Zäsur mit dem Lockdown für die Veranstaltungsbranche, keine Konzerte mehr, später auch noch die Geisterspiele in der Arena – und plötzlich ganz viel Zeit. Wolf schlug vor, alte Titel neu einzuspielen. Rund 30 stehen auf der Agenda. Die Schalke-Songs sind die ersten.
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Nur wenige Tage Zeit hatte Suppi Huhn, als die Originalaufnahme von „Hundert Jahre Tausend Feuer“ entstand. Komposition, Produktion, Abmischung, das war eine Sache von wenigen Tagen. Arrangiert hatte das Stück Gitarrist Markus Wienstroer, an den Drums saß Wolf Huhn, der Chor wurde nach und nach aufgenommen. Dem Titel hörte man den Zeitdruck an, fand Suppi Huhn. Immerhin: Aus „62 Tonspuren, allein 30 davon für den Chor“, wurde das Original gemischt. An jeder Spur hat der Produzent nun geschraubt und getüftelt, Wolf Huhn spielte das Schlagzeug neu ein.
Das Ideal: Schalke hält die Klasse - und die Songs laufen in der Arena
Am Ende steht ein Werk mit Wums und ein kühner Wunsch: „Toll wäre es“, finde die Brüder, „wenn viele Fans die Lieder singen, aufnehmen und hochladen, um die Mannschaft moralisch zu unterstützen - und wenn davon noch ein Zusammenschnitt auf dem Videowürfel in der Arena laufen würde, wenn Schalke die Klasse gehalten hat.“
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