Mülheim. Der Musiker Suppi Huhn hat eine interessante Karriere. Seine Kreativität wird durch die Zusammenarbeit mit Kindern belebt. Nun kommt seine neue CD.

Da hat Facebook die Fangemeinde in die Verwirrung geführt: Suppi Huhn wird 60 Jahre? Glückwünsche hat er bekommen, doch die Meldung im sozialen Netzwerk war falsch, der runde Geburtstag ist nächstes Jahr. Jetzt ist Suppi Huhn erst 59. Aber was heißt schon erst.

Schaut man auf das Leben dieses Rudolf K. W. Huhn - so heißt Suppi, wie er seit Kindertagen genannt wird, nämlich wirklich - gibt es einiges zu erzählen. Heute macht er zusammen mit seinen „Kinderkönigen“, wie er sagt, „coole Popmusik für Kinder bis 99 Jahre“. Doch seine Künstler-Biografie hat noch einiges mehr auszuweisen: Er gehört zu den Pionieren der elektronischen Musik, mit der Band K.E.C.K. feierte er Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre Erfolge, außerdem hat er Filmmusik komponiert. Und im Radio kann man auch Werbe-Jingles hören, die von ihm stammen.

Aber der Reihe nach. Am wichtigsten ist Suppi Huhn natürlich im Moment die neue CD: „Bunt wie ein Regenbogen“ heißt sie. Im Vorfeld, wie auch schon bei anderen Produktionen, war er in vielen Grundschulen in der Region unterwegs. Die vielen Kinder, die dort die Lieder mitgesungen haben, hat er aufgenommen. Ihre Stimmen sind nun auf der CD bei manchen Liedern im Refrain zu hören. Das war ganz schön viel Arbeit, die Lieder richtig zu schneiden. Aber seit einiger Zeit hat Huhn ein neues Tonstudio an der Meidericher Straße. Es ist ein Studio mit Geschichte.

Insolvenzverfahren abgeschlossen

Hier arbeitete jahrzehntelang Fritz Hilpert, Mitglied der legendären Elektro-Pop-Band „Kraftwerk“, aber eben auch studierter Toningenieur. Von ihm wurde Huhn schon vor 30 Jahren in die Tontechnik eingeführt. Hauptberuflich war er da noch Mitarbeiter der Stadtverwaltung - sogar verbeamtet. Doch irgendwann hatte er keine Lust mehr auf den Job, hat einen Strich gezogen und sich ganz der Musik gewidmet. „Ich habe mal nachgerechnet: Wenn ich jetzt noch bei der Stadt wäre, dann hätte ich monatlich 2800 Euro brutto, vielleicht auch netto. So genau, weiß ich das nicht mehr.“

Suppi Huhn lacht. „Jetzt liege ich mit meinem Verdienst manchmal nicht wesentlich über dem Hartz IV-Satz.“ Aber Suppi Huhn ist niemand, der mit seinem Leben hadert. Ganz im Gegenteil: Dass es nicht leicht ist, sich als selbstständiger Künstler zu behaupten, gibt er freimütig zu. Auch ein mittlerweile abgeschlossenes Insolvenzverfahren verschweigt er nicht.

Und er spricht offen darüber, dass er auch manchmal mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Huhn erzählt aber eben auch, wie ihm die Musik dabei hilft, alle diese Schwierigkeiten zu bewältigen. „Erst letztens hatte ich wieder ein tolles Erlebnis. Ich war in einer Schule. Die Kinder haben gesungen. Ich habe eine Gänsehaut bekommen. Und plötzlich sind mir vor Rührung die Tränen gekommen.“ Suppi Huhn strahlt: Solche Erlebnisse gibt es in keinem anderen Beruf.

Kraft aus der Musik gezogen

In einem seiner Lieder gibt es eine Zeile, in der es heißt, man müsse versuchen, sein inneres Kind zu umarmen. „Ich merke eigentlich nicht, dass ich älter werde. Ich sehe nur, wie die anderen sich verändern“, sagt Huhn von sich. Ihm ist es gelungen, den Blick der Kinder auf die Welt für sich zu erhalten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er selbst eine durchaus schwierige Kindheit hatte. Huhns Vater und seine Mutter waren noch nicht verheiratet, als er geboren wurde. Das erste halbe Jahr nach seiner Geburt lebte er bei seinen Tanten. Dann zog die Familie zusammen. „Ich habe mich erst viel später mit meiner Familiengeschichte beschäftigt. Aber ich glaube, dass mich diese Veränderung damals als Baby geprägt hat.“

Später bekam er zwar Klavierunterricht, doch für seine künstlerischen Ambitionen, vor allem für den Wunsch, selbst zu komponieren, hatte sein Umfeld wenig Verständnis. Um so wichtiger war für Huhn die Musik selbst. Aus ihr hat er Kraft gezogen. Und das ist es auch, was er jetzt bei den Kindern sieht: „Ich bin immer wieder beeindruckt, wie selbstbewusst sie auf der Bühne stehen. Diese Erfahrungen nehmen sie mit.“ Und so hilft Huhn den Kindern dabei, ihr inneres Kind nicht so schnell zu verlieren. Und das ist vielleicht wirklich mehr wert als 2800 Euro monatlich, egal ob nun brutto oder netto.