Buer. Patienten pflegen und versorgen braucht Übung. Schmerzfreie Kunststoff-Patienten erleichtern am Bergmannsheil Buer Auszubildenden das Üben.
Im April beginnt die nächste Gruppe von Pflegeschülern am Bergmannsheil Buer. Für den im Oktober beginnenden Jahrgang läuft das Bewerbungsverfahren noch, aber wer dabei sein will, muss sich beeilen. „Das Interesse an der Pflegeausbildung ist wieder gestiegen, der Beruf hat durch Corona offenbar wieder an Ansehen gewonnen“, sagt der stellvertretende Pflegedienstleiter im Haus, Andreas Hundeshagen. Auch wenn manch anderer wegen der hohen Belastung aus der Pflege ausgestiegen sei.
Die Puppe kann je nach Trainingsbedarf das Geschlecht wechseln
Secil Cinar hat ihre Ausbildung so gut wie abgeschlossen, am Montag läuft ihre letzte Prüfung. Die allerersten praktischen Übungen hat die 23-Jährige am Bergmannsheil an Herrn und Frau Müller vollzogen. Die Demonstrationspuppe kann nicht nur das Geschlecht je nach Trainingsbedarf wechseln, sondern auch mit Magensonde, Blasenkatheter (für Mann und Frau), zentralem Zugang und Spritzen versorgt werden, ohne mit der Wimper zu zucken.
Individuelles Coaching für die Schüler
Vom Zähneputzen über Haarewaschen und Pupillenbeobachtung kann an dem queeren Wesen alles geübt werden. Für die Demonstration zeigt Secil, wie perfekt sie alle Handgriffe für das Anschließen einer Infusion mit Schmerzmitteln beherrscht. Vom hygienischen Arbeiten über das Sichern des Drei-Wege-Hahns am zentralen Zugang bis hin zur Einstellung der Tropfgeschwindigkeit. Claudia Palicki als Praxisanleiterin schaut ihr dabei über die Schulter. Sie coacht die Auszubildenden individuell. Das Üben an der Puppe, um Souveränität im Umgang mit Patienten zu erlernen, gehört stets dazu.
Für Unus Can Altunas gilt es, an einem Übungsmodell ein tiefes Druckgeschwür, einen bei Langzeitpatienten nicht seltenen Dekubitus, zu versorgen. Er übt das zum ersten Mal, entsprechend vorsichtig geht er zu Werke. Das Modell hat ein tiefes Loch im Rücken, bis zum Knochen. Steriles Arbeiten mit Schutzkittel und Handschuhen sind ein Muss. Wobei das sterile Anziehen der Handschuhe gar nicht so einfach ist. Irgendwo muss man ja anfassen, um in die engen Plastikteile hineinschlüpfen zu können.
Der Finger muss wirklich in die Wunde gelegt werden
Die tiefe Wunde flößt dem jungen Mann offensichtlich Respekt ein. Richtig in die Wundtaschen reingehen zum Desinfizieren kostet Überwindung: Dass der Patient aus Kunststoff ist, hilft da sehr offensichtlich. „Aber wenn wirklich steril gearbeitet wird, muss das sein. Und es funktioniert mit den Fingern zur Einschätzung des Ausmasses auch besser als mit Instrumenten“, versichert die Ausbilderin und der angehende Pfleger bestätigt das. 2500 Praxisstunden absolviert jeder Pflegeschüler am Bergmannsheil im Rahmen der Ausbildung, plus 2100 Stunden Theorie, künftig auch im Buerschen Haus statt in Recklinghausen. Bis 2023 will das Haus die Zahl der Ausbildungsplätze weiter erhöhen: 56 zusätzliche Plätze sollen es dauerhaft werden.
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