Mülheim. Die Mülheimer Musikschulleiterin Bärbel Frensch-Endreß (65) quittiert den Dienst und blickt zurück auf eine wechselvolle und spannende Zeit.
Das Jahr, in dem Bärbel Frensch-Endreß die Leitung der Städtischen Musikschule übernahm, lässt sich leicht merken: Es war 2000. Seitdem ist viel passiert, allem voran der Umzug der Musikschule vom Gebäude Auf dem Dudel ins Haus der Stadtgeschichte an der Von-Graefe-Straße. Er fand am 5. März 2013 statt.
„Vorher gab es natürlich viel zu organisieren. Der Umzug selber verlief einmalig. Wir hatten nur einen Tag geschlossen“, erinnert sich die 65-Jährige, und sie ist stolz auf die neuen Räumlichkeiten: „Die Bedingungen für unsere Schüler und unsere Lehrkräfte haben sich unheimlich verbessert.“ Aktuell sind rund 70 Lehrer an der Musikschule beschäftigt, in Voll- und in Teilzeit. Die Zahl derer, die hier Unterricht nehmen, beläuft sich auf etwa 3800 – darunter auch mehrere Dutzend Erwachsene.
Mülheims Musikschulleiterin: „Ich bin ein Musikschulkind durch und durch“
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„Musik fördert die Intelligenz und die Persönlichkeit“, weiß Bärbel Frensch-Endreß aus 43 Jahren, in denen sie an der Musikschule gearbeitet hat. Am 1. April geht sie in den Ruhestand. Sie selbst kam als Grundschülerin zur Duisburger Musikschule, nahm Flöten- (auch Barockflöten-) und Akkordeonunterricht. „Ich bin ein Musikschulkind durch und durch“, sagt sie. Mit 14 Jahren habe sie dann den Plan gefasst, Musik zu studieren – nicht um Solistin zu werden, sondern um Kinder zu unterrichten“, berichtet sie.
Schon während des Studiums an der Folkwang Hochschule begann Bärbel Frensch-Endreß an der Musikschule in Moers, in Kindergärten und Familienbildungsstätten zu arbeiten. Anfang der 80er Jahre kam sie nach Mülheim, unterrichtete zunächst in der Außenstelle am Saarnberg Blockflöte, Akkordeon, Musikalische Grundausbildung und Musikalische Früherziehung. 1991 wurde sie stellvertretende Leiterin der Musikschule, 2000 löst sie Volker Gerland als Leiterin ab, stieß neue Projekte mit ihrem Team an. Seit 22 Jahren bilde sie mit ihrem Stellvertreter Peter Ansorge ein gutes Team, sagt sie („manchmal kontrovers, aber immer konstruktiv“).
In Mülheim kann man auch das Harfenspiel erlernen
Wie hat sich die Musikschulpädagogik in 43 Jahren entwickelt? „Man muss sich dem Zeitgeist stellen“, so Bärbel Frensch-Endreß. Auch in den Musikunterricht hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Die Corona-Pandemie habe den Online-Unterricht gefördert. „Pädagogische Konzepte ändern sich immer wieder. In Mülheim setzen wir auf traditionelle Musikvermittlung mit neuen Methoden, und wir fördern alle Sparten der Musik.“ Auch (fast) jedes Instrument könne man erlernen – sogar Harfe oder Baglama (türkische Laute).
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Das Erlernen eines Instrumentes sei bereichernd, man müsse aber Spaß daran haben und etwas Durchhaltevermögen zeigen. „Ungefähr nach einem halben Jahr weiß man, ob man weitermachen will. Danach muss man dranbleiben und auch das Üben mögen. Das ist ähnlich wie beim Sport“, so Bärbel Frensch-Endreß.
Corona-Pandemie war für Mülheimerin „Stress zum Ende der Laufbahn“
Sie selbst habe in der Kindheit oft selbstvergessen in ihrem Zimmer für sich alleine Musik gemacht. „Man kann sich im Musizieren selber finden und abreagieren.“ Aber auch das Ensemble-Spiel fördere die Persönlichkeit, stärke das Gemeinschafts- und das Verantwortungsgefühl. „Ich bin an meiner Stelle verantwortlich dafür, dass das Zusammenspiel gelingt“, beschreibt es die Musikschulleiterin.
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Die Corona-Zeit hat dazu beigetragen, dass sie sich nun auf den Ruhestand freut. „Ich bin eigentlich Berufsoptimistin, aber das war Stress zum Ende meiner Laufbahn. Immer wieder wurde umorganisiert, wir konnten nicht unterrichten und keine Konzerte ausrichten, in der Musikschule kam ich mir vor wie in einem Geisterhaus“, erzählt sie.
„Ich habe viele Wochenenden in der Mülheimer Musikschule verbracht“
Steht auch der Ruhestand von Bärbel Frensch-Endreß im Zeichen der Musik? „Zum Teil. Das Akkordeon kann ich nicht mehr halten, es wiegt 23 Kilogramm, ist zu schwer für mich“, erklärt sie. Mit der Blockflöte würde sie gerne wieder mehr musizieren, privat in kleinen Ensembles. „Ich bin aber auch Schöffin bei Gericht und weiterhin Mitglied im Förderkreis der Musikschule. Und ich möchte gerne viel gemeinsame Zeit mit meinem Mann verbringen. In den letzten Jahren habe ich viele Wochenenden in der Musikschule verbracht.“
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Ein Festkonzert zu ihrem Abschied gibt es nicht, pandemiebedingt nur Feiern in kleinen Kreisen. Bärbel Frensch-Endreß, die besonders die Werke der Impressionisten wie Débussy oder Ravel mag, will künftig Musik an besonderen Orten genießen. „Ich fahre gerne zu schönen Konzertsälen – habe die Oper in Sydney oder die Royal Albert Hall in London besucht. Nun steht die Elbphilharmonie in Hamburg auf dem Programm“, verrät sie.
Zur Musikschule
Die Städtische Musikschule – ehemals Jugendmusikschule – feiert 2023 ihr 70-jähriges Bestehen.Der Förderkreis der Städtischen Musikschule, gegründet 1972, wird 50 Jahre alt und plant am 17. September 2022 eine große Jubiläumsfeier. 2006/07 richtete Bärbel Frensch-Endreß das „Jeki“-Programm an den Schulen mit ein (später „JeKits“).Die Städtische Musikschule war immer auch erfolgreich beim Wettbewerb „Jugend musiziert“.