Mülheim. Das große Weihnachtskonzert der Musikschule Mülheim in der Stadthalle ist den Kindern und Jugendlichen toll gelungen. Voll war es auch.
Wenn bei einem Konzert in der Stadthalle Mülheim das Hochparkett geöffnet werden muss, um alle Zuhörer unterzubringen, dann handelt es sich oft um ein Konzert der Musikschule, wie am Samstag. Dabei war die Zahl der mitwirkenden Musiker entsprechend groß: Alle drei Orchester, das Concertino, das Sinfonieorchester und das Blasorchester präsentierten sich in der Stärke ausgewachsener Sinfonieorchester. Und was das Schönste war: Dieser Quantität entsprach auch die Qualität.
Händels „Halleluja“ ohne Pomp, aber mit echter Begeisterung
Das begann schon mit dem ersten Stück des Concertino unter der Leitung von Ruth Ansorge: Händels „Halleluja“ hatte nichts von dem sakralen Pomp, mit dem man es oft hört, sondern wirklich den „Drive“ einer begeisterten Volksmenge. Weitere, auch kess swingende Darbietungen dieses erstaunlichen Vororchesters provozierten heftigen Beifall und dieser wiederum eine Zugabe.
Dass natürlich noch eine deutliche Steigerung möglich war, zeigten anschließend das Sinfonie- und das Blasorchester, beide unter der Leitung von Kathrin Simons. Ersteres wagte sich an „dicke Brocken“, die man von großen Profi-Orchestern in den Ohren hat. Natürlich kann nicht deren technische Perfektion erreicht werden, aber die Eindringlichkeit und innere Spannung z.B. der Egmont-Ouvertüre, konnte unter die Haut gehen. Den Dialog zwischen Violine und Viola im zweiten Satz von Mozarts Doppelkonzert in Es-Dur gestalteten Leopold Kellermann und Katja Bömers belebt und mit differenziertem Ausdruck. Ein herrlich humoristischer Ulk die Zugabe über das mexikanische Volkslied „La Cucaracha“.
Blasorchester mit fast professionellem Big-Band-Sound
Den Abschluss bestritt dann Kathrin Simons mit ihrem angestammten Blasorchester, das mit (fast) professionellem Big-Band-Sound ein präzise swingendes Vergnügen bereitete, verbunden durch humorvoll gereimte Texte der Dirigentin, deren sprühende Musizierfreude ansteckend wirkte.
Es wäre sehr zu wünschen, wenn die noch offene Frage der endgültigen Leitung des Sinfonieorchesters im Sinne dieses Abends gelöst würde. Die letztendliche Vereinigung der beiden Orchester führte zu einem Riesenensemble von verblüffender Homogenität, zum Schluss natürlich in der unvermeidlichen „Petersburger Schlittenfahrt“.
Leistungsniveau strahlt in Nachbarstädte aus
Die bei solchen Gelegenheiten üblichen Ansprachen, Begrüßungen und Dankesbezeugungen mit vielen Blumen zeigten einmal mehr die seit langem in der Musikschule übliche familiäre Unverstelltheit. Sie bildet auch die menschliche Basis für ein Leistungsniveau, das in Nachbarstädte ausstrahlt.