Mülheim. Der Kreativstandort „Artronaut“ in Mülheim-Styrum erwacht zu erstem Leben mit einer Ausstellung mit dem israelischen Künstler Ovadia Alkara.
Große Dinge brauchen manchmal, was auch für den internationalen Kreativstandort „Artronaut“ in Mülheim-Styrum gilt. Erst warf Corona dem Initiator Heiner Breuer einige Knüppel zwischen die Beine, dann verzögerte der Mangel an Baustoffen die Verwandlung der ehemaligen Holzhandlung an der Oberhausener Straße 225 in ein großzügiges Ensemble aus Ateliers und Werkstätten, Künstlerwohnungen und Begegnungsräume.
Auch interessant
Wovon sich der großzügige Mäzen, der nach eigenem Bekunden aus Liebe zu Styrum einen siebenstelligen Betrag in sein künftig weit über Mülheim ausstrahlenden Projekt investieren will, jedoch nicht abschrecken lässt. Und deshalb nun kurzerhand zur Baustellenführung auf dem väterlichen Erbe einlud. Was zahlreiche Kunstinteressierte anzog, die zum Teil von weither nach Styrum gekommen waren, um sich über den Stand der Dinge zu informieren.
Idee: Mit Visionen den gebeutelten Stadtteil Styrum weiterentwickeln
„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, befand ein bekannter Politiker einst ungerührt. Doch just jene braucht es zweifelsohne, um den gebeutelten Stadtteil weiterzuentwickeln. Das Konzept für das „Artronaut“ ist glasklar definiert und ausgereift, doch bedarf es noch einiger Phantasie, sich das finale Gesamtkunstwerk vorzustellen. Befindet sich das ehemalige Verwaltungsgebäude, das von dem Architekten Gunvar Blanck derzeit umgestaltet wird, nämlich noch im Rohbau.
Mit lauter kahlen Wänden, noch unverglasten Fensterfronten, die später spektakuläre Ausblicke bieten, und eigenwilligen Stahlträgern, die einmal die gewaltige Last einer großen Bibliothek aufnehmen sollen. Was man sich dort Dank der Erläuterungen von Gunvar Blanck und Heiner Breuer bereits jetzt gut vorstellen kann, wurde in den wunderbaren Lagerhallen der ehemaligen Holzhandlung zur kreativen Herausforderung der von dem archaischen Charme des heruntergekommenen Ambientes faszinierten Gäste. Auf die dort geplanten Ateliers und Werkstätten darf man sich freuen, denn inspirierend wirken die weiten Flächen unter den beeindruckenden Dachkonstruktionen bereits jetzt.
Nichts Neues dagegen vom in der Nachbarschaft kritisch beäugten Leuchtturm, von dem manche fürchten, er böte allzu viele Einblicke in die eigene Intimsphäre. „Wir sind da noch im Entscheidungsprozess, ob und wie wir diesen Turm realisieren“, sagt Gunvar Blanck, der die Bedenken der Anwohner nicht wirklich nachvollziehen kann. Man müsse einfach abwarten, es sei auch eine politische Entscheidung.
Eine ganz und gar künstlerische Entscheidung war es dagegen, die große „Artronaut“-Ausstellungshalle mit einer Bilderschau des israelischen Malers Ovadia Alkara bereits jetzt zu eröffnen. Dessen Werke verbinden in raffinierten Schichtungen orientalische Ornamentik mit Reflektionen der westlichen Moderne und Motive der Vergangenheit mit Ausblicken auf eine dystopische Zukunft.
Die der 82-jährige Künstler sowohl in kleinformatigen Portraits und figurativen Tableaus thematisiert als auch in wandfüllenden Collagen von opulenter Detailliertheit geradezu als Wimmelbilder inszeniert. Dass sich Ovadia Alkara dabei stilistisch offen zeigt, mag irritieren, macht aber den Reiz dieser Ausstellung aus, die man durchaus als exemplarisch für das „Artronaut“-Konzept sehen kann.