Gelsenkirchen. Geballte Fassungslosigkeit in der Gelsenkirchener Lokalpolitik und der Bürgerschaft: Das drohende Aus der „Kaue“ bewegt viele Gemüter.
Mit einer solch riesigen Welle an Zuspruch und Solidarität hatte Professor Dr. Helmut Hasenkox nicht gerechnet: Den Geschäftsführer der Emschertainment GmbH und Betreiber der „Kaue“ in Schalke erreichten am Tag nach dem Bekanntwerden einer möglicher Schließung der Kulturspielstätte unzählige Nachrichten. „Fast alle waren völlig fassungslos über die Pläne – darunter auch etliche namhafte Künstler“, sagte Hasenkox.
Reaktionen aus der Gelsenkirchener Parteien-Landschaft
Die Emschertainment GmbH ist 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke. Diese hatten beim Eigentümer der Immobilie, der in Gelsenkirchen beheimateten Vewo Wohnungsverwaltung, den Mietvertrag der „Kaue“ zum 30. Juni gekündigt. Bereits am Montag hatten aber sowohl OB Karin Welge als auch Stadtwerke-Geschäftsführer Harald Förster versichert, gemeinsam mit allen Beteiligten nach einer Lösung zu suchen, die das drohende Aus für die „Kaue“ noch verhindern würde.
Zahlreiche Bürger und Parteienvertreter meldeten sich am Dienstag auch bei der WAZ zu Wort. „Für uns besteht kein Zweifel, dass die Kaue erhalten werden muss und das Thema im Rahmen der frisch beschlossenen Kulturentwicklungsplanung diskutiert werden sollte“, sagte Taner Ünalgan als kulturpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. Es gelte nun, nach Möglichkeiten zu suchen, die einerseits die „Kaue“ als Kulturort sichere, aber auch die Miet- und Nebenkosten in Höhe von 100.000 Euro pro Jahr erträglicher gestalte, so Ünalgan. Er führe Gespräche mit lokalen Kulturschaffenden, die signalisiert hätten, einen inhaltlichen Beitrag für ein attraktives Kulturprogramm in der „Kaue“ leisten zu können.
FDP: „Kaue soll als Leuchtturm-Projekt Gelsenkirchens erhalten bleiben“
„Es kann nicht sein, dass ein ehemaliger Geschäftsführer der Stadtwerke einen solchen Mietvertrag kündigt, ohne die Politik zu informieren“, zürnte Anne Schürmann, kulturpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Die „Kaue“ sei wichtiger Mosaikstein der vielfältigen Kulturlandschaft Gelsenkirchens. „Anders als die Heilig-Kreuz-Kirche bietet die Kaue das richtige Format für Rock und Pop, Kabarett und Parties“, so Schürmann. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Kaue als Leuchtturm-Projekt Gelsenkirchens behalten werden.“
WAZ-Leser Norbert Falkenhain schrieb an die Redaktion: „Frau Welge betont, dass die Kaue ein wichtiger Kulturort sei, dementsprechend erwarte ich auch Hilfe seitens der Stadt. Wenn es möglich ist, für mehrere Hunderttausend Euro Kunstrasenplätze zu fördern, sollte es bei der Kultur nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben.“
„Kaue“-Schließung wäre auch eine Image-Beschädigung für die Heilig-Kreuz-Kirche
Leser Dieter Schlimmer fragt: „Ist OB Welge und den zuständigen Fachleuten nicht bekannt, welche überregionale Bedeutung die Kaue für die Kulturszene hat?“ Mit der Aufgabe der „Kaue“ würde die Stadt ein weiteres Aushängeschild verlieren. „Gelsenkirchen wird bald nur noch als Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit und tristem Stadtbild wahrgenommen. Schade, dass das unseren gewählten Kommunalpolitikern anscheinend egal ist“, so Schlimmer. Er sei für ein Bürgerbegehren zum Erhalt der „Kaue“.
Alle Entscheidungsträger, die derzeit offenbar fieberhaft nach einer Lösung suchen, sollten zudem bedenken, dass die Heilig-Kreuz-Kirche als potenzieller Top-Spielort von Beginn an mit einem Makel und Image-Schaden behaftet wäre, sollte ihre Öffnung nur mit einer gleichzeitigen Schließung der „Kaue“ möglich sein.