Die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen-Ückendorf wird bis Sommer 2021 für 14 Millionen Euro zu einer besonderen Kulturspielstätte umgebaut.
Ein Labyrinth aus durchsichtigen Plastikrohren bahnt sich seinen Weg auf dem Dämmmaterial, das bereits im gesamten Innenraum der Heilig-Kreuz-Kirche verlegt ist. „Das wird unsere Fußbodenheizung“, sagt Architektin Kerstin Gäfke (47). Zeitnah wird nun der Estrich aufgetragen, der dann über die bevorstehenden Festtage trocknen soll, ehe Anfang 2021 zum Abschluss dieser Arbeiten noch eine Schutzbeschichtung aufgetragen wird. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Fertigstellung der Kulturkirche am Rande der Bochumer Straße in Ückendorf. Im Sommer 2021 soll dann alles fertig sein. „Und es sieht sehr gut aus, dass wir diesen Zeitplan einhalten“, betont Gäfke.
Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche profitiert von Fördermitteln
„Ich brenne für meine Baustellen und bin immer stolz, wenn ein Objekt dann endlich fertig wird“ erzählt die Bauprojektleiterin aus dem städtischen Referat Hochbau und Liegenschaften. Der Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche zu einer Kulturspielstätte liegt ihr aber ganz besonders am Herzen. Schließlich lebt Gäfke selbst in Gelsenkirchen, genauer gesagt: in Bulmke-Hüllen. Und es gebe kein anderes Bauprojekt, auf das sie im Freundeskreis und in der Nachbarschaft so oft angesprochen werde wie die Heilig-Kreuz-Kirche. Erwartungen und Vorfreude sind riesig.
Das von Kirchenbaumeister Josef Franke im Jahr 1929 hochgezogene Gotteshaus wird seit Januar 2019 aufwendig umgestaltet. Hier will die Emschertainment GmbH spätestens ab 2022 Konzerte, Kabarett und Kleinkunst auf eine ganz besondere Bühne bringen. Als Multifunktionshaus soll es aber künftig nicht nur als Kulturspielstätte, sondern auch als Kongresszentrum und Stadtteiltreffpunkt genutzt werden. Rund 14 Millionen Euro werden laut Architektin Gäfke investiert, darunter auch zahlreiche Mittel aus Fördertöpfen für Städtebau, die die EU, der Bund und das Land NRW zur Verfügung stellen. Etwa zehn Prozent der Gesamtsumme muss die Stadt Gelsenkirchen aufbringen.
650 bis 700 Besucher sollen hier nach der Fertigstellung bei Veranstaltungen Platz finden. 75 davon oben auf der Empore jener Kirche, die bis 2007 noch das Herz der katholischen Gemeinde in Ückendorf war. Das Raumgefühl ist für jeden Besucher schon beim Betreten der Baustelle ein imposantes. Dafür sorgen auch die Rundbögen an der bis zu 22 Meter hohen Decke der Kirche.
Nachhallzeit im Kircheninneren wird von zehn auf zwei Sekunden reduziert
Bei Räumlichkeiten von solchen Ausmaßen gehört es zu den größten Herausforderungen, bei Konzerten für die passende Akustik zu sorgen. Denn im Inneren einer Kirche hallt es normalerweise stets heftig. Genau deshalb werden an den Spielabenden nicht nur die prächtigen Kirchenfenster mit lärmabsorbierenden Stoffbahnen verhängt, sondern auch weitere Teile der Inneneinrichtung. „So wollen wir die Nachhallzeit von jetzt zehn auf dann zwei Sekunden reduzieren“, sagt Helmut Hasenkox (61), der Geschäftsführer der Emschertainment GmbH. Nur dann sei ein perfektes Klangerlebnis möglich.
Auch die Eventtechnik – wie Scheinwerfer, Traversen oder Lautsprecher – soll ab Januar 2021 eingebaut werden. „80 bis 90 Prozent der künftigen Veranstaltungen können wir dann mit dieser hochwertigen Grundausstattung bestreiten“, betont Hasenkox. Dadurch fallen in den meisten Fällen die zeitaufwendigen Auf- und Abbauarbeiten der Bühnenkonstruktion weg. Welche Künstler nach der Eröffnung als Erste in dieser hochspannenden Spielstätte auftreten werden, kann Hasenkox noch nicht verraten. Er bestätigt aber, dass auch in Künstlerkreisen die Neugier auf den neuen Auftrittsort riesig sei. „Ich bin mir sicher, dass wir hier zeitnah auch die ganz großen Namen der Kunst- und Kulturbranche begrüßen dürfen.“
An Veranstaltungsabenden herrscht eine Raumtemperatur von 22 Grad in der Kirche
Fertig ist auch schon das Nebengebäude, in dem künftig die Tische und Stühle gelagert werden können und in dem auch die WC-Anlagen untergebracht sind. Gerade werden Fliesen verlegt, der Einbau der Sanitäranlagen erfolge zeitnah, versichert Architektin Gäfke. Auch die Sanierung der aus Stahlbeton gefertigten Trägerstützen im Innenraum sei abgeschlossen. „Jede dieser Maßnahmen haben unsere Kollegen von der Unteren Denkmalbehörde mit wachsamen Blicken begleitet“, so Gäfke.
Zurück zur Fußbodenheizung: Diese soll für eine Grundtemperatur von 15 bis 16 Grad im Kircheninneren sorgen. Nur bei Veranstaltungen sorgt dann die bereits fertig im Kirchturm installierte Lüftungsanlage für einen Temperaturanstieg auf 22 Grad. „Das wird uns enorm dabei helfen, um Heizkosten zu sparen“, weiß Hasenkox. Schon jetzt kann er die Fertigstellung kaum erwarten: „Das ist ein Gebäude mit einem ganz besonderen Spirit. Und ich bin mir sicher, dass es ein echter Marketingfaktor wird, der ähnlich wie das Hans-Sachs-Haus oder der Wissenschaftspark zahlreiche Menschen von außerhalb nach Gelsenkirchen locken wird.“