Oberhausen. Klinik-Betreiber und KKO-Investor Ameos wurde zuletzt stark von Verdi kritisiert. Nun wehrt sich die Klinikleitung gegen „plakative Vorwürfe“.

Mehrere Klagen vor dem Arbeitsgericht, Protestaktionen für mehr Mitbestimmung, scharfe Kritik seitens der Gewerkschaft Verdi: Die Schweizer Holding Ameos, Betreiber der Einrichtungen des ehemaligen Katholischen Klinikums Oberhausen (KKO), musste zuletzt einiges einstecken. Nun wehrt sich die Klinikleitung gegen die Darstellung, Ameos würde Betriebsräte systematisch „kaltstellen“ und die gesetzlichen Grenzen der Mitbestimmungspflichten ausreizen. Den „plakativen Vorwurf“ der Gewerkschafter weise man „mit aller Entschiedenheit“ zurück“, begegnete Gerald Baehnisch, Sprecher von Ameos West, den Anschuldigungen.

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Dass Krankenhausleitung und Arbeitnehmervertreter nicht immer übereinstimmende Interessen hätten, liege „in der Natur der Sache“. Dennoch, so Baehnisch, pflege man eine „dialogorientierte Kommunikationskultur“ und einen „konstruktiven und regelmäßigen Austausch“ mit der Arbeitnehmervertretung. Bei „besonders wichtigen Themen“ werde der Betriebsrat umgehend informiert, der regelmäßige Austausch finde monatlich statt.

Unzufriedenheit mit Ameos: Mehrere Termine vor dem Arbeitsgericht Oberhausen

Dennoch ist man beim Betriebsrat so unzufrieden, dass im Juli weitere Verhandlungen am Arbeitsgericht anstehen. Die am 31. August 2020 gewählten Belegschaftsvertreter sehen sich in ihrer Arbeit eingeschränkt, weil sie nach eigener Aussage einen zu KKO-Zeiten genutzten Mail-Verteiler an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr nutzen dürfen. Zudem fühlt man sich zu lückenhaft über die Personalplanung informiert. Gleiches gilt für Neuanstellungen – was bereits einen Kammertermin im Juni zur Folge hatte. Ein Urteil wird für den 15. Juli erwartet. [Lesen Sie auch: Oberhausen: Ameos-Betriebsrat fordert mehr Mitbestimmung]

Der Betriebsrat dürfe die Mitarbeitenden „selbstverständlich per E-Mail informieren“, heißt es nun von Ameos-Sprecher Baehnisch. Dazu sei lediglich eine Info-Mail an jenen Dienstleister erforderlich, der sich bei Ameos um die interne Kommunikation kümmert. Zudem informiert die Klinikleitung die Arbeitnehmervertretung nach eigener Wahrnehmung rechtzeitig und umfassend über Neuanstellungen und Personalplanung. Ameos arbeite „vertrauensvoll und offen mit der Arbeitnehmervertretung zusammen“.

Ameos: Kommt es nach Kündigungen bei IT und Technik zu mehr Stellenkürzungen?

Seit 2019 in Oberhausen

Ameos hat 2019 das Bieterverfahren um die Übernahme des insolventen Katholischen Klinikums Oberhausen (KKO) gewonnen, Ende April 2020 wurde das Insolvenzverfahren abgeschlossen.Jetzt betreibt die Schweizer Holding in Oberhausen drei Krankenhäuser (St. Clemens, St. Josef und St. Marien). Zudem gehören die Pflegezentren Bischof-Keteller, Josefinum und St. Clemens sowie ein Reha-Zentrum und ein ambulanter Pflegedienst zu Ameos. Deutschlandweit hat Ameos 95 Einrichtungen.

Auch hatten im Juni Angestellte der IT-Abteilung geklagt, die laut Betriebsrat zum 31. März betriebsbedingt gekündigt worden waren. Ameos will „mit Rücksicht auf die betroffenen Mitarbeitenden“ keine Stellung zu den Gegenständen „einzelner schwebender Verfahren“ nehmen. Wie viele Mitarbeiter der IT-Abteilung gekündigt worden sind und ob nach Schließung der Technik-Abteilung zum 31. Dezember 2020 und den Kündigungen in der IT weitere Stellenkürzungen geplant sind: Dazu macht das Unternehmen auf Nachfrage keine Angaben.

Dennoch stehe natürlich die generelle Frage im Raum, warum einzelne Beschäftigte mitunter in Tochtergesellschaften der Ameos-Gruppe wechseln, räumt Sprecher Gerald Baehnisch ein. Verdi kritisiert dieses Ausgliederungsmodell häufig, weil es in Augen der Gewerkschaft für Beschäftigte meist eine Verschlechterung der Gehalts- und Arbeitssituation bedeutet.

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„Bei Ameos werden Mitarbeitende ähnlicher oder gleicher Profession in sogenannten Leistungseinheiten – beispielsweise auch in der IT oder auch Technik – zusammengefasst“, erläutert Baehnisch das Modell. Die Ameos-Gruppe praktiziere dies seit vielen Jahren „sehr erfolgreich“. Die Mitarbeiter profitieren laut Baehnisch so von „strukturierten und maßgeschneiderten Weiterbildungsangeboten und Möglichkeiten, sich innerhalb des spezialisierten Bereichs auch standortübergreifend weiterzuentwickeln.“ [Lesen Sie auch:Neue Verkaufsgerüchte beunruhigen Ameos-Klinik-Belegschaften]