Mülheim. Die Weißen Nächte des Theater an der Ruhr sollen wieder zahlreiche Besucher in den Raffelbergpark in Mülheim locken. Das Programm ist enorm.
Die „Weißen Nächte“ waren schon immer ein faszinierendes Stück Kultur. Diesmal hat das Theater an der Ruhr sie sogar zu einem fast dreiwöchigen Open-Air-Festival ausgeweitet. Vom 13. bis zum 28. August wird im Raffelbergpark ein pralles Kultur-Programm geboten – mit Theater, Konzerten, Poetry, Kunstparcours, Audiowalks und Expeditionen, Performances und Diskursen. Gleich am ersten Tag gibt es auch eine Theaterpremiere. Das Stück „Onkel Wanja. Into the trees“ von Anton Tschechow kommt auf die Bühne. „Ein prophetischer Text, der schon vor mehr als 100 Jahren die Klimakrise zu beschwören scheint“, sagt Regisseur Philipp Preuss.
Anders als sonst haben die „Weißen Nächte“ in diesem Jahr auch ein Leitmotiv. „Natur Retour“ ist das Festival überschrieben, also die Rückkehr der oder zur Natur. Alle auftretenden Künstler stellen einen Bezug zu diesem Thema her. „Natur Retour“ heißt auch der Kunstparcours durch Park und Theater, den Philipp Preuss geschaffen hat und der an allen Festival-Tagen begehbar ist. Er setzt sich mit einer neuen Definition von Natur und der daraus resultierenden Sichtweise auf Zeit und Historie auseinander.
Erste Woche: Klaviermusik und Theaterpremiere
Das Festival startet am Freitag, 13. August, um 18 Uhr. An diesem Abend wird zunächst die Performance „Unter Beobachtung: Amoesia vulgaris raffelbergensis“ gezeigt, um 19.15 Uhr folgt Poetry mit Bas Böttcher und um 19.30 Uhr wird der auch international gefeierte Pianist Martin Kohlstedt ein Konzert im Freien geben. Mit einem außergewöhnlichen Programm möchte er die „besonders tiefgreifende Beziehung zwischen Musik, Mensch und Natur“ verdeutlichen. Zum Schluss folgt dann um 21 Uhr die Premiere von „Onkel Wanja. Into the trees“. In der Produktion verbinden sich die Innenwelten der Figuren mit der Außenwelt der Natur, ebenso wie die Innenräume des Theaters mit dem Park. Erstmalig wird die historische Fassade des Theaters im Raffelbergpark selbst zu einer spektakulären Bühne und Projektionsfläche.
Auch am Samstag und Sonntag (14./15.) sind „Onkel Wanja“, Bas Böttcher und die Performance zu den selben Zeiten zu sehen. Zusätzlich gibt es am Samstag um 19 Uhr eine Expedition mit dem Förster Axel Freude und um 19.30 tritt die Band Ätna mit Electronica/Independent-Songs auf. Der Samstagabend geht um 23 Uhr zu Ende mit der Performance „The Life Story of Cornelius Johnson’s Olympic Oak & Other matters of survival“. Am Sonntag um 19.30 Uhr gibt das Duo Hundreds ein Konzert, es verbindet große Melodien mit elektronischen Beats und Klängen, beschwört Naturbilder herauf.
Zweite Woche: Expedition mit einer Zoodirektorin
Nach zwei Tagen Pause geht es am Mittwoch, 18. August, wieder ab 18 Uhr weiter im Programm. Mit einem ganz neuen Angebot: Ein Gedankengang mit einer Zoodirektorin ist geplant, außerdem weitere vier Expeditionen: ein Drama Walk am Rande einer Landstraße, eine Beuys-Hommage, ein „Ausflug zur Organismendemokratie“, eine Expedition im Unterland (alle um 19 Uhr). Um 20.30 Uhr folgt die Natur-Show „Mikroorgasmen überall“ mit Dominik Eulberg.
Während „Onkel Wanja. Into the trees“ fast täglich wiederholt wird, sind die gebuchten Poetry-Künstler und Musiker immer andere. Zu sehen und zu hören sind Jule Weber (Poetry, 19. und 20.8., 19.15), Luisa (Singer-Songwriterin,19.8., 19.30 Uhr) und Lisa Morgenstern (Gesang/Synthesizer, 20.8., 19.30 Uhr). Lettische Lieder präsentiert am Samstag, 21. August, um 19 Uhr der Kammer- und Theaterchor der Petrikirche. Außerdem gibt es um 19.15 Uhr Poetry mit Miedya Mahmod und um 19.30 Uhr Klaviermusik von Carlos Cipa. Auch der Sonntag steht im Zeichen der Musik. um 17 Uhr präsentiert eine Duisburger Formation die Musikcollage Jazzpiya, um 20 Uhr folgt ein Klanglandschaften-Konzert mit dem Nizamettin Aric Quartett. Dazwischen um 18.30 Uhr: eine Diskussion über türkische und europäische Politik mit Can Dündar.
Dritte Woche: Gedankengang mit einem Schriftsteller
Der dritte Block der „Weißen Nächte“ beginnt am Mittwoch, 25. August. Die Expeditionen des vorangegangenen Mittwochs werden wiederholt. Außerdem lädt Fabien Scheidler zu einem Diskurs über „Der Stoff, aus dem wir sind“ (20 Uhr), ab 21 Uhr spielt der Musiker und Konzeptkünstler Pantha du Prince „Formen von Stille“. Am Donnerstag und Freitag gibt es Poetry mit Florian Stein (19.15 Uhr). Schriftsteller Navid Kermani nimmt die Besucher mit auf einen Gedankengang (Do,19 Uhr), zu Konzert & Lesung laden Noma Omran und Rupert Seidel ein (Do,19.30 Uhr). Am Freitag kommt neben Theater, Poetry und Performance noch einmal der Pianist Martin Kohlstedt zum Konzert.
Moderate Eintrittspreise
Aufgrund der pandemischen Lage und der Ausweitung zum Festival muss für die Weißen Nächte erstmals Eintritt erhoben werden. Das Theater hat sich aber bemüht, eine für jeden Zuschauer bezahlbare Alternative zu entwickeln:In der Preiskategorie „Zahle, was du kannst“ kann der Preis ab 5 Euro voraussetzungslos selbst bestimmt werden. Der Normalpreis beträgt 25 Euro am Tag, im Rahmen der Grundsicherung bleibt der Eintritt frei.Der Vorverkauf hat begonnen. Die Vorbestellung läuft über das OnlineTicketing unter www.theater-an-der-ruhr.de, um die derzeit noch erforderliche Datenerfassung zu erleichtern.Freikarten im Rahmen der Grundsicherung sind telefonisch zu bestellen: 599 01 88.Das umfassende Hygienekonzept werde entsprechend der Lage angepasst und soll größtmöglichen Gesundheitsschutz für alle garantieren.
Das Weiße-Nächte-Festival endet am Samstag, 28. August. Noch einmal wird „Onkel Wanja. Into the trees“ (21 Uhr) gezeigt. Außerdem lockt Politiker Oliver Keymis zum Gedankengang (19 Uhr), es gibt Poetry mit Florian Stein (19.15 Uhr) und ein Konzert der Sängerin und Multi-Instrumentalistin Catt (19.30 Uhr).
Zum guten Schluss, um 23 Uhr, kann man Alain Croubalian am Piano erleben - und dabei einen letzten Blick werfen auf das von M.A. Littler mit Naturbildern illuminierte Solbad Raffelberg.
Das gesamte Programm finden Interessierte auf www.theater-an-der-ruhr.de oder unter diesem weisse-naechte.theater-an-der-ruhr.de.