Der 44-jährige Regisseur hat schon an vielen großen Häusern inszeniert. Im September hat seine dritte Mülheimer Regiearbeit Premiere.
Der renommierte, aus Österreich stammende Regisseur Philipp Preuss wird neues Mitglied der künstlerischen Leitung des Theaters an der Ruhr: Mit dieser positiven Nachricht überraschte gestern Sven Schlötcke, Geschäftsführer des Theaters, die Mitglieder des Kulturausschusses. Am Raffelberg hat Preuss bereits zwei Inszenierungen realisiert, zuletzt koppelte er Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ mit dem Klassiker „König Ubu“ von Alfred Jarry. Die Inszenierung wurde zum Bestentreffen der NRW-Theaterszene nach Münster eingeladen.
Im Moment arbeitet der 44-Jährige, der am Theater Leipzig das Siegerstück der 44. Theatertage, „Atlas“ von Thomas Köck in Szene gesetzt hat, mit dem Mülheimer Ensemble an einer Komödie von Hans-Magnus Enzensberger. „Der Untergang der Titanic“ von 1978 wird im September Premiere haben und reflektiert in den 33 Gesängen die trügerischen Versprechungen des Fortschritts ebenso wie auch das Scheitern des Sozialismus. Darüber hinaus wird er noch ein weiteres Stück inszenieren, in dem er sich mit dem französischen Autor Michel Houellebecq auseinandersetzt. Preuss hat bereits an vielen großen Häusern Regie geführt, unter anderem am Münchner Residenztheater, am Deutschen Theater in Berlin und am Volkstheater in Wien. Er wird nicht den inzwischen 85-jährigen Theatergründer Roberto Ciulli ersetzen, wie Schlötcke auf Nachfrage versicherte, die Personalie ist aber ein Baustein des sich schon seit einigen Jahren vollziehenden Generationswechsels. Ciulli, dessen Geburtstag unter anderem mit einem großen Interview in der Wochenzeitung Die Zeit gewürdigt wurde, inszeniert und spielt auch weiterhin am Raffelberg.
Von der wirtschaftlichen Situation des Theaters zeichnete Schlötcke ein positives Bild. Für die neue Spielzeit könnten Drittmittel von über einer Million Euro erwartet werden. Dabei handelt es sich beispielsweise um Gelder der Bundeskulturstiftung. Auch auf Koproduktionen setzt Schlötcke großen Wert und nennt als Partner der jüngsten Vergangenheit die Ruhrfestspiele, das Düsseldorfer Schauspielhaus und das Théâtre du Luxembourg.
Krise des Gastspielbetriebs
Einschließlich des Kartenverkaufs sei mit einem Ertrag in Höhe von zwei Millionen Euro zu rechnen. „Damit liegt die Eigenfinanzierungsquote bei 32 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt der Schauspielhäuser, der zwischen 8 und 20 Prozent liegt“, so Schlötcke. Eine äußerst schlanke Figur ermögliche diese gute Kostenstruktur. Die komplette Verwaltung würde von „knapp zwei“ Mitarbeitern gestemmt. Allerdings gebe es eine Krise des Gastspielbetriebs. Bei der Gründung vor fast 40 Jahren hatte sich das Theater als ein reisendes verstanden, was sich sowohl aufs Inland wie aufs Ausland bezog. Inzwischen wird in vielen Städten der Rotstift bei der Kultur angesetzt und andere Anbieter drängen auf den Markt. Von 2014 bis 2018 ist die Zuschauerzahl der Gastspiele deshalb von 13.280 auf 7.385 gefallen, hat sich also fast halbiert.
Die Mülheimer Besucherzahlen sind im gleichen Zeitraum um gut 4.500 auf 24.523 gestiegen. Das erfreuliche Plus dürfte vor allem aus dem Bereich Jugendtheater resultieren . Der Anteil der Schüler und Studenten stieg in diesem Zeitraum in vergleichbarer Größe auf 18.713 Zuschauer. Insgesamt sind in dieser Spielzeit rund 32.000 Zuschauer zum Raffelberg gekommen. Markus Püll (CDU) und Margarete Wietelmann (SPD) dankten dem Theater für ihre Anstrengungen.