Gelsenkirchen-Ückendorf. Die aktuelle Ausstellung „Mit anderen Augen II“ beim Bund Gelsenkirchener Künstler bestreiten Barbara Ring und Gerd Schneider erneut gemeinsam.
Eine erstaunliche Bandbreite der Möglichkeiten nutzen Barbara Ring und Gerd Schneider in der neuen Ausstellung des Bundes Gelsenkirchener Künstler (BGK). Unter dem Titel „Mit anderen Augen II“ treten die Grafikerin und Malerin und der Fotograf miteinander in einen Dialog, bei dem sich ihre unterschiedlichen Arbeiten ergänzen, überschneiden und schon durch die räumliche Gestaltung gegenseitig betonen.
Gerade einmal 16 Arbeiten breiten sich über die Wände aus und kommen durch die großzügige Anordnung teils eher kleinformatiger Arbeiten besonders zur Geltung. Barbara Ring ergänzt zufrieden: „Dadurch, dass wir diesmal offenbar keinerlei neue Einschränkungen durch die aktualisierte Corona-Schutzverordnung erwarten müssen, haben wir uns darauf verständigt, möglichst nicht mehr als 20 Gäste gleichzeitig hereinzulassen, um so auch die Räume mit einzubeziehen und als gestalterisches Element erfahrbar zu machen. Sie können sich einfach auch mehr Zeit nehmen.“
Starke, schlanke Hochformate für die abstrakte, ausschnitthafte Landschaftsmalerei von Ring und extrem querformatige Makrofotografien im Kleinformat von Schneider, bei denen er verschiedene Schärfentiefen kombiniert, fügen sich wie dafür gemacht zueinander.
Der Betrachter beim Gelsenkirchener Künstlerbund sucht bekannte Formen
Die Bilder scheinen die Motive fortzusetzen und fordern den Betrachter geradezu heraus, Formen und Farben aus den anderen Exponaten wiederzuerkennen. Ring stellt auf rundem Untergrund ihre „Black Birds“ neben Schneiders „Flight delayed“, herrlich grotesk. Denn die „schwarzen Vögel“ sind ein fotografischer Zufallsfund von einer Mauer mit Resten von Dämmstoffen, die sie grafisch in Szene gesetzt und aufgearbeitet hat. Schneiders Flugzeugwrack ist nicht allein „verspätet“, es ist offensichtlich notgelandet, ein Wrack vor der malerischen und dabei kargen Kulisse der Insel Island.
„Da stecken Geschichten drin“, meint der Fotograf schmunzelnd, ebenso wie auf dem Bild vor dem Gasometer, geschossen zwischen zwei aufgetürmten Reihen von Karossen auf einem Auto-Schrottplatz. Die Zeitgeschichte macht auch vor Motiven nicht halt: Kurz nachdem Schneider die Reihen und Muster von Reifen fotografierte, brach der verheerende Brand in dem Betrieb in Bochum aus. Der dann für den Schaden an der Stützwand der A 40 und die monatelange Sperrung Ursache war.
Ein Panzer bekommt Augen: Reif für einen Comic
Die Zusammenarbeit sorgt außerdem für ganz eigene Akzente, wenn Ring Folien über die Fotografien Schneiders legt und einem Panzer auf einem Truppenübungsplatz „Augen“ ausstanzt: „tanky panky“, wie in einem Comic-Strip. In dem „Lost train“, dem ausrangierten Waggon, scheint auf diese Art ein Ufo zu schweben, und Schneider stellt vier Bilder von ausgepowerten Batterien nebeneinander, die grafisch den Begriff „FULL“ nachbilden. Aus Schrottautos scheinen Bäume zu wachsen, ein abgewrackter Frachter wird zur „poppy old ferry“.
Was wie Wellen oder ferne Gebirgsketten erscheint, sind tatsächlich Glasscherben, die vor dem Objektiv ganz anders zur Wirkung kommen.
Eröffnung der Ausstellung im Domizil des Bundes Gelsenkirchener Künstler, Bergmannstraße 53, ist am Sonntag, 16. Januar, um 11 Uhr. Die Einführung übernimmt der Kunsthistoriker Dr. Bernd A. Gülker, das Rahmenprogramm bestreitet der Klangkünstler Günter Menger. Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar zu sehen, samstags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter 0209 177 8820. Es gilt die 2G-Regel, eingelassen werden sollen maximal 20 Besucher gleichzeitig.