Mülheim. Die Oldtimer-Sammlung von Tengelmann ist aufgelöst. Das Unternehmen beauftragte vor zwei Jahren einen Autohändler, die Wagen zu verkaufen.

Für Autos konnten sich Erivan und Karl-Erivan Haub begeistern, sie sammelten schöne alte Fahrzeuge. Auf dem Tengelmann-Gelände wurde mit dem Technikum sogar eine Halle gebaut, in der die Schätze wie in einem Museum präsentiert wurden. Die meisten Wagen hatten einen Bezug zur Unternehmensgeschichte. Mit der Aufgabe des Firmensitzes in Speldorf wurde die Sammlung aufgelöst. Autohändler Michael Fröhlich aus Mettmann erhielt den Auftrag, die 46 Oldtimer zu verkaufen. Heute kann er sagen: „Alle sind weg – bis auf einen.“

Schwerfällig wie ein Pferdefuhrwerk

Der gelbe Pierce Arrow aus der Tengelmann-Sammlung ist noch zu haben. Er stammt aus den 30er Jahren.
Der gelbe Pierce Arrow aus der Tengelmann-Sammlung ist noch zu haben. Er stammt aus den 30er Jahren. © Unbekannt | Fröhlich

Den gelben Pierce-Arrow (USA) – Baujahr 1931, 125 PS – hat der 71-Jährige noch nicht veräußern können. Ihn soll einst der Großvater von Karl-Erivan gefahren haben. Der schmucke Pkw kostet rund 200.000 Euro, er wäre - wenn er zu diesem Preis weggeht – auch der teuerste Wagen aus der Sammlung. Aber: „Vorkriegs-Autos gehen nicht mehr so gut. Die Menschen, die noch einen persönlichen Bezug zu diesen historischen Modellen haben, sind alle schon tot“, berichtet der Autohändler. Außerdem weiß er: „Die alten Wagen fahren so schwerfällig wie ein Pferdefuhrwerk, sie zu lenken ist Schwerstarbeit.“ Dennoch: Der Pierce-Arrow ist echtes Liebhaber-Stück, und einfach nur schön.

Oldtimer-Fachmann Fröhlich hat die Familie Tengelmann jahrelang begleitet, sie beraten, als das Technikum gebaut und eingerichtet wurde. Er hat im Auftrag der „autoverrückten Mülheimer“ auch nach Oldtimern gesucht und sie gefunden. „Die Kollektion war wunderschön und sympathisch. Überhaupt nicht protzig. Es waren keine Rolls Royce oder Bentleys dabei – dafür aber Käfer, Trabis, Lieferwagen und Dienstfahrzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten.“ Die Sammlung habe „die Motorisierung einer Unternehmerfamilie“ dokumentiert. Natürlich habe es auch einen Cadillac gegeben, mit dem man Gäste der Unternehmensführung abholen konnte, aber eben auch einen Kastenwagen mit Wissoll- Werbung.

Käfer und Trabi statt Rolls Royce

Die charmanten Oldies hat Michael Fröhlich im In- und Ausland verkauft. „Ich bin seit Jahrzehnten in der Szene, weiß, wer sich für welches Auto interessiert, habe Leute gezielt angesprochen“, berichtet er. Weil im Grunde keine echten Nobelkarossen dabei waren, sei sein Auftrag auch „kein Millionengeschäft“ gewesen. Näheres dazu sagt er nicht. „Die meisten Wagen waren im Besitz der Gesellschaft, Karl-Erivan Haub persönlich gehörten nur wenige“, erklärt ein Sprecher von Tengelmann. Der ehemalige Unternehmenschef ist nun schon seit drei Jahren verschollen.

Die schwarze Mercedes-Limousine (Baujahr etwa 1970), mit der Haub immer unterwegs war, hat Michael Fröhlich an einen russischen Geschäftsmann verkauft. „Als der hörte, wem der Wagen gehört, hat er sich gefreut. Denn er kannte Karl-Erivan Haub aus dem Skiurlaub“, erzählt er. Eine ganz besondere Erinnerung an dessen Vater Erivan hat der Autohändler auch noch in seiner Fahrzeughalle – eine lindgrüne Vespa, die er bisher aber noch nicht zum Verkauf angeboten hat.

Opel Olympia für Ausstellung in der Alten Dreherei

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Ein besonders hübsches Schätzchen aus der Tengelmann-Sammlung würde der Trägerverein der Alten Dreherei gerne für seine Dauerausstellung kaufen, die in einigen Wochen eröffnet werden soll. Es geht um einen orangefarbenen Opel Olympia aus den 50er Jahren, der von Tengelmann als Lieferfahrzeug genutzt wurde. Nicht Michael Fröhlich, sondern ein Zwischenhändler hat den Kastenwagen angeboten, der Verein hat den Zuschlag bekommen.

Der Knackpunkt: Das Auto muss technisch aufgearbeitet werden, insgesamt müsste ein fünfstelliger Euro-Betrag aufgebracht werden. „Es ist ein markantes Fahrzeug des Unternehmens und ein wertvolles Stück Mülheimer Geschichte. Wir bitten die Mülheimer um Spenden, um es reparieren und ausstellen zu können“, sagt Vorsitzender Martin Menke. Da man keinen Kfz-Brief zum Wagen erhalten konnte, werden auch noch Unterlagen, Fotos oder andere Dokumente zu dem Opel-Modell gesucht.

Verein würde auch gerne VW Käfer kaufen

Einen VW Käfer mit demselben Design könnte der Trägerverein auch noch erwerben. Er ist in wesentlich besserem technischen Zustand und war bis vor zwei Jahren zugelassen. Das Auto soll allerdings 38.000 Euro kosten. „Wenn wir kurzfristig keinen Sponsor finden, müssen wir diesen Traum wohl aufgeben, wir hoffen aber noch“, so Menke. Sollte ein Mülheimer Sammler den Oldtimer privat kaufen wollen, könne man den Kontakt herstellen.

Spenden für den „Wissoll-Opel“ (Stichwort) können bei der Sparkasse Mülheim eingezahlt werden unter IBAN 362 50000 0175 0561 57.