Oberhausen. Ein Gasstopp droht: Müssen Betriebe in Oberhausen die Produktion einstellen und bleibt die Heizung im Winter kalt? Die EVO gibt Antworten.
Die angekündigten Verteuerungen von Gas und Strom beunruhigen viele Oberhausener, doch örtliche Unternehmen befürchten noch Schlimmeres: Ein Gaslieferstopp würde einen Totalausfall ihrer Produktion bedeuten. Droht dann auch für Privatbürger ein kalter Winter?
Der Druck durch die Gräueltaten der russischen Armee in der Ukraine steigt jedenfalls: Mehrere EU-Staaten bringen ein Gasembargo gegen Russland als härteste Sanktion ins Spiel, der russische Präsident Wladimir Putin hat mehrfach gedroht, selbst den Gashahn zuzudrehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rief deshalb die Frühwarnstufe des dreistufigen Notfallplans Gas aus. Doch was bedeutet das jetzt für Oberhausen?
Hartmut Gieske, Vorstandschef der Energieversorgung Oberhausen (EVO), und seine Kollegen werden aktuell mit Nachfragen überschüttet. „Wir haben bislang noch keinen Versorgungsengpass“, beruhigt Gieske. Allerdings bereite sich der Energieversorger systematisch auf eine weitere Eskalation vor. „Es gibt bereits eine engmaschige Berichterstattung an die Bundesnetzagentur.“ Dabei griffen etablierte Notfallpläne.
Energieversorgung Oberhausen AG beliefert 75 Prozent der Kunden
Soll heißen: „Es liegen uns die Ansprechpartner aller möglicherweise betroffenen Kunden vor“, erläutert EVO-Vertriebsleiter Arnd Mucke. Entsprechende Notfall-Listen seien schon vor dem Ukraine-Krieg geführt worden – und würden einmal jährlich aktualisiert.
Ungefähr 1,2 Gigawattstunden Gas beträgt der Gesamtverbrauch in Oberhausen pro Jahr. 75 Prozent dieser Kunden werden von der Energieversorgung Oberhausen AG (EVO) beliefert. 25 Prozent davon gehen an die EVO-eigenen Heizkraftwerke. „Damit halten wir den Fernwärmebetrieb aufrecht“, führt Mucke aus. Zehn bis 15 Prozent fließen an größere Firmenkunden, der Rest an Kleinbetriebe und Privatkunden.
Gasreserven hält die EVO selbst nicht vor, bundesweit sind Gasspeicher derzeit nur zu 27 Prozent gefüllt. Bereits im Oktober 2021 meldete die ARD: „Vor allem Erdgasspeicher in Europa unter Kontrolle des russischen Gazprom-Konzerns sind Experten zufolge auffällig stark geleert.“ Die Bundesregierung wehrt sich jetzt mit Blick auf den nächsten Winter mit neuen gesetzlichen Vorgaben: Bis zum 1. November 2022 müssen die Speicher zu 90 Prozent gefüllt sein.
EVO führt Krisengespräche mit Anteilseignern und Oberbürgermeister Daniel Schranz
Sich kurzfristig anderweitig mit Gas einzudecken, sei für die EVO auch nicht möglich, räumt EVO-Technik-Vorstand Christian Basler ein. „Der Markt ist leer – und größere Flüssiggasterminals, die etwa Lieferungen aus den USA zwischenlagern könnten, sind erst 2026 fertig.“ Damit bliebe Oberhausen bei einem Lieferausfall nur die Anwendung der vorgeschriebenen Notfallmaßnahmen.
Dabei ist festgelegt: Privathaushalte, soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenheime sowie Anlagen zur Fernwärme-Erzeugung (auch die der EVO selbst) würden in jedem Fall weiterbeliefert. „Privatkunden müssen sich also keine Sorgen darum machen, dass ihre Heizungen im nächsten Winter kalt bleiben“, beteuert Gieske.
So lässt sich Energie einsparen
Energiesparen in Zeiten weiter steigender Preise liegt im Trend. Die EVO gibt dazu unter anderem folgende Tipps: Wer die Heizung um ein Prozent drosselt, kann den jährlichen Energieverbrauch um rund sechs Prozent senken.Noch einmal bis zu fünf Prozent weniger schlagen zu Buche, wenn man Standby-Geräte über Nacht komplett ausschaltet. Und wer nur drei Minuten kürzer duscht, sorgt sogar für eine jährliche Ersparnis von rund 150 Euro. Weitere Informationen zum Thema hält der Energieversorger auf seiner Homepage bereit: evo-energie.de/energiesparen.
Auf dem Trocknen blieben im schlimmsten Fall aber 35 von 42 größeren EVO-Firmenkunden. „Alle anderen, auch die Kleinunternehmen, würden ihr Gas weiter erhalten.“ Alle von einem möglichen Gasstopp betroffenen Betriebe seien bereits kontaktiert worden. „Es laufen Krisengespräche, Oberbürgermeister Daniel Schranz ist dabei genauso im Boot wie unsere Anteilseigner“, betont Gieske. Denn sollte es tatsächlich zu einem Embargo kommen, stehen viele Produktionsanlagen in der Stadt auf unbestimmte Zeit still. Für die Arbeitnehmer bedeutete dies Kurzarbeit – mit ungewissem Ausgang.
Eines aber steht schon jetzt fest: Durch die Preisspekulationen auf den Energiemärkten angesichts der unsicheren Zeiten sieht sich die EVO gezwungen, ihre Preise für Strom und Gas nochmals anzuheben. Um wie viel Prozent genau will die EVO erst in der kommenden Woche bekanntgeben.