Oberhausen. Oberhausener Stadtmanager, vom Sparkassen-Vorstand bis zum Chef des Energieversorgers, verdienen bis zu 343.000 Euro. Die Lohnliste im Überblick.

Wer verdient wie viel Geld? Über dieses Thema hat – weltweit eine Ausnahmeerscheinung – unsere Gesellschaft ein Schweigegelübde abgelegt. In Kneipen, unter Freunden redet man eher noch über Liebesbeziehungen, Kirchenaustritte oder den Glauben an Gott als über Geldanlagen, Kredite und Gehälter. Nach einer Umfrage der Meinungsforscher von Kantar im Auftrag der Postbank von Juni 2021 halten 70 Prozent der Deutschen allgemeine Themen rund ums Geld für ein Tabu­thema. Noch höher dürften die Quoten für konkrete Zahlen über Einkommen und Vermögen liegen. In den USA ist man dagegen stolz darauf, dass man es geschafft hat – und nennt konkrete Gehälter, selbst auf Partys unter flüchtigen Bekannten.

Deshalb ist es durchaus verständlich, dass die Geschäftsführer und Vorstände der über 40 Beteiligungsgesellschaften der Stadt Oberhausen es nicht besonders angenehm finden, dass diese Redaktion ihre Einkommen fein säuberlich Jahr für Jahr veröffentlicht. Doch wer bei einer städtischen Gesellschaft Verantwortung für einen Gutteil von Steuergeldern und Abgaben trägt, der muss da durch: Die Bevölkerung sollte Cent für Cent wissen, wofür Gebühren, Abgaben und Steuern verwendet werden.

Deshalb freuen sich nicht wenige Bürger auf den besonderen Tagesordnungspunkt im Haupt- und Finanzausschuss – unter TOP 10 hieß es dort im Dezember 2021 nur nüchtern: „Beteiligungsbericht 2020“. Dieser enthält vor allem sehr umfangreich die wirtschaftliche Lage der verschiedenen Firmen. Ziemlich versteckt auf den Seiten 401 bis 407 befinden sich in dem 426-Seiten-Werk aber auch die Vergütungen der Manager der Stadtgesellschaften des gesamten Jahres 2020 – sowie der Aufsichtsräte.

Grundlage ist das NRW-Transparenzgesetz für öffentliche Unternehmen, nach dem seit 2010 die Vergütungen von Geschäftsführern und Aufsichtsräten individualisiert ausgewiesen werden müssen – auch um Missbrauch durch die Kontrolle der breiten Öffentlichkeit vorzubeugen.

Wer als Vorstandschef beruflich mit Energie zu tun hat, verdient schnell mehr Geld als Oberbürgermeister Daniel Schranz (Bildmitte): Die jetzigen EVO-Vorstände Christian Basler (links, seit 1. Januar 2021 für Bernd Homberg) und Hartmut Gieske bei kaltem Wetter vor der EVO-Zentrale an der Danziger Straße am Rande der Oberhausener Innenstadt.
Wer als Vorstandschef beruflich mit Energie zu tun hat, verdient schnell mehr Geld als Oberbürgermeister Daniel Schranz (Bildmitte): Die jetzigen EVO-Vorstände Christian Basler (links, seit 1. Januar 2021 für Bernd Homberg) und Hartmut Gieske bei kaltem Wetter vor der EVO-Zentrale an der Danziger Straße am Rande der Oberhausener Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

So kann man gut erkennen, dass die Vorstände der Energieversorgungsunternehmen und der Sparkassen zu den Spitzenverdienern in ganz NRW zählen, erst recht aber in einer Stadt wie Oberhausen. Bei der Energieversorgung Oberhausen (EVO), an der die Stadt und EON/RWE zu je 50 Prozent beteiligt sind, erhalten drei Manager jeweils mehr als 200.000 Euro: Die EVO-Vorstände Hartmut Gieske und Bernd Homberg (Ende 2020 ausgeschieden) kassieren fast 280.000 Euro, Netz-Manager Jörn Schneider über 220.000 Euro – macht zusammen über 777.000 Euro. Damit liegen die Gehälter auf ähnlichem Niveau wie 2019.

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Gut verdient erst recht die Führung der Stadtsparkasse Oberhausen – und hat gleichzeitig gespart: Waren es 2018 mit drei Managern noch über 960.000 Euro, die für den Vorstand abgezweigt werden mussten, so leiten jetzt mit Oliver Mebus und Thomas Gäng nur noch zwei Bankkaufleute den Finanz-Marktführer vor Ort. Sie verdienten im Jahre 2020 zusammen knapp 646.000 Euro – ein Kostenvorteil von 33 Prozent. Ihre Gehälter (Mebus: 342.700 Euro, Gäng: 303.100 Euro) stiegen innerhalb eines Jahres von 2019 auf 2020 im Schnitt um 4,7 Prozent. Dagegen musste sich Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp mit einem Plus von 2,4 Prozent begnügen – mit einem Zuschlag von 5400 Euro liegt er nun bei 231.000 Euro.

Stehen weiter an der Spitze der Gehaltsliste städtischer Gesellschaften in Oberhausen: Oliver Mebus (links) und Thomas Gäng führen gemeinsam die Stadtsparkasse Oberhausen.
Stehen weiter an der Spitze der Gehaltsliste städtischer Gesellschaften in Oberhausen: Oliver Mebus (links) und Thomas Gäng führen gemeinsam die Stadtsparkasse Oberhausen. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Im Jahre 2020 erlebte die Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) ihr letztes Jahr in (nahezu) voller Blüte: Der allergrößte Teil wurde in den kommunalen Eigenbetrieb „Servicebetriebe Oberhausen“ (SBO) umgewandelt. OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt, seit Geburt der Gesellschaft vor 20 Jahren einer der bestbezahlten Stadtmanager von Oberhausen, verdiente 2020 als Chef von über 600 Beschäftigten nochmals 220.500 Euro. Die OGM existiert seit 2021 nur noch als Kleinfirma, Hartmut Schmidt wickelte 2021 mit einem Mini-Team Restarbeiten ab – sein Gehalt für diese Tätigkeit wird allerdings erst im nächsten Beteiligungsbericht genannt.

Die Chefs der Stadttöchter OGM, WBO, Stoag, GMVA und EVO kassierten jedenfalls auch im Jahr 2020 mehr Gehalt als der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz, der etwa auf 170.000 Euro Jahreseinkommen plus 20.000 Euro aus Nebentätigkeiten (Kontrollen der Unternehmen in Aufsichtsräten) kommt.