Mülheim. Die 2G-Kontrollen sind für die meisten Einzelhändler in Mülheims Innenstadt machbar. Wie die Kundinnen und Kunden auf die neuen Regeln reagieren.
Der Handelsverband beklagt, dass das Weihnachtsgeschäft im Ruhrgebiet nicht gut läuft. Die Händler vermelden wenig Frequenz. Die Einführung der 2G-Regel bereitet ihnen aber wohl keine allzu großen Probleme. Das gilt auch für die Einzelhändler in der Mülheimer Innenstadt.
Die neue Verordnung gilt seit Samstag - bis Dienstag gibt es aber noch eine Übergangsfrist. Es darf noch stichprobenartig kontrolliert werden, ab Mittwoch muss dann jeder Kunde, der hereinkommt, Impfausweis oder Genesenen-Zertifikat und Personalausweis oder Führerschein vorlegen. Fast alle Einzelhändler in der City haben die Kontrolle am Eingang aber direkt eingeführt.
Mülheimer Händler: „Die Kunden sind bisher alle lieb und nett“
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Auch Rüdiger Espitte von Tepel, dem Laden für Schlüsseldienst und Schließsysteme, am Löhberg. Am Eingang hat er ein kleines Tischchen aufgestellt, dort wird geprüft. „Zuerst frage ich nach dem Anliegen. Dann scanne ich den QR-Code ein und schaue mir den Personalausweis an. Stimmt alles überein, darf der Kunde sich frei im Laden bewegen“, erklärt er. In seinem kleinen Ladenlokal sei all das gut zu bewerkstelligen, kein großes Problem. „Und die Kunden, die am Samstag hier waren, waren alle lieb und nett, Ärger gab es nicht.“
„Viele Kunden zeigen ihr Impfzertifikat schon von Weitem oder haben Handy und Personalausweis schon in der Hand“, berichtet auch Marion Jakobs von der Kofferecke. Am Samstag habe es nur einige wenige Kunden gegeben, die man wegen fehlender Zertifikate wegschicken musste. „Die sind dann aber ohne Murren abgerauscht“, so die Verkäuferin. Eine Kundin, die Montagmorgen hereinschaut, hat eine Plastikhülle in der Hand. Auf der einen Seite ist der kleine Impfausweis aus der Apotheke, auf der anderen der Personalausweis zu sehen. „Praktisch“ finden das beide Frauen.
„Wegen der hohen Zahlen kommen weniger Leute in die Stadt“
Genauso unaufgeregt wie im Koffer- und Taschenladen geht es auch bei Ursula Weber bei Julia Moden zu. „Die Kunden sind alle einverstanden, keiner hat bisher über die Kontrolle gemeckert. Wir haben auch viele Stammkunden, von denen wir aus Gesprächen wissen, dass sie geimpft sind. Dennoch kontrollieren wir sie natürlich“, sagt sie. Nicht 2G verhagele den Einzelhändlern das Geschäft. „Seit die Zahlen so gestiegen sind, sind einfach weniger Leute in der Stadt. Das ist hier so und - wie man hört - auch in den größeren Städten.“
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„Die Kundenfrequenz ist hier in der City schon seit einiger Zeit am untersten Limit“, sagt auch Julian Schick vom Good-Life-Store. Er und seine Aushilfen kontrollieren am Eingang auf 2G, bisher funktioniert es gut. Aber: „Ein bisschen Mehraufwand ist es schon. Da ich alleine im Laden bin, kann es passieren, dass ich aus einem Verkaufsgespräch gerissen werde, weil jemand rein will und kontrolliert werden muss.“ Es lohne sich für kleine Läden nicht, für diese Aufgabe jemanden extra einzustellen.
„2G-Regel verursacht etwas Mehraufwand, aber es geht“
Von „etwas Mehraufwand“ spricht auch Marion Jakobs in der Kofferecke. Auch sie ist meist alleine im Laden. „Beratung, Ware aus- und einpacken, Kontrolle - und das alles gleichzeitig. Das ist schon mehr Arbeit, aber es geht“, sagt sie. Ihre Eingangstür hat sie mit einem Desinfektionsspender verbarrikadiert, damit keiner einfach reinrauscht Auch in die Bilderfabrik Pro Foto kommt man erst mal nicht hinein. „Am Eingang stehen bleiben!“ ruft ein Mitarbeiter von hinten und erklärt später: „Die Kunden ziehen eigentlich alle mit.“
Stichproben durch Ordnungsamt
Ob die Händler die 2G-Kontrollen auch wirklich durchführen, prüft das Ordnungsamt der Stadt Mülheim stichprobenartig.Hält sich ein Ladeninhaber nicht an die Vorschrift, gilt das laut Stadtsprecher Volker Wiebels als Ordnungswidrigkeit und zieht ein Bußgeld nach sich, das zwischen 1000 und 2000 Euro liegt.
Im Forum verkaufen die Hälfte der Geschäfte Waren des täglichen Bedarfs, sie sind deshalb nicht an die 2G-Regelung gebunden. Vor Bäckerei, Optiker, Parfümerie haben sich kurze Schlangen gebildet. Die Bekleidungsgeschäfte sind am Montagvormittag nicht so stark frequentiert, die Eingänge sind verschmälert worden - durch Kleiderständer und Tischchen wie bei Tedy und Gerry Weber oder rot-weißes Flatterband wie bei Bijou Brigitte.
Weihnachtsmänner scannen den QR-Coden
Bei H&M steht eine Mitarbeiterin am Eingang und scannt die QR-Codes von den Kundenhandys ein. Vor TK Maxx sind zwei Weihnachtsmänner mit rot-weißen Mützen und neongelben Westen im Einsatz und kontrollieren schon draußen vor dem Eingang. Da muss mancher Kunde schmunzeln.
Wer hinterher noch Glühwein trinken will in Belli’s Glühweinhütte vor dem Forum, hält wegen 2G seine Dokumente ebenfalls bereit. „Die Leute sind verständnisvoll, keiner motzt rum“, sagt Norbert Bellenbaum. Allerdings ist auch sein Stand bzw. Zelt wesentlich weniger frequentiert als in den Vorjahren. „Es kommen keine Gruppen und wenn an einem Tisch zwei Leute stehen, stellt sich keiner mehr daneben. Die Leute sind vorsichtig.“