Mülheim. Sporteinrichtungen klagen, Testzentren boomen: Wie sich Mülheimer Testzentren vor dem erwartbaren Andrang wegen der geltenden 2G+-Regeln wappnen.

Ein kurzer Blick in die Termin-Abfrage beim DRK-Testzentrum am Luftschiffhangar macht Dienstagnachmittag klar: Zu Silvester wird’s eng mit einem Termin, keine 50 Optionen gibt es mehr. „Das war abzusehen, dass großer Bedarf herrschen wird“, sagt Daniel Dreier, Sprecher der WDL, und berichtet von 4500 Testungen über die Weihnachtstage – als noch gar keine Verschärfungen galten. Dabei lobt er ausdrücklich die ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DRK. „Da muss man den Hut vor ziehen“, sagt Dreier beeindruckt angesichts des großen Andrangs zu Weihnachten, sodass weit über das Normalmaß hinaus gearbeitet wurde.

Termine buchen entspannt am Mülheimer Testzentrum Kunden wie Personal

Rund 70 Testungen sind pro halbe Stunde möglich – wenn alles problemlos läuft. Um das zu gewährleisten, bittet Dreier, unbedingt einen Termin für einen Test zu buchen. Nur so können die DRK-Teams vor Ort effizient alle Anmeldungen ohne Zeitverzug und damit ohne Wartezeit bearbeiten. Sobald jemand mit Problemen bei der Anmeldung oder gar gänzlich ohne Termin kommt, bringe das den gesamten Ablauf durcheinander. „Die Anmeldung immer mitnehmen!“, lautet Dreiers dringliche Bitte an Test-Interessierte. Allerdings ist offenkundig, wie rapide die Terminoptionen über den Tag abnehmen, auch wegen des wachsenden Kinderanteils. Schon mittags gibt es für den Dienstag keine 20 Termine mehr.

Für Silvester dagegen wurde bereits am Mittwoch das Angebot erhöht, doch wegen der großen Nachfrage nimmt die Anzahl stetig ab. Daniel Dreier zeigt sich zuversichtlich: „Solange das Personal und der Ablauf das zulassen, behalten wir das im Blick und stocken auch noch mal auf.“ Was im Fall dieses Testzentrums sowohl Corona-Antigen-Tests als auch PCR-Tests bedeutet, die derzeit gleichermaßen vermehrt nachgefragt werden. Die Stimmung bei den Teams sei trotz der vielen Arbeit sehr gut, soweit es die Umstände zuließen, sagt Dreier. Inzwischen existiere schon eine Art Stammkundschaft, die zu Weihnachten auch mal Geschenke mitbrachte oder im Sommer ein Eis

Weniger Sportler im Mülheimer Fitnesszentrum

Beim Fitnessstudio Be Fit Mülheim an der Weseler Straße berichtet Laura Pinczes von deutlich weniger Besuchern. „Viel, viel weniger“, sagt sie, „auf jeden Fall.“ So mussten schon am Dienstag einige Kurse ausfallen, weil zu wenige Interessenten kamen, es hielten sich statt üblicherweise über 50 Trainierende nur gute 20 in den Innenräumen auf. Nicht alle nahmen die Neuerungen gelassen, erzählt Pinczes. „Manche reagieren nicht gut. Ein Mann wollte gleich seine Kündigung einreichen.“ Denn ohne die vorgeschriebenen Dokumente erhält niemand Zutritt.

Das machte sich bereits deutlich im Testzentrum im Rhein-Ruhr-Zentrum bemerkbar, das bereits am Montag erhebliche Zuwächse an Nachfragen verzeichnete. „Da waren es wegen der Kinder schon 50 Prozent mehr“, sagt der Leiter Erdal Demircan. Denn die Kinder gelten jetzt als ungetestet, weil die Schultestungen ja wegfallen. Fürs Shoppen oder für den Schwimmbadbesuch ist dementsprechend ein Test ab sechs Jahren zwingend nötig. Am Dienstag dann kamen laut Demircan „noch mal 40 Prozent mehr, darunter erstaunlich viele Erwachsene“, die ein Schwimmbad oder Fitness-Studio besuchen wollten. Die Stimmung der Kunden sei – anders als zu Beginn des Dezembers – sehr gut.

Auch am Rhein-Ruhr-Zentrum rechnen sie mit einem höheren Testaufkommen

Das Team von Demircan bietet mit seinem luftgefilterten und geheizten Zelt für ein Walk-In auch beste Voraussetzungen, den Kunden ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Für Silvester rechnet das Testzentrum im RZZ mit erheblichem Aufkommen, da werden wohl alle drei Teststationen geöffnet sein – und zwar weit über die Öffnungszeiten des Rhein-Ruhr-Zentrums hinaus. Während die Geschäfte bereits um 14 Uhr schließen, wird das Testzentrum von 9 bis 20 Uhr geöffnet sein.

Über einen sehr großen Zuwachs an Testwilligen berichtet auch Elvan Cetinkaya, Leiterin vom Corona Schnelltest Stadion Styrum. Vor allem Kinder kamen vorbei, um sich den notwendigen Test abzuholen, offensichtlich wollen viele in den Weihnachtsferien schwimmen gehen, sagt Cetinkaya. Darüber hinaus kamen viele sporteifrige Erwachsene, die ein Fitness-Studio besuchen wollten, wo derzeit ein aktueller, negativer Test vorgelegt werden muss, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.

Warum 2G+ eingeführt wurde

Wegen der deutlich höheren Aggressivität der Omikron-Variante gelten seit Dienstag, 28. Dezember, neue Regeln insbesondere für die Sportausübung in Innenräumen, da beim Sport keine Masken getragen werden können.Daher gilt derzeit die 2G+-Regel, es muss also zusätzlich zu Geimpft- und Genesen-Nachweisen noch ein aktueller negativer Testnachweis vorgelegt werden, der nicht älter ist als 24 Stunden ist. Ein negativer PCR-Test behält für 48 Stunden seine Gültigkeit.Schülerinnen und Schüler müssen überall dort einen aktuellen negativen Test vorzeigen, wo die 2G-Regel gilt, also im ÖPNV genauso wie im Einzelhandel. Ein Schülerausweis, wie während der Schulzeit, reicht nicht mehr aus. Die neue Coronaschutzverordung gilt zunächst bis zum 12. Januar 2022.

Vielen Schwimmern ist der Testaufwand zu hoch

Wie aber sieht es in den beiden Schwimmbädern aus? Betriebsleiter Oliver Sander vom Hallenbad Süd kann nur tief seufzen. „Es ist erschreckend! Ein ganz massiver Rückgang der Gäste.“ Trotz des genügsamen, sehr verständnisvollen Publikums, wie Sander sich ausdrückt, war doch einigen der Aufwand zu groß, sich erst testen zu lassen, um dann endlich schwimmen gehen zu können. Die meisten Gäste wussten Bescheid, kamen gut vorbereitet. Einige derer, die ohne Test weggeschickt werden mussten, kamen wenig später mit erfolgreich durchgeführtem Test wieder. Andere zogen ziemlich mürrisch von dannen, wie Sander bedauert. Vom Friedrich-Wennbad-Bad dagegen heißt es, der Besuch liefe ganz normal, wie an anderen Tagen auch.

Beim Fitness- und Wellnessclub Sporting kann Leiter Peter Bensberg ebenfalls keine Veränderungen feststellen. Die Mitglieder seien sehr gesundheitsinteressiert, die meisten nicht nur vollständig geimpft, sondern auch geboostert. Alle zeigten viel Verständnis für die Mitarbeiter, die sich an die jetzt geltenden strengeren Auflagen halten müssten.