Mülheim. Das Kolumbarium an der Augustastraße in Mülheim ist erweitert worden. Die Bestatterfamilie Helmus-Fohrmann hatte gleich mehrere Gründe dafür.
Immer mehr Hinterbliebene wählen für ihre verstorbenen Angehörigen eine Feuerbestattung – und so steigt auch der Bedarf an Urnengrabstätten. Die Bestatter-Familie Helmus-Fohrmann hat darauf schon vor sieben Jahren reagiert. Sie ließ 2013 an der Augustastraße ein kleines Kolumbarium mit goldener Rotunde errichten. Drei Jahre später schon baute sie wegen Platzmangels an. Jetzt ist ein weiterer Erweiterungsbau dazugekommen: ein großes stilvolles Gebäude mit einem ganz besonderem architektonischen Konzept.
Mülheimer Kolumbarium: Großer Bedarf an Urnengrabstätten
„Eigentlich war die Erweiterung erst für 2025 geplant, aber der Bedarf war einfach so groß, dass wir jetzt schon gebaut haben“, berichtet Stefan Helmus-Fohrmann. Da die Kapazität von bislang 400 Urnenkammern fast ausgeschöpft war, hat man nun noch mal Platz für 600 Grabstätten geschaffen. Der dritte Trakt ist über einen hübschen kleinen Innenhof mit den anderen Gebäuden verbunden. Auch die Baumaterialien korrespondieren. Für den Neubau wurde zuvor ein altes marodes Wohnhaus abgerissen.
Die Urnenwände sind aus Nussbaumholz angefertigt. Entscheiden kann man sich für eine geschlossene, nicht einsehbare Urnenkammer oder eine Variante mit Glasfenstern. Jede Kammer verfügt über eine kleine Ablage, auf der Angehörige etwas Schönes aufstellen können – eine Blume, ein Foto, einen Gegenstand, der dem Verstorbenen wichtig war. „Die Ruhezeit ist auf zwölf Jahre angelegt, danach kann man aber individuell verlängern“, erklärt Mirjam Helmus-Fohrmann.
Spannendes architektonisches Thema
Viele Gespräche haben die Bauherren mit den Architekten vom Architekturbüro Kamieth geführt, die schon den Bau der ersten beiden Urnengebäude geplant haben. „Das war für uns ein spannendes Thema, es ging um etwas Außergewöhnliches. Im Zentrum des architektonischen Konzepts stehen natürlich die Urnenkammern, auf die alles zugeschnitten ist“, sagt Architektin Sonja Grünert.
Zielsetzung sei es gewesen, eine modernes Gebäude zu schaffen, das aber auch etwas Sakrales besitze. Eine Galerie, eine freie Treppe und ein Verabschiedungsraum gehen offen ineinander über. Weiße Wände, kleine Beton-Säulen, Urnenwände aus Nußbaumholz, ein Natursteinboden aus Travertin (häufig für Sakralbauten genutzt), goldgelbe Fenster und Naturholz-Holzbänke schaffen ein harmonisches, organisches und friedliches Ambiente. Schaut man durch das Dachfenster im Verabschiedungsraum, kann man direkt in den Himmel sehen. https://www.waz.de/staedte/muelheim/iframe-newsletter-waz-muelheim-anmeldemaske-id227813543.html
Auch ein Ort der Begegnung
„Sitzmöglichkeiten sind uns sehr wichtig, denn dies ist auch ein Ort der Begegnung. Die Leute sitzen hier im Trockenen und kommen mit anderen Besuchern ins Gespräch. Das ist auch eine Art Trauerarbeit“, weiß Mirjam Helmus-Fohrmann. Ein Urnenhaus sei für viele Leute heute eine gute Alternative zum Friedhof. „Oft wohnen Familienmitglieder ja heutzutage weit auseinander, die Grabpflege gestaltet sich schwierig. Diese Beisetzungsart passt in die heutige Zeit“, erklären die Bestatter.
Viel Geld haben sie in die neuen – barrierefreien, kameraüberwachten, beheizten – Räume investiert. Die gesamte Anlage gilt formal als Friedhof, Träger ist die altkatholische Gemeinde Essen-Mülheim. Am 1. November wird die Begräbnisstätte offiziell eröffnet – mit einer kleinen Feier unter Corona-Bedingungen. Das Kolumbarium ist rund um die Uhr zugänglich, die Türen stehen von 9 bis 16 Uhr offen, zu den restlichen Zeiten können Besucher mit einem Zugangscode hineinkommen. In den bereits bestehenden Gebäuden ist eigentlich immer jemand zu Gast. „Das Haus füllt sich mit Leben“, sagt Mirjam Helmus-Fohrmann.