Oberhausen. Erste FFP2-Masken sind gratis an Risikopatienten ausgegeben worden. Chaos blieb vor den Oberhausener Apotheken aus, doch Kunden mussten warten.

Die Warteschlange schlängelt sich von der Falkensteinstraße um die Ecke bis in die Karl-Steinhauer-Straße. „Denk dran, hinten anstellen“, rufen zwei ältere Männer scherzhaft einem Neuankömmling entgegen. Auf Abstand stehen sie hier am Eingang vor der Fortuna-Apotheke in Oberhausen – und sie üben sich in Geduld. Menschen über 60 Jahren und Risikopatienten können sich an diesem Dienstagmorgen zum ersten Mal eine Gratis-Schutzmaske abholen. Merkt man das? Und ob!

Drinnen hat das Personal von Apotheker Ulf Brenne in einer Tour zu tun. Sie winken nach und nach die Kunden in die Verkaufsräume des Eckgebäudes. Klar: Im Inneren darf es nicht zu voll werden. „Wir haben um 8.15 Uhr geöffnet und wenige Minuten später haben die ersten Kunden nach den Masken gefragt“, sagt der Apotheker, während das nächste Päckchen mit dem Mund-Nasen-Schutz des Types FFP2 über den Tresen wandert. Diese Masken sollen im Vergleich zum Alltagsmundschutz zuverlässiger gegen das Coronavirus schützen.

FFP2-Masken: Kein Chaos, aber hohe Nachfrage

1800 FFP2-Masken hatte Apotheker Ulf Brenne vor der Ausgabe an Ältere und Risikopatienten vorrätig. Weitere 400 sind bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Die Marktlage ist kompliziert.
1800 FFP2-Masken hatte Apotheker Ulf Brenne vor der Ausgabe an Ältere und Risikopatienten vorrätig. Weitere 400 sind bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Die Marktlage ist kompliziert. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Brenne, zugleich Sprecher der Oberhausener Apotheken, hat die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigte Verteilaktion im Vorfeld scharf kritisiert.

Die Apotheken hätten kaum Zeit gehabt, die Masken zu beschaffen. Zugleich fragten Patienten schon nach den Gratis-Masken, als die Eilverordnung noch gar nicht in Kraft gewesen sei. Auch gebe es die Gefahr von Missbrauch, da kaum einer nachvollziehen könne, ob der Betroffene seine Maske nicht vorher schon in einer anderen Apotheke abgeholt hat. Der Personalausweis reiche als Nachweis aus.

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Die zusätzliche Belastung sieht man der Apotheke an. Die Theke hat Brenne darum geteilt. Maskenanfrager und Rezeptkunden werden separat bedient. „Gegenüber unserer Apotheke liegen Gesundheitspraxen“, sagt Brenne. Viele Stammkunden seien gekommen. Allerdings gebe es eben auch vermehrt Masken-Abholer, die der Apotheker nicht kennt.

Zumindest das befürchtete Chaos ist in der Fortuna-Apotheke aber ausgeblieben. „Die Verteilung der Masken erfolgt zwar durchgehend ohne abzuflauen. Aber es gab bis jetzt keine sich in die Apotheke drängelnden Kunden oder lange Diskussionen über eine berechtigte und nicht berechtigte Abgabe“, sagt Ulf Brenne. Dass sich durch die kurzfristig angesetzte Verteilaktion mehr Warteschlangen bilden können, sieht der Apotheker aber mit Sorge.

FFP2-Masken: Betroffene wollen sich effektiver schützen – Polizei: „Keine Einsätze“

Alles klar! Gerold Lindenau freute sich vor der Fortuna-Apotheke über eine recht kurze Warteschlange.
Alles klar! Gerold Lindenau freute sich vor der Fortuna-Apotheke über eine recht kurze Warteschlange. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Auch Gerold Lindenau wartet vor der Tür auf seine FFP2-Masken. Doch er bleibt gelassen, hat einen guten Zeitpunkt erwischt. „Das ist hier ein Klacks“, sagt der Oberhausener, obwohl noch einige Menschen vor ihm stehen. „Die Ausgabe erfolgt schnell. Ein paar Minuten zu warten, ist nicht tragisch.“

Allerdings habe er beobachtet, dass es vor anderen Apotheken deutlich voller gewesen sei. „Darum bin ich hier gelandet!“ Bislang haben er und seine Frau die chirurgischen Masken getragen. Mit den FFP2-Masken wollen sie sich nun effektiver schützen.

Mit 71 Jahren ebenfalls älter als 60 Jahre ist Edeltraud Müller. „Ich habe Probleme mit dem Herzen und gehöre damit zur Risikogruppe“, sagt die Seniorin. „Beim Einkaufen fühlt sich eine FFP2-Maske für mich sicherer an.“

Die Schlange vor der Apotheke sei recht kurz gewesen. „Langes Warten meide ich normalerweise“, sagt sie. „Aber selbst beim Bäcker muss man zu Corona-Zeiten ja manchmal vor der Tür stehen.“

Andere Apotheken, gleiches Bild: Vornehmlich ältere Kunden warten am Eingang. Aber es bleibt meistens im Rahmen. Das bestätigt auch die Polizei. Zwar beobachten Kunden vermehrt Präsenz-Streifenwagen in der Nähe von Apotheken, doch Polizeisprecher Maik Podlech sagt: „Es gab keine Einsätze.“