Mülheim. Viele Geschäfte in der Mülheimer City sind zwar eingeschränkt geöffnet, aber meist leer. Welche Rolle spielen Testpflicht und Verweilverbot?
Ein verwaister Laden neben dem anderen: Wer am späten Vormittag durchs Forum streift, sieht viele geschlossene Läden – beispielsweise Mc Paper, Tom Tailor, Nanu Nana, Hema, TK Maxx. Und die Geschäfte, die geöffnet sind, werden offensichtlich nicht aufgesucht. Hussel – leer, Tedi – leer, Ernsting’s Family- leer, Gerry Weber – leer. „Es kommt kaum einer mit Negativ-Test“, sagt auch ein Mitarbeiter von Deichmann. Im Drogeriemarkt sucht man die üblichen Schlangen an der Kasse vergeblich, und auch die Friseure in der Ladenpassage haben nichts zu tun.
Stammkundschaft pflegen
Lediglich vor der Apotheke und dem Handyladen stehen ein paar Leute an. Vor dem Modegeschäft Tredy hat sich eine Kundin mit Maske eingefunden, ein paar Meter entfernt – mittig im Laden – hält die Filialleiterin zwei pinkfarbene T-Shirts hoch. „Welches nehme ich? Ach, ich nehme beide“, ruft die Oberhausenerin, die extra zum Arzt- und Tredy-Besuch nach Mülheim gekommen ist. „Anprobieren geht ja nicht“, erklärt sie, denn sie hat sich nicht testen lassen.
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Stammkunden pflegen und Aufmerksamkeit bei Passanten wecken, das sei in dieser schweren Zeit essenziell, meint die Modeverkäuferin. Jede Woche dekoriere sie die Schaufenster um, präsentiere neue Ware, schicke Stammkunden per Handy Bilder von neuen Kleidungsstücken zu. „Ich bleibe auch immer vorne am Empfangstisch stehen. Ein nettes Hallo mit Abstand, verleitet vielleicht die Vorbeigehenden, sich mal bei uns anzumelden.“ Kommen denn auch Interessierte mit Negativ-Test? „Gestern hatte ich eine Kundin“, sagt die Filialleiterin. Eingeschränkte Öffnungszeiten gibt es in fast allen geöffneten Geschäften. In der Regel sind sie von 10 bis 15 oder 16 Uhr offen. Abends lohne es sich nicht, aufzuhalten.
Erst eine Kundin mit negativem Test
Ein Schild bei H & M, wo man gerade mal ein Pärchen zwischen den Kleiderständern erspäht, weist darauf hin, wo man sich in der Nähe spontan testen lassen kann. Dazu gehört auch die Punkt-Apotheke auf der Schloßstraße. Dort stehen die Menschen in zwei Schlagen an. In der einen wartet man darauf, getestet zu werden, in der anderen stehen diejenigen Leute, die das Ergebnis samt Zertifikat abholen wollen. Zwei junge Mülheimerinnen haben an diesem Tag noch viel vor. „Sobald wir das Testergebnis haben, fahren wir gleich zu einem Möbel-Geschäft“, berichten sie.
Bei Body & Beach, dem Fachgeschäft für Wäsche und Bademoden, versperrt ein schwarz-gelbes Flatterband den Eingang. „Es kommen schon einige Kunden mit Test“, erklärt Filialleiterin Britta vom Felde. Andere rufen an und holen Ware an der Tür ab. „Wir zeigen den ein oder anderen Artikel dann auch schon mal im Schaufenster“, so die Wäschefachfrau. Bei den Stammkundinnen kenne man Passform und Geschmack, könne das Richtige raussuchen und mitgeben.
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Wochenmarkt hat mehr Zulauf
Dienstagmorgen ist Markttag, an den Ständen stehen nicht wenige Menschen. „Der Markt läuft, der Zulauf ist sogar etwas größer als sonst“, sagt Eier- und Kartoffelmann Nico Tümp. Festgestellt hat er auch: „Die Leute kennen die Vorschriften und halten sich an die Regeln.“ Gemeint sind Maskengebot sowie das auf dem Rathausmarkt und am Stadthafen geltende Verweil- und Verzehrverbot.
Tatsächlich begegnet man beim Spaziergang durch die Schloßstraße (fast) keinem Menschen ohne Maske. Ausnahmen: Auf dem Blumenkübel vor dem Forum sitzen zwei Männer, stecken sich eine Zigarette an und rauchen – natürlich ohne Mund-Nasen-Schutz. Eine alte Frau hat beim Warten an der zentralen Haltestelle die Maske ebenfalls runtergezogen, dort laufen auch zwei junge Männer durch die Gegend – demonstrativ „oben ohne“. Andere Passanten schauen ihnen böse nach.
Eis gibt es nur eingepackt
Trotz des Sonnenscheins sitzt überhaupt niemand auf den Treppen im Stadthafen. Einige einige Fußgänger und ein Jogger sind ohne Maske auf der Ruhrpromenade unterwegs. Das ist eigentlich verboten. Am Hafenbecken und auf der Flaniermeile sind momentan zudem das Verweilen und Verzehren nicht erlaubt. Deniz Keskin, Betriebsleiter der Eisdiele am Stadthafen, hat wenig zu tun. „Wir dürfen das Eis nur noch eingepackt zum Mitnehmen verkaufen“, berichtet er. Hörnchen gibt es also nicht.
An den schönen Tagen in den letzten Wochen hätten sich zu viele Menschen auf der Treppe getummelt und seien sich zu nah gekommen. Deshalb habe das Ordnungsamt das Verweilen dort untersagt. „Alle zwei Stunden laufen die Mitarbeiter hier vorbei und kontrollieren“, hat der Eisverkäufer festgestellt. Sonniges Wetter, sonst für ihn ein Garant für gute Geschäfte, bringt ihm in diesem verrückten Corona-Jahr also kein Glück.