Oberhausen. Anwohner sorgen sich um starken Rattenbefall am Rand der Oberhausener Innenstadt. Tiere suchen Nahrung in den Müllcontainern von Wohnkomplexen.

Es raschelt und fiepst im Gebüsch, vor allem in der Dämmerung huschen Schatten über den Boden und lassen einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Es ist erst wenige Wochen her, da sorgte ein Bericht über eine Rattenplage auf einem Hinterhof in der Innenstadt für Diskussionen. Wenig später meldeten sich weitere Anwohner, die ähnliches erleben wie Elke Weller hinter ihrem Haushaltsgeräte-Geschäft an der Friedrich-Karl-Straße.

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Dabei sticht eines heraus: die große Sorge um eine weit ausgedehnte Rattenplage am Rande der Oberhausener Innenstadt. Denn die von den Anwohnern beschriebenen Problemstellen liegen alle nah beieinander: Friedrich-Karl-Straße, Stöckmannstraße, Goebenstraße beispielsweise. Gemeldet hat sich unter anderem auch Björn Jadzinski, der im Gewerkschaftshaus an der Friedrich-Karl-Straße arbeitet. Vor Dienstbeginn und nach Feierabend kann er es beobachten: Ratten, die ohne Scheu vor dem Menschen aus ihren Löchern kommen, über Bürgersteig und Straße laufen, in nahe gelegenen Müllcontainern nach Essbarem suchen.

Ratten suchen Futter in den Müllcontainern

Beim Ortsbesuch bestätigt sich die Schilderung: Dutzende Rattenlöcher sind zu sehen, auf einem kleinen Erdstreifen an der Friedrich-Karl/Ecke Stöckmannstraße. Die Fläche sieht frisch beschnitten aus. Spätestens wenn es dunkel wird, stecken die Tiere die Köpfe aus den Löchern und begeben sich auf Futtersuche. Der angrenzende Block mit Wohnhäusern ist dabei ebenso Ziel wie der Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Kann man dagegen denn gar nichts tun?, fragen sich Betroffene wie Björn Jadzinski, den es tierisch nervt, den Nagern nach Feierabend ständig vor die Füße zu laufen.

Zuständig ist die Stadt Oberhausen. Denn anders als im Hinterhof der Firma Weller weniger Meter entfernt, der dem Wohnungskonzern Vonovia gehört, handelt es sich bei dem „Grünstreifen“, der so grün dieser Tage nicht ist, um ein städtisches Grundstück – sogenanntes Straßenbegleitgrün. Und der Stadt sei der Rattenbefall vor Ort durchaus bekannt, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion aus dem Rathaus. Und was macht sie dagegen? „Damit eine Schädlingsbekämpfung vorgenommen werden konnte, war ein Grünschnitt zwingend erforderlich. Die Bekämpfungsmaßnahmen werden bereits durchgeführt.“ Warnschilder an der betroffenen Stelle weisen mittlerweile darauf hin, dass Rattenköder ausgelegt wurden.

Neues Gift für Rattenfallen auf Hinterhof

Währenddessen scheint sich die Situation auf dem Hinterhof der Firma Weller mit Zufahrt an der Goebenstraße auf den ersten Blick zu bessern. Bei mehreren unangekündigten Ortsbesuchen liegt der Müll des angrenzenden Wohnhauses nicht mehr kreuz und quer um die Abfallcontainer verteilt, die Mülltonnen quillen nicht über. Doch die Dutzenden Rattenlöcher zeigen: Behoben ist das Problem noch nicht.

Gesundheitsrisiken für den Menschen

Ratten sind weltweit verbreitet und gelten als sogenannte Kulturfolger des Menschen. Das heißt, sie siedeln sich dort an, wo es auch Menschen gibt, da sie sich häufig von Speiseresten oder aus den Vorratskammern der Menschen ernähren. Treten die Tiere in Massen auf, können sie zur Gefahr werden, da sie mehr als 100 verschiedene Krankheiten auf den Menschen übertragen können. Darüber informiert das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite.Ratten vermehren sich rasend schnell: Ein Weibchen kann bis zu sechs Mal im Jahr durchschnittlich jeweils acht Junge zur Welt bringen, die bereits nach zwei Monaten geschlechtsreif werden und sich selber fortpflanzen können. Sind die Tiere zur Plage geworden, hilft in der Regel nur noch der Schädlingsbekämpfer. Das Umweltbundesamt rät daher zur Vorbeugung: Ratten gibt es nur da, wo es auch Nahrung und Nistmöglichkeiten für sie gibt. Werden ihnen diese Lebensgrundlagen entzogen, kann eine dauerhafte Ansiedlung verhindert werden.

Auch Elke Weller zeigt sich auf Nachfrage noch skeptisch. Ja, die Müllberge seien weniger geworden. Aber immer noch stehe eine herrenlose, randvoll gefüllte Mülltonne auf dem Areal, für die sich offenbar niemand verantwortlich fühle. Ratten gebe es immer noch, seit Tagen liege auf dem Hof ein totes Exemplar – mal wieder. Die Rattenfallen seien neu mit Gift aufgefüllt worden. Dies hatte der Wohnungskonzern Vonovia im Dezember auch angekündigt.