Oberhausen. Seit Jahren gammelt das einstige Hotel am Volksgarten in Oberhausen vor sich hin. Fans von “Lost Places“ mögen es, aber wie geht's weiter?
Es erregt die Gemüter, sorgt immer wieder für Spekulationen und bereitet auch der Stadtverwaltung Kopfzerbrechen: Das alte Hotel am Volksgarten in Osterfeld steht seit Jahren leer, die Substanz zerfällt, Anwohner ärgern sich über den Zustand des Gebäudes und den vielen Müll, der drumherum liegt. SPD, Grüne und Linke wagten einen neuen Anlauf und verlangten von der Stadt einen Sachstandsbericht. Die Antwort in der Bezirksvertretung Osterfeld war allerdings wenig ergiebig.
Immerhin: Die Stadt hat wieder einen Kontakt zum aktuellen Eigentümer. Dieser besteht seit Anfang des Jahres, wie Dezernent Michael Jehn erklärte. Was der Eigentümer mit der Immobilie vorhat, wisse die Stadt allerdings nicht. Den Namen des Eigentümers verriet Jehn ausschließlich den Mitgliedern der Bezirksvertretung - unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um die Rechte des Besitzers zu wahren.
Rechnung für Zäune und Warnschilder noch offen
Unserer Redaktion gegenüber hatte sich zuletzt Steuerberater Harald Scheerer als Eigentümer des ehemaligen Hotels bekannt. Ob er das Gebäude mittlerweile womöglich verkauft hat, ist nicht bekannt.
Jehn berichtete in der Bezirksvertretung von Problemen, den aktuellen Eigentümer zu erreichen. Im vergangenen Jahr musste die Stadt daher selbst die Initiative ergreifen: Das Gelände musste eingezäunt, Warnschilder mussten aufgestellt werden. Denn die Immobilie ist baufällig, das Betreten birgt erhebliche Gefahren. Die Rechnung wird der Besitzer noch zahlen müssen.
Stadt Oberhausen darf nur bei Gefahr eingreifen
Jehns Bericht machte deutlich, dass die Stadt nur zwei Möglichkeiten hat, um einzuschreiten: wenn vom Gebäude selbst für Passanten Gefahren ausgehen, wenn also etwa Teile des Gebäude einbrechen und auf den Gehweg fallen könnten. Oder wenn sich durch den Müll in und am Gebäude eine Rattenplage ergibt. Ratten übertragen ja Krankheitserreger.
Ansonsten gilt privates Eigentum als hohes Gut. Man darf es also auch verkommen lassen. Eine ganze Lkw-Ladung mit Steinen, die auch Michael Jehn zuletzt dort gesehen hat, deutet aber darauf hin, dass der Eigentümer nun von sich aus den Zutritt zum Haus verbaut.
Der zuletzt bekannte Besitzer Harald Scheerer hatte 2019 vor allem Menschen für das Problem verantwortlich gemacht, die es in ihrer Freizeit auf "Lost Places" abgesehen haben. Das sind leerstehende Gebäude, die eine vermeintlich spannende Geschichte haben und in die Fans gern einsteigen. Das Hotel wurde im Internet sogar als "Horrorhotel" bezeichnet. Das freilich war ein Missverständnis. Die letzten Hotelgäste bis zum Jahr 2014, als der Betrieb eingestellt wurde, fanden nur die Zustände und den Service gruselig.
Ist das "Horrorhotel" womöglich ein Baudenkmal?
Von all dem aber war in der Bezirksvertretung keine Rede. Auch nicht davon, ob einmal geprüft wurde, ob das Haus nicht ein Baudenkmal ist, also besonders schützenswert. Bei dieser Frage haben die Beamten im Rathaus keine Wahl: Ein Gebäude, das für seine Entstehungszeit besonders typisch oder gar einmalig ist, ist ein Baudenkmal. Das darf man nicht einfach verfallen lassen.
Ebenso kam nicht zur Sprache, dass das Haus ja mitten in der freien Natur steht. Dort dürfte es heute zum Schutz der Natur niemals mehr gebaut werden. Es darf aber heute auch weiter so genutzt werden, wie es einst erlaubt wurde: als Hotel und Gaststätte. So sieht es der Bestandsschutz vor. Viele Nutzungsmöglichkeiten hat ein Eigentümer also nicht.
>>> Info: Bis 2014 als Gaststätte genutzt
Von 1904 bis 1908 hat die damals selbstständige Gemeinde Osterfeld zur Naherholung für die Menschen den Volksgarten als große Grünanlage anlegen lassen. Die Gaststätte wurde 1910 eröffnet. Bis 2014 diente das Haus als Gaststätte. Die Eigentümer haben dabei mehrfach gewechselt.
Oberhausen verfügt über vergleichsweise wenige Baudenkmäler. Die aktuelle Liste reicht bis Nummer 182. Zum Vergleich: In der Nachbarstadt Mülheim reicht sie bis Nummer 697.