Oberhausen. Eine Oberhausenerin beklagt eine Rattenplage auf dem Hof ihres Geschäftes. Von dem Vermieter, der Vonovia SE, fühlt sie sich im Stich gelassen.
Elke Weller läuft es eiskalt den Rücken hinunter, wenn sie an die Abende nach Feierabend denkt. Wenn sie den Hinterhof ihres Geschäftes an der Friedrich-Karl-Straße betritt und nach eigener Schätzung 30 bis 40 Ratten im Lichterschein ausmachen kann. „Einem Mitarbeiter ist ein Tier über den Arm gelaufen, als er einen Müllsack in die Abfalltonne werfen wollte.“ Die Geschäftsfrau beklagt sich über eine Rattenplage auf dem Hof – und fühlt sich vom Vermieter im Stich gelassen.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Oberhausenin unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Oberhausen
- Oder folgen Sie der WAZ Oberhausen auf Facebook
Dabei sind ihr die Bemühungen des Wohnungsunternehmens Vonovia durchaus aufgefallen: Auf dem Garagenhof mit Ein- und Ausfahrt an der Goebenstraße wurden etliche Rattenfallen aufgestellt. Ein Team habe zudem die Büsche gekappt und den Müll beseitigt. „Doch das bringt leider nicht viel“, sagt Elke Weller, Inhaberin des gleichnamigen Hausgeräte-Geschäftes. Die Büsche sind zwar gekappt, „doch aus den Löchern hört man abends immer noch die Ratten quieken und fiepsen“. Und Müll liegt an diesem Tag, nur wenige Tage nach der Reinigung, schon wieder kreuz und quer um die Müllcontainer verteilt.
Verdacht: Mieter werfen Müll einfach vom Balkon
„Ein Paradies für Ratten“, sagt Elke Weller und blickt auf einen aufgeplatzten Plastiksack neben dem Mülleimer. Ihre Vermutung: Die Bewohnerinnen und Bewohner des City-Hochhauses werfen ihre Abfallsäcke vom Balkon auf den Garagenhof, um sich den Weg zu den Müll-Containern zu sparen. Schaut man sich das Umfeld der Container an, ein durchaus nahe liegender Verdacht.
Elke Weller betreibt ihr Geschäft in dem Gebäude-Komplex, zu dem auch das markante City-Hochhaus zählt. Und das ist in keinem guten Zustand: Fenster des Treppenhauses sind eingeworfen, viele Balkone machen einen ungepflegten Eindruck, vor dem Haus steht an diesem Dezember-Vormittag der Wagen eines Schädlingsbekämpfers. „Ich möchte nicht wissen, wie es im Inneren aussieht“, sagt Elke Weller. Für sie ist klar: Die Ursache der Rattenplage, über die sie sich seit rund vier Monaten ärgert, ist der Zustand des Hochhauses und der in ihren Augen unverantwortliche Umgang vieler Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Müll.
Vonovia beklagt Verhalten der Mieter
Das Verhalten ihrer Mieterinnen und Mieter beklagt durchaus auch die Vonovia, die mittlerweile einen Schädlingsbekämpfer beauftragt hat, wie eine Sprecherin auf Nachfrage erklärt. „Allerdings ist es sehr schwierig, da die Mieter ihren Müll leider nicht immer ordnungsgemäß in den Tonnen entsorgen trotz ständiger Ermahnungen“. Das Unternehmen spreche und schreibe die Mieterinnen und Mieter an, mache Aushänge.
Der Schädlingsbekämpfer solle nun wöchentlich den Hof kontrollieren und Fallen aufstellen. Die Vonovia SE lässt nach eigener Aussage den Müll aktuell regelmäßig gesondert abholen. Die zwischenzeitlichen Erfolge sind sichtbar: So präsentiert sich der Hof am 27. Dezember, einige Tage nach unserem ersten Besuch, aufgeräumt und vergleichsweise sauber. Die Konzern-Sprecherin verspricht: „Wenn sich bis Anfang des Jahres die Lage nicht bessert, werden wir eine Firma beauftragen müssen, fünf Tage die Woche vorbei zu schauen, um den Müll entsprechend zu sortieren und in die Tonnen zu werfen.“ Die Kosten dafür, das kündigt sie ebenfalls an, müssten allerdings die Mieterinnen und Mieter übernehmen, die Nebenkosten würden steigen.
Wirtschaftlicher Schaden
Die Rattenplage sei ein großes wirtschaftliches Problem, sagt Geschäftsfrau Elke Weller. Bereits zwei Mal seien Firmenwagen auf ihrer Fahrt liegengeblieben, weil die Ratten Schläuche angenagt hatten. „Die Heckscheibe eines Autos ging zu Bruch, vermutlich, weil eine Bewohnerin etwas aus dem Fenster geworfen hat.“Weller sieht zudem das Ansehen ihres Geschäftes beschädigt. „Unsere Kunden fahren ja auch auf den Hof und sind entsetzt.“ Seit 1975 ist das Geschäft an der Friedrich-Karl-Straße ansässig. „Zehn Jahre wollte ich noch weitermachen, aber mittlerweile gehe ich noch von höchstens fünf aus“, sagt Weller.
Zudem bestätigt die Sprecherin den Verdacht Wellers, dass es auch in den Wohnungen Schädlinge gibt. Das Unternehmen habe sogenannte Monitorfallen aufgestellt, „um Gegenmaßnahmen einleiten zu können“. Solche Fallen dienen in der Regel dazu, Insekten wie Schaben oder andere Kriech- und Krabbeltiere aufzuspüren. Um weiteren Vandalismus im und am Haus zu verhindern, habe Vonovia zudem eine Securityfirma beauftragt. Diese ist seit Ende November im Dienst.
Elke Weller kann nur abwarten, ob die Maßnahmen etwas bringen. Leiser Zweifel schwingt jedoch mit: „Rattenfallen bringen nichts, man muss die Gänge und Nester zerstören, ich nehme an, dass der komplette Hof untertunnelt ist.“