Mülheim. Cold Cases: Ein Mülheimer wurde vor 19 Jahren tot in einem Kofferraum am Ruhrufer in Duisburg gefunden. Pensionierte Ermittler prüfen den Fall.

Die 28 aus ihrer Pension geholten Ermittlungsunterstützer haben beim Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf ihre Arbeit aufgenommen: Sie prüfen ein Jahr lang ungeklärte Mord- und Tötungsdelikte aus den vergangenen fünf Jahrzehnten auf neue Ansätze. Die Polizei hat auch Mülheimer „Cold Cases“ ans LKA gemeldet. In der Prüfung durch die erfahrenen Ermittler ist bislang ein Fall eines ermordeten Mülheimers. Dieser wurde vor 19 Jahren in Duisburg gefunden, daher ist die Duisburger Polizei zuständig.

Erfahrene Spürnasen, darunter Todesermittler, Kommissariatsleiter, Vermisstensachbearbeiter sowie Experten aus der Kriminaltechnik, 27 Männer und eine Frau im Alter von 62 bis 65 Jahren, bilden die Besondere Aufbauorganisation (BAO) „Cold Cases“ beim LKA. Sie befassen sich mit alten Fall-Akten von 1970 bis 2015. Darunter ist aktuell auch der Fall eines Mülheimers, der am 21. April 2003 tot an der Straße „Am Ruhrdeich“ in Duisburg gefunden wurde. Der Mann, so erinnert sich Duisburgs Polizeisprecher Stefan Hausch, lag damals tot im Kofferraum seines Kombis. Man fand ihn eingewickelt in einen Teppich. Die Angehörigen hatten den Mann schon länger vermisst.

Finden die Ermittler neue Ansätze, wird der Fall des toten Mülheimers neu aufgerollt

Sollten die Ermittlungsunterstützer bei der Prüfung dieser Akte neue Ansätze finden, könnte der Fall neu aufgerollt werden. Dann sei aber die Duisburger Behörde zuständig, denn in Mordfällen gelte das Tatort- bzw. Fundortprinzip, erläutert Hausch. Die Cold-Case-Bearbeiter bekommen keine Fälle der ursprünglich eigenen Behörden. „Es geht ja um den neutralen Blick“, erläutert Hausch, der die Pressestelle der Duisburger Polizei leitet. Die 28 Cold-Case-Mitarbeiter ermitteln auch nicht selbst in den Fällen. „Es geht um die reine Auswertung“, sagt Stefan Hausch.

Die Duisburger Behörde hat aktuell drei Fälle in der Prüfung. Soweit ist man man mit den Mülheimer Fällen noch nicht. In der Datenbank des LKA über ungeklärte Mordfälle sind bisher drei Tötungsdelikte aus Mülheim von 1990 bis 2015 aufgelistet. Für den Zeitraum von 1970 bis 1989 kommen noch vier weitere Fälle aus Mülheim in Betracht. Polizeisprecher Christoph Wickhorst: „Die drei Mülheimer Fälle, die in der Datenbank stehen, sind von der BAO Cold Cases noch nicht bewertet worden.“

„Es gibt von 1970 bis 2015 etwas über 1100 ungelöste Tötungsdelikte in NRW“, sagt LKA-Kriminaldirektor Colin B. Nierenz, der die BAO „Cold Cases“ leitet. „Die BAO wurde mit dem Ziel gegründet, alte Delikte noch einmal präzise zu betrachten und im besten Fall, beispielsweise durch den Fortschritt bei den kriminaltechnischen Untersuchungen, neue Erkenntnisse zu gewinnen, die zum Täter führen“, so Nierenz. Auch die Akten von ungelösten Vermisstenfällen sollen demnach noch einmal untersucht werden.