Mülheim/München. Im September 2018 verschwand die vierfache Mutter Birgit Rösing aus Mülheim. Jetzt stellte „Aktenzeichen XY“ den Fall vor, es gibt neue Hinweise.

Dieser Fall ist schon lange ein Krimi, dem die Auflösung fehlt: Seit dem 26. September 2018 fehlt von Birgit Rösing genannt Storck jede Spur. Die Polizei hält es für wahrscheinlich, dass die vierfache Mutter Opfer eines Verbrechens geworden ist. Am Mittwochabend stellte Moderator Rudi Cerne den mysteriösen Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ vor.

Am Ende der Sendung wird Alfred Hettmer vom Landeskriminalamt München berichten, dass sich erste Zuschauer gemeldet und Angaben zu dem Fall gemacht hätten. Rund 20 Anrufe seien eingegangen, bestätigt Judith Herold, Sprecherin der Essener Polizei. Wie gehaltvoll diese Hinweise seien, ließe sich allerdings noch nicht abschätzen und werde nun geprüft.

Mülheimerin wollte Scheidung von ihrem Mann vorantreiben

Ausführlich schildert das ZDF in seinem Einspielfilm, dass die Vermisste die Scheidung von ihrem Mann vorantreiben wollte. Seit Jahren soll das Paar zwar im gemeinsamen Haus, aber getrennt voneinander gelebt haben. Durch eine Erbschaft soll Rösing von ihrem Mann finanziell unabhängiger geworden sein.

Als nächstes sollte das Trennungsjahr angegangen werden. Auch ein eigenes Konto hat sich Rösing demnach besorgt. Noch eine Merkwürdigkeit: Sie hat inzwischen ein neues Handy und einen dritten Personalausweis. „Das können wir uns nicht erklären“, sagt dazu Stephan Merscheim von der Essener Polizei, der den Fall von Anfang an begleitet und der bei „Aktenzeichen XY“ per Video dazugeschaltet ist.

Weitere Details zu einem rätselhaften Vermisstenfall

Schon im Vorfeld der Sendung waren weitere Details zu dem Fall bekannt geworden: So will der ebenfalls im Haus der Familie an der Alten Straße in Saarn lebende Sohn in der Nacht des Verschwindens nicht nur nicht näher definierte Geräusche im Treppenhaus gehört haben, sondern auch ein Auto, das langsam an dem Gebäude vorbei gefahren sein soll.

Rösing soll in ihrem Zimmer nicht nur Telefon und Papiere, sondern auch mehrere tausend Euro Bargeld - versteckt unter einer Matratze - zurückgelassen haben. Was die Polizei nicht gefunden hat, ist ein Abschiedsbrief. Ein Suizid gilt als sehr unwahrscheinlich. Rösing galt als zuverlässig, als das emotionale Zentrum ihrer Familie. All das macht ihr Verschwinden umso rätselhafter.

Rösing (58) war am Tag ihres Verschwindens gegen 22 Uhr zuletzt von ihrem Mann und ihrem Sohn in ihrem Haus gesehen worden. Am Tag danach brach der Ehemann zu einem Termin nach Norddeutschland auf. Zwei Tage später alarmierte der Sohn die Polizei. Nach drei Tagen stellten Mann und Sohn dann gemeinsam auf der Wache eine offizielle Vermissten-Anzeige.

Von der A 3 bei Mülheim bis in ein Waldgebiet in der Rhön

Leichenspürhunde durchkämmten später erfolglos das Gelände der verfallenen Ibing-Brauerei in der Nähe des Wohnhauses. Taucher suchten vergeblich in der Ruhr nach der Frau. Schließlich gelang es, mit mit speziellen Man-Trailer-Hunden einer Fährte von der A 3 bei Mülheim über die A 45 und A 66 in Hessen bis in ein weitläufiges Waldgebiet in der Rhön zu folgen, wo ein Teil der Familie regelmäßig gejagt hat. Was mehr als 300 Kilometer von zu Hause entfernt mit ihr geschah? Die Polizei kann es nur vermuten. „Trotz intensiver Suche konnten wir dort nichts finden“, sagt Merscheim.

Möglich dass die „Aktenzeichen XY-“Sendung in den nächsten Tagen doch noch den entscheidenden Tipp eines Zeugen zu einer noch offenen Frage bringt. Rösing hätte am Tag nach ihrem Verschwinden um 14.30 Uhr einen „Termin“ wahrnehmen wollen. Sie arbeitete nebenbei in einer Wohneinrichtung für Demenzkranke und hatte sich dort eigens abgemeldet. Wo, mit wem und warum, haben die Ermittler bis heute nicht klären können: „Wir konnten nicht ausschließen, dass es etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Wir sind für jeden Hinweis dankbar“, sagt Merscheim. Zeugen können sich weiter unter 0201/829-0 melden.

Gastronom Santo Sabatino ist seit fast drei Jahren vermisst

Bei der Suche nach Rösing war die Polizei von Anfang an größtenteils auf sich gestellt. Wirklich brauchbare Hinweise aus der Bevölkerung gab es bislang weder, als die Ermittler einige Tage nach dem Verschwinden der damals 58-Jährigen eine Öffentlichkeitsfahndung einleiteten, noch, als das ZDF Wochen später in seiner Sendung „Hallo Deutschland“ den Fall vorstellte.

Der Fall Rösing ist der zweite spektakuläre Vermisstenfall in Mülheim, der die Menschen weit über die Grenzen der Stadt bewegt. Auch das Verschwinden des Gastronomen Santo Sabatino stellten die Ermittler bei „Aktenzeichen XY“ vor. In diesem Fall hatte es keinen Durchbruch bei den Ermittlungen gebracht. Auch von Sabatino fehlt bis heute jede Spur. Er verschwand im Sommer 2017.