Gelsenkirchen-Buer. Wie geht es weiter mit den Straßen Talstraße und Am Schiffersberg in Gelsenkirchen-Buer? Mieter verlangen Klarheit vom Immobilienkonzern Coreo.

Lukas Günther, Stadtverordneter der SPD, fasste es in einem Satz zusammen: „Die Menschen hier wollen endlich Klarheit über ihre Situation.“ Die Frauen und Männer, die um ihn herum in der Kälte vor ihren Häusern stehen, nicken. Es sind die Häuser, um die es geht – und die Zukunft derer, die in ihnen wohnen. Die ist nämlich bedroht.

Die beiden Straßen Talstraße und Am Schiffersberg im Süden von Buer sind gekennzeichnet durch die alten Zechenhäuschen, die hier stehen. Früher einmal wohnten hier fast ausschließlich die Bergleute, die auf der Zeche Hugo einfuhren, noch immer sind es viele Ex-Kumpel, die hier ihr Heim haben. Die Gebäude sind in die Jahren gekommen, doch die Menschen wohnen gern hier, pflegen eine gute Nachbarschaft, sind stolz auf ihre Gärten.

Gelsenkirchener fürchten, dass ihre Häuser verkauft werden sollen

Früher einmal gehörten die Häuser der Ruhrkohle AG (RAG). Seit Beginn des neuen Jahrtausends wechselten die Besitzer dann in schneller Folge. Nach der RAG kam die THS, dann die Vivawest, dann die LEG. Im November 2019 bekamen die beiden Straßenzüge abermals einen neuen Besitzer: Die Coreo AG aus Frankfurt. Die versteht sich nach eigenen Angaben als „auf deutsche Gewerbe- und Wohnimmobilien fokussierter Bestandsimmobilienentwickler. Ziel des Unternehmens sei „der Aufbau eines effizient bewirtschafteten, renditestarken Immobilienportfolios mit einem Volumen von 400 bis 500 Millionen Euro innerhalb der nächsten Jahre mittels umsichtiger Entwicklung und dem Verkauf nicht strategischer Objekte.“

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Die Mieterinnen und Mieter an der Talstraße befürchten nun schon seit einiger Zeit, dass ihre Häuser zu diesen „nicht strategischen Objekten“ gehören, die über kurz oder lang verkauft werden sollen. Bereits im Oktober dieses Jahres hatten sie davon berichtet, dass in der Siedlung beispielsweise Menschen unterwegs waren, die Messungen vorgenommen haben und Pläne in der Hand hatten. Andere Mieter wollen von Handwerkern erfahren haben, dass ihre Häuser demnächst verkauft werden sollen – eine offizielle Bestätigung blieb aber aus. Auch eine Anfrage dieser Redaktion blieb bislang unbeantwortet.

Gelsenkirchener Anwohner: Hubschrauber fertigen Luftbildaufnahmen an

Anwohnerin Ursula Einfalt berichtet von Unregelmäßigkeiten bei der Nebenkostenabrechnung.
Anwohnerin Ursula Einfalt berichtet von Unregelmäßigkeiten bei der Nebenkostenabrechnung. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Jetzt hat es den Anschein, als würde das Frankfurter Unternehmen die „Daumenschrauben anziehen“, wie Lukas Günther es formuliert. Anwohner erzählen von Hubschraubern, die über die Siedlung fliegen und Luftbilder anfertigen würden. Anschließend hätten einige der Mieter Schreiben von der Immobiliengesellschaft bekommen, in denen sie dazu aufgefordert werden, Gartenhäuschen oder Schuppen zu entfernen, weil die nicht genehmigt seien. Oft stimme das aber nicht, berichtet Jürgen Heinze, einer der Mieter: „Die hätten sich doch einfach bei einer der vorherigen Eigentümergesellschaften erkundigen können, was genehmigt ist und was nicht“, sagt er und schüttelt mit dem Kopf.

Andere Mieter erzählen von fragwürdigen Nebenkostenabrechnungen, auf denen Posten auftauchen, die gar nicht genutzt würden – beispielsweise ein „Multimediapaket“ bei Bewohnern, die selbst eine Satellitenanlage nutzten. Auch würden etwa falsche Mülltonnengrößen berechnet. Mietern werde mit Abmahnung gedroht, weil ihre Autos angeblich falsch parkten, andere Bewohner berichten von Schreiben, in denen angekündigt werde, dass Brandschutzexperten in die Wohnung kämen – „die wollen sich schon einmal einen Überblick darüber verschaffen, wie es in den Objekten aussieht“, lautet die Vermutung einer Mieterin.

Das Schlimmste aber sei die Ungewissheit darüber, wie es mit der Siedlung weitergeht. „Diesbezügliche Fragen an die Coreo AG bleiben unbeantwortet“, sagt Lukas Günther. Er fordert von dem Unternehmen zumindest eine klare Aussage darüber, was es mit den Häusern vorhat. Jürgen Heinze formuliert es ganz einfach: „Die sollen uns einfach hier wohnen lassen!