Gelsenkirchen-Buer. Mieter an zwei Straßen in Gelsenkirchen-Buer sind in Sorge: Ihre Häuser gehören einem Frankfurter Konzern, und der scheint sich wenig zu kümmern.
- Mieter in Gelsenkirchen-Buer sind zurzeit in Sorge um ihre Häuser
- Die Immobilien gehören einem Konzern aus Frankfurt, die Anwohner beklagen fehlende Kommunikation und befürchten einen Verkauf.
- Ein SPD-Stadtverordneter hat sich eingeschaltet
Es gibt Ecken in Gelsenkirchen, da ist das Ruhrgebiet noch ein wenig mehr Ruhrgebiet als woanders. Die beiden Straßen Am Schifersberg und Talstraße etwa, im Süden von Buer an der Grenze zu Beckhausen, sind so ein Fall. Hier, nördlich der Emil-Zimmermann-Allee, stehen sie noch, die alten, kleinen Zechenhäuschen, zweigeschossig, mit alten Bäumen davor und einem schönen Garten dahinter, stünden nicht moderne Autos auf der Straße, sähe es hier noch genauso aus wie vor 50 oder 70 Jahren.
Viele der Menschen, die hier wohnen, sind früher auf der Zeche Hugo eingefahren, die ein Stückchen weiter die Horster Straße hinauf liegt. Der Zusammenhalt, der unter Tage geherrscht hat, ist auch in der Nachbarschaft spürbar, und zurzeit machen sich die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Straßen Sorgen, Sorgen um ihre Häuser und Wohnungen. Denn es gibt Anzeichen, dass die Idylle bedroht ist. [Lesen Sie auch:Wohnen in Gelsenkirchen: Diese Flächen werden vermarktet ]
Das haben die Mieter in Gelsenkirchen beobachtet
In Sachen Immobilienbesitzer blicken die Anwohner auf eine bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich gehörten die Häuser einmal der RAG, seit Beginn des neuen Jahrtausends wechselten die Besitzer dann in schneller Folge. „Erst die THS, dann die Vivawest, dann die LEG – und jetzt die Firma Coreo AG“, berichtet Jürgen Heinze, einer der Mieter. Wie viele andere seiner Nachbarn hat er in den letzten Wochen vermehrt Menschen beobachtet, die auf den beiden Straßen unterwegs waren, Messungen vorgenommen haben, Pläne in der Hand hatten. „Wir wissen nicht, was die machen“, sagt Heinze, „aber von Handwerkern haben wir gehört, dass die Häuser demnächst verkauft werden sollen.“
Die Coreo AG mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein nach eigenen Angaben auf deutsche Gewerbe- und Wohnimmobilien fokussierter „Bestandsimmobilienentwickler“. „Im Rahmen der wertschaffenden Wachstumsstrategie erfolgen Investitionen in Immobilien mit erheblichem Wertsteigerungspotenzial bei bestehendem Entwicklungsbedarf, bevorzugt in Mittelzentren und mit einem Volumen von 5 bis 20 Millionen Euro“, heißt es auf der Homepage. Ziel sei „der Aufbau eines effizient bewirtschafteten, renditestarken Immobilienportfolios mit einem Volumen von 400 bis 500 Millionen Euro innerhalb der nächsten Jahre mittels umsichtiger Entwicklung und dem Verkauf nicht strategischer Objekte.“
SPD-Stadtverordneter hat sich an das Frankfurter Unternehmen gewendet
Von Entwicklung könne im Buerschen Süden eher nicht die Rede sein, finden die Anwohner. Im November 2019 hatte die Coreo die Immobilien übernommen – viel passiert ist seitdem nicht. Leerstehende Häuser und Wohnungen werden nicht weitervermietet – „in manchen Wohnungen sieht man das Wasser von innen an den Scheiben herunterlaufen, das führt doch zu Schimmel“, beklagt sich eine Frau. Auch über Unregelmäßigkeiten bei den Nebenkostenabrechnungen und zu hohe Kosten beschweren sich die Anwohner.
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Jetzt hat sich Lukas Günther, Stadtverordneter der SPD, der Sache angenommen. „Die Häuser hier sind erhaltenswert, sie sind ein Stück Bergbau- und Stadtgeschichte“, sagt er. Mitte September hatte er sich in einem Brief an die Coreo AG gewendet und darum gebeten, dass „schnellstmöglich mit den Mieterinnen und Mietern ein Dialog gesucht wird und Sie darlegen, welche Interessen und Ziele Sie mit den Immobilien verfolgen. Ziel sollte es sein, dass den Mieterinnen und Mietern die Möglichkeit geboten wird, weiterhin in den Wohnungen zu leben.“
Günther hatte sich als Vermittler angeboten – eine Antwort auf den Brief hat er bis heute nicht erhalten. Auch eine Anfrage dieser Redaktion an die Coreo AG blieb unbeantwortet.
„Die Coreo AG sagt ja selbst von sich, dass sie ihren Schwerpunkt auf dem Bereich der Gewerbeimmobilien sieht“, sagt Günther, „im Gegensatz zu Gesellschaften wie Vivawest oder der LEG haben die mit Wohnungen eigentlich nicht viel zu tun.“ Er befürchtet, dass die Immobilien an den beiden Straßen bloße Spekulationsmasse für das Unternehmen sind. Mieter Jürgen Heinze findet deutliche Worte: „Die sitzen da weit weg in Frankfurt und haben mit Wohnungen überhaupt nichts zu tun.“
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