Gelsenkirchen/Herne. Gelsenkirchen geht im Ringen um den neuen Campus der Polizeihochschule offenbar als Verlierer hervor. Wie die Stadt darauf zunächst reagiert.
In Herne beginnt an diesem Freitag das große Stadtfest zum 125. Geburtstag – und am Freitagmittag erhielt die Stadt ein besonderes Geschenk: Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) hat mitgeteilt, dass die Überprüfung des Vergabeverfahrens für einen neuen Standort – die zu Gunsten von Herne ausgefallen war – zu keiner Beanstandung geführt habe.
Zur Erinnerung: Die HSPV sucht einen neuen Standort für einen großen Campus und hatte dazu in den Städten Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund und Herne sondiert, ob sich dort Investoren um dieses Projekt bewerben wollen. Die Bewerber waren private Projektentwickler, nicht die Kommunen selbst. In Herne ging das Funkenberg-Quartier ins Rennen. In Gelsenkirchen ist es das Gelände des Zentralbades, das seit einigen Wochen Stück für Stück abgerissen wird.
Vergabekammer: Verfahren ist nicht zu beanstanden
Nach einem mehrstufigen Verfahren schien Herne als Sieger aus dem Verfahren hervorzugehen, doch der Bewerber aus Gelsenkirchen – das renommierte Essener Bauunternehmen Kölbl Kruse – stellte sich quer und legte Einspruch ein. Eine Pressekonferenz, bei der der Standort der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung verkündet werden sollte, wurde Anfang März gar in letzter Sekunde abgesagt.
Danach hatte die Vergabekammer das Sagen. Und diese habe am 15. Juni ihren Beschluss gefasst und den Antrag des unterlegenen Bieters zurückgewiesen, teilt die Hochschule nun mit. Das Vergabeverfahren sei nachvollziehbar und für alle Bieter von Beginn an transparent geführt worden. Daher ist das Vergabeverfahren nicht zu beanstanden.
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„Dieses Ergebnis freut uns sehr. Die HSPV hat großen Wert auf ein offenes und faires Verfahren gelegt, in welchem der Bieter den Zuschlag erhält, der die Anforderungen unserer Hochschule am besten umsetzt. Dies ist uns gelungen und wurde nun deutlich von einer neutralen Prüfungsinstanz bestätigt. Von nun an blicken wir nach vorne und freuen uns auf die weitere Ausgestaltung des neuen Campus“, so der Präsident der HSPV NRW, Martin Bornträger.
Allerdings: Völlig ungetrübt ist die Freude dann doch nicht. Denn sollte der Kölbl Kruse auch den Beschluss der Vergabekammer anzweifeln, so besteht die Möglichkeit, innerhalb einer Frist von 14 Tagen Beschwerde beim zuständigen Oberlandesgericht einzulegen. Damit würde die Vergabeentscheidung in einer zweiten Instanz geprüft. Eine Sprecherin von Kölbl Kruse erklärte am Freitag, dass das Unternehmen nun seine Optionen prüfe
Sollte es aber nun dabei bleiben, dass die HSPV Gelsenkirchen verlassen und in Herne ansässig wird, dann rückt eine andere Frage wieder in den Fokus, die seit Bekanntwerden der Tendenz zugunsten Hernes immer wieder mal leiser, mal lauter gestellt wurde: Was folgt stattdessen auf dem Zentralbad-Gelände im Stadtsüden? Droht an exponierter Stelle unweit des Musiktheaters, der Innenstadt, der Autobahn, dem Naherholungsgebiet Stadtgarten und Revierpark gar über Jahre eine brachliegende Schotterfläche?
Eine Option, die im Zusammenhang mit einem möglichen Scheitern bei den Bemühungen um den HSPV-Campus immer wieder diskutiert wurde, ist ein Neubau für die in die Jahre gekommenen Gebäude der Berufskollegs.
Stadt steht mit dem Projektentwickler im Austausch
Konkrete Antworten auf die Fragen zur Zukunft des Geländes waren am Freitagnachmittag nicht mehr aus dem Hans-Sachs-Haus zu bekommen. Stattdessen hieß es: „Wir haben die Entscheidung der Vergabekammer zur Kenntnis genommen. Mit dem Bieter, der die Entscheidung derzeit intensiv auswertet und weitere Schritte prüft, ist die Stadt in engem Austausch. Schon beim ersten Lesen der Entscheidung fällt allerdings auf, dass die Vergabekammer weite Teile der Kritikpunkte gar nicht erst betrachtet und in ihre Entscheidung einbezogen hat.“