Gelsenkirchen. Schiedsstelle hat einen neuen Trinkwasserpreis für Haushaltskunden im Gelsenwasser-Versorgungsgebiet ab dem 1. Juli festgelegt. So teuer wird’s.

Bereits in wenigen Tagen, ab dem 1. Juli, gilt im Gelsenwasser-Versorgungsgebiet ein neuer Trinkwasserpreis. Den ersten Anstieg seit acht Jahren habe die Schiedsstelle zur Preisfindung am Montag entschieden, teilt Gelsenwasser in einer Pressemitteilung mit.

Demnach wird der Mengenpreis für 1.000 Liter Trinkwasser dann bei 2,0737 Euro brutto liegen, der monatliche Grundpreis für einen Hauswasserzähler beträgt unverändert 13,64 Euro brutto. Eine Ablesung des Wasserzählers oder eine Anpassung des Abschlags sei nicht notwendig. Gelsenwasser werden den neuen Preis automatisch bei der jährlichen Abrechnung und der zukünftigen Abschlagsberechnung im Herbst berücksichtigen, heißt es.

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Eine dreiköpfige Familie in einem Mehrfamilienhaus zahle auf Basis des neuen Preises für den durchschnittlichen Jahresverbrauch von rd. 147.000 Litern Wasser (402 Liter täglich) 345,75 Euro – das sind 39,01 Euro (12,7 %) mehr als bisher. In einem Mehrfamilienhaus wird der Grundpreis auf mehrere Parteien umgelegt, in dem Beispiel sind vier Wohnungen angenommen.

In einem Einfamilienhaus mit drei Personen werden nun jährlich 468,51 Euro (+ 9,3 %) zu zahlen. 95 Cent für die tägliche Trinkwasserversorgung – das sind die Kosten für eine dreiköpfige Familie im Mehrfamilienhaus bei einem durchschnittlichen täglichen Verbrauch von 134 Litern pro Person.

2024 könnte sogar noch eine weitere Preiserhöhung folgen

„Mit der aktuellen Preiserhöhung bleibt die Preisentwicklung bei Gelsenwasser unterhalb der Inflationsentwicklung seit der letzten Wasserpreisanpassung Anfang 2014“, erklärt das Unternehmen.

Die Schiedsstelle

Gelsenwasser ist eines der wenigen Wasserversorgungsunternehmen, die den Wasserpreis für Tarifkunden nicht selbst festlegen. Traditionell entscheidet hierüber eine Schiedsstelle. Diese besteht aus fünf Mitgliedern: Das sind je zwei Sachkundige der Kommunen und von Gelsenwasser sowie ein neutraler Vorsitzender, der von beiden Seiten gewählt wird und die Befähigung zum Richteramt hat.

Wenn Gelsenwasser ein Verlangen zur Preisanpassung stellt und von der kommunalen Seite widersprochen wird, entscheidet die Schiedsstelle nach entsprechenden Beratungen endgültig und bindend für Gelsenwasser und Kommunen, ob und in welcher Höhe der Wasserpreis angepasst wird.

Jährlich erstellt ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungsunternehmen ein Gutachten über die Kosten, die tatsächlich bei Gelsenwasser für die Wasserversorgung entstanden sind. Dieses Gutachten zeigte nach Angaben des Gelsenkirchener Unternehmens zuletzt aufgrund gestiegener Kosten im Tiefbau-, Material-, Personal- und Energiebereich eine deutliche Unterdeckung. „Das hieß für uns: Wir müssen handeln, damit wir über die Einnahmen im Wasserbereich weiter nachhaltig in die Wasserinfrastruktur mit Werken und Rohrnetz sowie in die Qualitätssicherung investieren können“, so der Gelsenwasser-Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters.

Ob über die aktuelle Preiserhöhung hinaus im Laufe des Jahres 2024 eine weitere Anpassung um bis zu 4,49 ct/m³ erfolgen wird, werde vom Inflationsverlauf und der wirtschaftlichen Entwicklung der kommenden Monate abhängig gemacht.

Auch Strom und Gas werden für Gelsenkirchener teurer

Vor wenigen Tagen erst hatte der Energieversorger Emscher Lippe Energie (ELE) angekündigt, Erhöhungen der Strom- und vor allem der Gaspreise vorzunehmen, von denen in Gelsenkirchen fast 100.000 Kundinnen und Kunden betroffen sind.

Wie berichtet, müssen sich alle ELE-Kunden in der Grund- und Ersatzversorgung – und damit auch alle Bestandskunden – ab dem 1. August 2022 auf deutlich höhere Energiekosten einstellen. Der Grundversorger verdoppelt den Gaspreis dann von 7,26 Cent auf 14,54 Cent je kWh, der Strompreis steigt – trotz Wegfall der EEG-Umlage – von 31,11 Cent auf 33,81 Cent je kWh. Kunden mit durchschnittlichem Gasverbrauch erwartet nach Angaben des Versorgungsunternehmens monatliche Mehrkosten von mehr als 100 Euro. Auch Strom wird teurer. In Zahlen heißt das: Der aktuelle Strompreis von 31,11 Cent je kWh verringert sich durch den EEG-Wegfall auf 28,68 Cent. Die ELE erhöht den Preis dann wieder auf 33,81 Cent je kWh. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 3000 kWh im Jahr sind das etwa 18 Euro mehr im Monat und 215 Euro mehr im Jahr.