Oberhausen. Bekommt Oberhausen einen Teil der milliardenschweren Fördertöpfe für Wasserstoff-Technik? Der Wunsch nach einem Forschungs-Campus ist groß.
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Autos und langfristig sogar Flugzeuge sollen damit klimaneutral betrieben werden. Auch in der Stahl- und Chemie-Industrie kann es helfen, das gefährliche Klimagas CO2 einzusparen. Milliardenschwere Fördertöpfe stellt die Bundesregierung daher in den kommenden Jahren zur Verfügung, um Wasserstoff-Technologien voranzutreiben. Das Wettrennen um die Töpfe läuft rasant, immer mehr Firmen und Städte buhlen darum. Auch Oberhausen nimmt an diesem Rennen teil – und plant einen eigenen Wasserstoff-Campus in der Stadt.
Dieser Campus soll allerdings keinem Campus wie etwa an Universitäten ähneln. Geplant ist zwar tatsächlich ein zentrales Kompetenzzentrum. Doch weitere Standorte sind über das ganze Stadtgebiet verteilt: Die Müllverbrennungsanlage zählt mit einer geplanten Produktionsanlage ebenso dazu wie die Wirtschaftsbetriebe, die mit Wasserstoff betriebenen Müllwagen unterwegs sein will. Die Energieversorgung ist im Boot, das Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht und die Unternehmen OQ Chemicals in Holten und MAN Energy Solutions in Sterkrade. Das Unternehmen gilt als heißer Kandidat für einen Wasserstoff-Standort.
Oberhausen als Baustein für die Klimawende
So soll Oberhausen einen wichtigen Baustein für die Klimawende bilden, erklärt Görge Deerberg, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts an der Osterfelder Straße. Hier sollen die Fäden zusammenlaufen: Ingenieure bilden sich in der Stadt weiter, Unternehmen erfahren, wie sie Wasserstoff nutzen können, Forscher entwickeln Lösungen für Probleme bei der praktischen Anwendung des Wasserstoffes, Experten machen moderne Technologien alltagstauglich.
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Wo das zentrale Kompetenzzentrum entstehen soll, ist noch nicht klar. Doch der Zeitplan ist ambitioniert: Görge Deerberg möchte in spätestens zwei Jahren den Grundstein für dieses Zentrum legen. Bis dahin müssen Pläne erarbeitet und vor allem das nötige Geld beschafft werden. Wie teuer der Aufbau des Oberhausener Wasserstoff-Campus ist, kann derzeit niemand beziffern. Görge Deerberg spricht vage von einer „größeren Millionensumme“.
Ohne Fördergelder kein Kompetenzzentrum
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Klar ist: Oberhausen alleine kann dieses Geld nicht aufbringen. Das Projekt steht und fällt mit Fördergeldern aus Land und Bund. So wartet beispielsweise die Müllverbrennungsanlage derzeit noch auf eine Antwort auf einen Antrag für ihr Projekt: Auf dem Gelände an der Buschhausener Straße soll Wasserstoff produziert und eine eigene Tankstelle errichtet werden. Dort werden künftig einerseits die Müllwagen der Wirtschaftsbetriebe mit Wasserstoff befüllt. Sie steht aber auch der Öffentlichkeit zur Verfügung, Firmen und Privatleute können in die Nutzung einsteigen. 2023 soll alles fertig sein.
Wasserstoff durch Elektrolyse
Wasserstoff entsteht in einem Elektrolyse genannten chemischen Prozess, der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Wenn die Energie, die dafür benötigt wird, aus erneuerbaren Ressourcen stammt, spricht man von sogenanntem grünen Wasserstoff, weil bei der Herstellung deutlich weniger oder sogar gar kein Kohlendioxid freigesetzt wird.Die Müllverbrennungsanlage (GMVA) in Buschhausen gewinnt Strom durch die Verbrennung der Abfälle. Die Hälfte dieses Stroms wird schon jetzt als grün eingestuft. 100.000 Haushalte versorgt die GMVA mit Strom. Zusätzlich wird dort auch Fernwärme produziert.
Andere Städte sind allerdings durchaus weiter als Oberhausen – was zuletzt auch Mitgliedern des Oberhausener Wirtschaftsausschusses Sorgen bereitete. Helmut Brodrick, SPD-Ratsherr und Betriebsratsvorsitzender bei MAN Energy, fragte nach der „Konkurrenz“ aus Duisburg: In Hüttenheim soll ein großes Wasserstoff-Zentrum entstehen, das Land stellt Fördermittel von 50 Millionen Euro in Aussicht.
Von Konkurrenzdenken hält Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) auf Nachfrage aber nicht viel. „Es geht nicht darum, was der Eine bekommt und der Andere nicht.“ Da der Schwerpunkt in Duisburg auf einer Brennstoffzellentechnik für die Stahlindustrie liege, „kommen wir uns nicht in die Quere.“ Görge Deerberg vom Forschungsinstitut Umsicht freut sich über die Chance für die Nachbarstadt. Das Ruhrgebiet lebe als Region von der Vernetzung, von der am Ende auch Oberhausen profitiere.