Mülheim. Eine Mülheimer Hausgemeinschaft saß fünf Tage neben kalten Heizungen und wartete auf den Notdienst. Nicht nur darüber ärgern sich die Mieter.
In einem großen Miets- und Geschäftshaus an der Paul-Kosmalla-Straße ist ausgerechnet am Tag vor Weihnachten die Heizung ausgefallen. Das kann vorkommen und passierte auch hier nicht zum ersten Mal. Was die Betroffenen besonders stört: dass versprochene Hilfe tagelang nicht kam.
Das Haus mit acht Mietparteien und Ladenlokalen im Parterre liegt direkt am Kreisverkehr an der Heißener Mitte. Vermieterin ist ein alteingesessenes Immobilienunternehmen in Ostwestfalen - nach eigenen Angaben mit mehr als 80-jähriger Tradition.
Heizungen in Mülheimer Miethaus fielen am 23. Dezember aus
Kühl geworden sei die Ölheizung am 23. Dezember im Laufe des Vormittags, berichten mehrere Mietparteien bei einem Gespräch vor Ort. Unterschiedliche Personen hätten den Ausfall sofort der Hausverwaltung gemeldet und dort auch eine Ansprechpartnerin persönlich erreicht. „Sie hat versprochen, dass am 24. Dezember morgens jemand kommt. Andernfalls sollten wir den Notdienst anrufen.“
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An Heiligabend sei zwar noch ein Öllieferant dagewesen, sagen mehrere Mieterinnen, doch niemand, der den Heizungsfehler beheben konnte. Sie hätten die technische Notfall-Hotline gewählt, dort aufs Band gesprochen. Keine Reaktion. Vier Tage lang.
Heiligabend auf dem Sofa, mit Wolldecke und Schal
Weihnachten haben alle Mitglieder der Hausgemeinschaft als sehr ungemütlich erlebt. „Es war einfach nur eiskalt“, sagt eine für alle. Acht Wohnungen gibt es, in denen auch ältere Menschen leben, kleine Kinder, ein Rollstuhlfahrer, einige wohnen hier seit Jahrzehnten. Über die Feiertage sei die Raumtemperatur auf zwölf Grad gefallen, schildern die Mieter.
„Wir saßen Heiligabend nur auf dem Sofa, mit Wolldecke und Schal“, heißt es. Oder: „Unser Besuch ist nach zwei Stunden wieder gegangen. Ich hatte auch Angst, dass mein Schwiegervater sich eine Lungenentzündung holt.“ Andere organisierten sich eine Elektroheizung - und sind gespannt auf die Stromrechnung. Am Montag nach Weihnachten habe sie bei der Kontaktperson für Instandhaltungen gemeldet, dass kein Heizungsmonteur da war, sagt eine Mieterin. Sie sei um Verständnis gebeten worden: Das Fachpersonal habe viel zu tun, das Telefon laufe heiß.
Mieterinnen berichten: Schon im vergangenen Winter wochenlang ohne Heizung
Tatsächlich war das Wohnungsunternehmen auch für diese Redaktion bislang nicht erreichbar, möglicherweise erschwert durch geringe Personalbesetzung zwischen den Jahren. Wiederholte Anrufe bei der Notfallhotline oder direkten Kontaktpersonen landeten in Warteschleifen oder auf Mailboxen, wo Referenznummern vergeben und Rückrufe versprochen werden. Auch Mailanfragen an höhere Stellen blieben bislang unbeantwortet.
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Möglicherweise haben sie indirekt gewirkt. Seit Dienstagmorgen laufen die Heizungen wieder - „mal sehen, wie lange“, sagt eine Mieterin. Woran sich die Hausgemeinschaft gut erinnert: Schon im vergangenen Winter gab es mehrere Wochen, in denen die Heizung nur punktuell funktionierte, schon da hätten sie lange auf Hilfe gewartet. Auch von anderen Ärgernissen berichten sie, von defekten Türen oder Fenstern, um deren Reparatur teilweise seit Jahren gebeten werde - bislang ohne Erfolg.
Neues Eiscafé soll am Heißener Kreisverkehr eröffnen
Im Erdgeschoss des Hauses an der Paul-Kosmalla-Straße steht derweil eine Neueröffnung an. Dort ist die Schaufensterfront mit Spanholz verkleidet, darauf das Logo einer italienischen Eismanufaktur: „Bonetto“. Auf Facebook wird das neue Eiscafé bereits seit Ende August beworben: „Coming soon 2022“…
Der Hauseigentümer habe bereits einen Architekten beauftragt und mit dem Umbau begonnen, berichtet der Mülheimer Immobilienmakler, der den Vertrag vermittelt hat. Die Heißener könnten sich freuen: „Ein Eiscafé gibt es im Stadtteil nicht.“ Im kleineren Teil des Ladenlokals richtet die Ruhrbahn einen neuen Aufenthaltsraum ein, in dem auch das Fundbüro Platz finden soll.