Gelsenkirchen. Die Innenstädte sind im Wandel, auch eine Folge der Corona-Pandemie. Warum die Gelsenkirchener Bahnhofstraße trotzdem kein Sorgenkind ist.
Die Innenstädte im Wandel, erst recht während und vor allem nach der Corona-Pandemie. Auch in Gelsenkirchen sind die Veränderungen spür- und vor allem sehbar. Warum die Bahnhofstraße trotzdem kein echtes Sorgenkind ist.
Einzelhandel: So ist die Situation in der Gelsenkirchener Innenstadt
Denn: Innenstädte, da gibt es immer Fluktuation, immer einen Wechsel, auch auf der Bahnhofstraße. Vom Bahnhofsvorplatz bis zum Heinrich-König-Platz gibt es insgesamt 112 Ladenlokale. Die Leerstandsquote: 5,36 Prozent, wie Angela Bartelt berichtet. „Für eine A-Lage ist das ein recht niedriger Wert“, sagt die Citymanagerin auch.
Ortstermin in der fast immer recht belebten Altstadt. Menschen kaufen ein, trinken Kaffee, essen draußen in der Sonne, halten einen kleinen Plausch. Und am Rande die Leerstände, auch wenn es nicht viele sind.
Das ist zum Beispiel das Ladenlokal mit der Hausnummer 8. Zuletzt eine temporäre Bleibe für Optik Benning. Jetzt, nachdem der Optiker nach einer Umbauphase in die Immobilie gegenüber gezogen ist, steht das Objekt leer. Der Eigentümer sei sehr offen, was die Ausgestaltung betrifft, so Angela Bartelt. Konkrete Details zur Nachnutzung gibt es aber noch nicht.
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Ein Leerstand, der von außen so aussieht, aber eigentlich gar keiner mehr ist: Das Lokal an der Bahnhofstraße 25, ehemals Schlatholt. Zwar sind die Fenster hier noch abgeklebt, es sei aber nur noch eine Frage von ein paar Wochen, so die Citymangerin, bis Hörgeräte Kind eine weitere Filiale auf Gelsenkirchener Stadtgebiet dort eröffnen wird. [Lesen Sie auch:Schuhhaus Schlatholt schließt, Optiker kommt]
Seit etwa ein bis zwei Wochen steht die Boutique Carlotta an der Bahnhofstraße 33 leer. Erst Mitte 2019 hatte Besitzerin Angelika Bruns dort wiedereröffnet, zuletzt hatten sie und ihre Mode ihren Standort an der Ebertstraße. Alles noch ganz frisch, sogar das Interieur ist noch zu sehen, Pläne für die Weiterentwicklung gibt es noch nicht.
Gegenüber, mit der Hausnummer 36 bis 38, liegt im Hintergrund die nächste freie Fläche. „Eine gute Größe“, sagt Angela Bartelt, eine nahezu quadratische Fläche mit knapp 80 Quadratmetern. „Das Problem ist hier auch, dass sie etwas versteckt wirkt.“ Geht der Gang vom Bahnhof Richtung Heinrich-König-Platz fallen die Fenster hinter der vorgelagerten Deichmann-Filiale kaum auf.
Absolute Frequenzbringer in der Gelsenkirchener Innenstadt: Primark und TK Maxx
Die absoluten Frequenzbringer aus Einzelhandelssicht seien Primark und gegenüberliegend TK Maxx. Hier ist das eigentliche Zentrum, hier kommen die meisten Menschen hin – und: „Darum möchten sich die meisten Händler auch hier und in der Nachbarschaft ansiedeln“, erklärt Angela Bartelt.
Und da wäre auch noch die Galeria Karstadt-Kaufhof-Filiale: „Hier ist es wirklich sehr schwer einzuschätzen, was damit passiert“, so Bartelt und spielt damit an auf den wankenden, einstigen Kaufhaus-Riesen. „Wir hoffen, dass sie uns lange erhalten bleiben.“
Nahezu elementar: Der Standort der Metzgerei Ridderskamp und Hahn – im Bezug auf die Nahversorgung der rund 10.000 Gelsenkirchener, die in der Altstadt leben, eine unverzichtbare Größe, ist die Citymangerin überzeugt. „Das wird auch in der Zukunft immer größer werdende Rolle spielen“, glaubt Bartelt. [Lesen Sie auch:Diese Einzelhändler verlassen die Gelsenkirchener City]
Ebenfalls erfolgreich am Standort: Mit dem Snipes-Outlet öffnete im Frühjahr 2020 ein „Geschäft, das zieht“, wie die Citymanagerin es nennt. Obwohl das Modell „Outlet“ auch ein kritisches ist: „Das ist Fluch und Segen zugleich“, so die 34-Jährige. Zum einen auf eine gewisse Art ein Stück weit ein Wertigkeitsverlust, zum anderen aber auch ein Konzept, das trotzdem viel Frequenz bringt.
Mit Fritsch folgt ein weiterer Juwelier in das Ladenlokal in der Gelsenkirchener City
Bei Colosseum, fast direkt auf der gegenüberliegenden Seite, läuft es ähnlich gut. Die Verantwortlichen seien mit den Gelsenkirchener Zahlen so zufrieden gewesen, dass aus dem ehemaligen Outlet ein „normaler“ Standort geworden ist. Im Obergeschoss befindet sich zudem ein Online-Shop der Modemarke.
Mit dem Juwelier Fritsch wird es weiterhin einen Juwelier im Ladenlokal im Haus mit der Nummer 66 geben. Die Arbeiten sind weit fortgeschritten, das ist schon aus einiger Entfernung zu sehen. Auf der Eingangstür steht bereits der neue Name, und vom Kraemer-Ladenschild oben darüber ist nur noch ein wenig zu erkennen. Aber wie kann das gehen, so ganz direkt gegenüber einem anderen Juwelier, der Kette Christ? „Konkurrenz belebt das Geschäft“, erklärt Angela Bartelt. Und meint damit auch die gegenseitige Ergänzung, die die beiden Schmuckhändler einander sein können.
Leerstände im Einzelhandel: Ein weiteres Sorgenkind liegt am Ende der Bahnhofstraße
Ein weiteres Sorgenkind liegt vom Heinrich-König-Platz aus gesehen fast am Ende der Bahnhofstraße, Hausnummer 81. Der ehemalige WOS-Laden (Erotik-Geschäft) steht schon lange leer und noch immer tut sich – nichts. Im ersten Obergeschoss steht noch die einschlägige Deko. Beim Blick auf den Leerstand sagt Angela Bartelt: „Das gibt es leider immer wieder. Was das Objekt angeht, herrscht Stillstand.“
Und wie sehen die Innenstädte der nahen Zukunft aus? Es soll ein Mix sein, von Handel, Gastronomie, Dienstleistungen, dazu neuen Ideen, so Angela Bartelt. Dass Gastronomie eine großen Teil auch zur Aufenthaltsqualität, zum Wohlfühlfaktor einer City beiträgt, ist unbestritten. [Lesen Sie auch:Noah’s Place eröffnet in Gelsenkirchen – das wird geboten]
Einige Städte setzen auf einen Gastro-Anteil von 40 Prozent, in Gelsenkirchen wären 20 bis 25 Prozent wünschenswert, so Angela Bartelt. „Das belebt und bringt eine ganz andere Atmosphäre“, ist die Gelsenkirchenerin überzeugt. Der Beweis: Das erst kürzlich eröffnete Noah’s Place am Heinrich-König-Platz. Macht gleich mehr her, das ist auch an diesem sonnigen August-Mittag zu sehen.