Mülheim. Das Theater an der Ruhr in Mülheim hofft auf einen Spielbetrieb im April. Drei Premieren sollen dann über die Bühne gehen.
Mit einer Verlängerung des Lockdowns hat das Theater an der Ruhr gerechnet, für den restlichen Februar und den März hat es deshalb weitere Online-Formate vorbereitet. „Wir sollten ja alle daran interessiert sein, dass die Pandemie durch gesamtgesellschaftliches Handeln ein Ende findet, wir als Theater tragen da auch mit Verantwortung – und deshalb schimpfen wir auch nicht dauernd über den Lockdown“, erklärt Sven Schlötcke, Geschäftsführer des Theaters.
Premieren in Mülheim: Von „Germania“ bis zu „Momo“
Am Raffelberg hat man schon längst festgelegt, dass im März nicht auf der Bühne Theater gespielt werden soll – egal, wie die Entscheidung zum Lockdown ausfällt. „Wenn wir kurzfristig auf Lockerungen reagieren, verschwenden wir nur unnötig Ressourcen“, so Schlötcke. Man hoffe aber, dass nach Ostern dann alles wieder losgehen könne – unter eingeschränkten Bedingungen und mit den Hygiene-Konzepten, die man im Spätsommer schon erfolgreich angewendet hat. Ein regulärer Theaterbetrieb werde vermutlich frühestens im Herbst wieder möglich sein.
Dennoch: Gleich drei Premieren möchte das Theater im April den kulturhungrigen Menschen indoor bieten. Die Produktionen liegen derzeit auf Halde: „Germania“ – eine Koproduktion mit der italienischen Performancegruppe Anagoor (Regie: Simone Derai), „Europa oder die Träume des Dritten Reiches“ von Lars von Trier/Charlotte Beradt (Regie: Philipp Preuss) und eine Voraufführung des Jungen Theaters von „Momo“ nach dem Roman von Michael Ende (Regie: subbotnik/mit Maria Neumann). Im Mai beteiligt sich das TaR als Spielstätte wieder an den „Stücken“ – wenn diese stattfinden können.
Einnahmeverluste bisher noch aufgefangen
Der Juni soll im Zeichen der Open-Air-Vorführungen stehen. Im Raffelbergpark wird dann gespielt, aber „anders als bei den Weißen Nächten“. „Es ist sinnvoller, draußen zu spielen – aus Gründen des Infektionsschutzes. Die Leute werden auch lieber an der frischen Luft sein“, glaubt Sven Schlötcke. Genaueres will er noch nicht zum Freiluft-Programm sagen, inhaltlich wird noch an dem Konzept gefeilt.
Die Einnahmeverluste durch den fehlenden Karten- und Gastspielverkauf sind groß. Wie man weiter finanziell durchhalten könne, hänge unter anderem davon ab, ob man die Kurzarbeit weiterführen könne und ob es weitere Corona-Hilfen geben werde. „Aber bislang ist auch aufgrund der vom Land für 2020 genehmigten Coronahilfen die finanzielle Lage ohne zusätzliche Belastungen für die Stadt ausgeglichen.“
Man habe sehr erfolgreich Drittmittel-Aquise betrieben. „Relativ viele Anträge auf Förderung sind positiv beschieden worden. Das hilft uns, die ökonomische Situation im Griff zu behalten und bis Ende der Spielzeit durchzuhalten“, erklärt Schlötcke. In punkto Fördermittel sei man ganz allgemein „ziemlich gut unterwegs“, man werbe rund eine Million Euro pro Spielzeit ein. Mehr sei personell nicht machbar, weil dabei ein hoher Verwaltungsaufwand zu bewältigen sei.
Nächste Online-Angebote
Auf dem Online-Spielplan des Theaters stehen am 12. Februar um 19.30 Uhr eine Aufzeichnung von Horvaths „Kasimir und Karoline“ (Fernsehregie: Roberto Ciulli) und am 13. Februar um 19.30 Uhr eine Aufzeichnung von „Der neue Prozess“ von Peter Weiss (Koproduktion TaR und Volksbühne, Berlin).Am 19. Februar um 19.30 Uhr wird „antigone. ein requiem“ von Thomas Köck in der Regie von Simone Thoma gezeigt. Alle Online-Veranstaltungen können erreicht werden über die Internetseite www.theater-an-der-ruhr.de
Bekenntnis zur Kultur von CDU/Grünen zu begrüßen
Froh ist man im Theater über die Aussagen zur Kultur von Mülheimer CDU/Grünen im Koalitionspapier. Es sei ein wichtiges Signal, gerade in diesen Zeiten, dass die Politik die Kultur als Standort- und Wirtschaftsfaktor mehr herausstellen wolle. „Das ist ein Bekenntnis zu Kultur und Kunst, das wir außerordentlich begrüßen. Von außen betrachtet ist das Prägende dieser Stadt die Kultur, was seinerzeit die repräsentative Umfrage im Zuge des Leitbildprozesses gezeigt hat. Das Bewusstsein für diesen Umstand scheint zu wachsen“, so der TaR-Geschäftsführer.
Auch die Idee, eine Kultur-App für Mülheim zu entwickeln, sei gut. Man könnte die Kultur in der Stadt noch besser sichtbar machen. „Wenn wir gemeinsam mit der Politik daran arbeiten, wäre das perfekt“, so Sven Schlötcke.