Essen. Die ersten haben ihn schon, andere werden den neuen Facebook-Newsfeed in den kommenden Wochen kriegen. Bereits vor einem Jahr wollte Facebook die Anzeige von Neuigkeiten überarbeiten, scheiterte dabei aber am Widerstand von Nutzern und Werbepartnern. Jetzt geht das Netzwerk lieber auf Nummer sicher.

Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier. Was er einmal lieb gewonnen hat, will er so schnell nicht geändert sehen. Und wenn es doch sein muss, dann bitte nur ganz dezent. Also nicht das Wohnzimmer komplett auf den Kopf stellen, sondern bloß hier und da ein paar Dekoartikel austauschen. Das hat Facebook offenbar beherzigt, als es jüngst seinen Newsfeed überarbeitete. Die veränderte Anzeige der Neuigkeiten ist nämlich alles andere als revolutionär. Alle wichtigen Fragen und Antworten im Überblick.

1. Was ist anders am neuen Newsfeed?

Man muss schon ganz genau hinschauen, um alle Änderungen zu bemerken. Am auffälligsten ist sicher der neue Farbton. Statt wie bisher komplett in Weiß hat der Newsfeed der Desktop-Version nun ein dezentes Grau als Hintergrundfarbe. Die Neuigkeiten, das Feld für die Status-Meldung und die Werbung am rechten Rand bleiben jedoch weiß und heben sich so vom grauen Hintergrund ab.

Neu ist auch, dass Fotos und Bilder mehr Platz einnehmen und sich über die gesamte Mittelspalte ausbreiten. Dazu kommen geänderte Schriftarten und eine minimal neu angeordnete Leiste am oberen Rand. Und es gibt noch eine bahnbrechende Änderung: An Geburtstage wird nicht mehr mit einem Törtchen erinnert, sondern mit einem weißen Geschenk auf rotem Grund.

Facebook betont, dass es nur optische Änderungen sind. Der neue Newsfeed habe keine Auswirkungen darauf, wie der Inhalt gewichtet werde. Auch die mobile Version sei von den Neuerungen nicht betroffen.

2. Warum hat Facebook den Newsfeed erneuert?

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Die offizielle Antwort darauf lautet: Damit die Desktop- und Mobil-Version gleich aussehen. Das soll es einfacher machen, Facebook plattformübergreifend zu nutzen. Natürlich geht es bei dem neuen Design aber auch darum, das Soziale Netzwerk noch attraktiver für Werbekunden zu machen. Facebook muss dabei den Spagat schaffen, Geld mit Werbung zu verdienen und den Nutzern damit nicht allzu sehr auf die Nerven zu gehen.

Dass Fotos und Bilder nun größer sind, dürfte aber vor allem die Werbepartner freuen. Schließlich tauchen Anzeigen schon länger nicht mehr nur in der Randspalte auf, sondern auch mitten im Nachrichtenfluss.

3. Neuer Newsfeed - war da nicht schon mal was?

Ja, da war was. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Facebook schon einmal groß angekündigt, seinen Newsfeed zu erneuern. Doch nur wenige Nutzer klickten dafür auf "Gefällt mir". Es gab weniger Interaktion, folglich auch weniger Likes und es wurden weniger Inhalte geteilt. Das wiederum konnte den Werbepartnern nicht gefallen. So blieb es letztendlich bei wenigen Testpersonen, die über die neue Version urteilen durften. Der Tenor: Größere Fotos und Bilder toll, Navigation zu schwierig. Das neue Design soll nun beides können: Größere Fotos und einfache Bedienung.

4. Wann genau kommt der neue Newsfeed?

Seit Anfang März hat Facebook damit begonnen, das Design umzustellen. Bei wem bisher noch nicht der Hinweis "Das neue Design ist da" aufgeploppt ist, der soll nicht mehr lange warten müssen. In den kommenden Wochen will Facebook weltweit umrüsten.

5. Wie kommen die Neuerungen bisher an?

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"Ein frischer Look, größere Geschichten und ein einfacheres Design" - so kündigt Facebook selbst die Änderungen an. "Wir hoffen, es gefällt euch." Das tut es. Zumindest den mehr als 78.000 Nutzern, die den Beitrag mit "Gefällt mir" markiert haben. Doch auch kritische Stimmen gibt es genug. Fast 13.000 Likes gibt es etwa für diesen Kommentar einer Nutzerin: "Ich weiß nicht, wie oft man es noch sagen muss. Wir wollen keine Top-Meldungen im Newsfeed. Zeigt nur die aktuellsten Nachrichten. Facebook muss damit aufhören, so zu tun, als ob es wüsste, was uns wichtig ist."

Mehr als 10.000 Likes erhält ein Kommentator mit diesen Zeilen: "Mir würde der Newsfeed besser gefallen, wenn ihr aufhören würdet, gesponsorte Anzeigen zu zeigen, die die Hälfte meiner Seite einnehmen."

6. Wie kann man Facebook sonst noch Feedback geben?

Kritik, Wünsche und Änderungsvorschläge können Nutzer hier loswerden.

7. Nach welchen Kriterien funktioniert der Newsfeed überhaupt?

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Nach eigenen Angaben könnten Facebook-Nutzer bei jedem Newsfeed-Aufruf durchschnittlich 1500 neue Geschichten sehen. Deshalb müsse Facebook gewichten. Und das geht so: Der Algorithmus reagiert auf Signale der Nutzer. Er registriert zum Beispiel, wie oft man mit einer bestimmten Person interagiert oder wie viele Likes, Shares und Kommentare ein Post bekommt - je mehr Aufmerksamkeit, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass man die Nachricht zu Gesicht bekommt.

Die Forderung nach einer rein chronologischen Ordnung weist Facebook so zurück: "Unsere Gewichtung ist sicher nicht perfekt, aber unsere Tests zeigen, dass die Leute weniger Geschichten lesen, liken und kommentieren, wenn wir sie chronologisch ordnen."

Und das könne ja wohl nicht im Sinne der Nutzer sein, schwingt zwischen den Zeilen mit. Oder sollte man besser sagen: im Sinne der Werbekunden?