New York. Bei ihrer massenhaften Datensammlung nehmen der US-Geheimdienst NSA und sein britischer Partnerdienst GCHQ nach Medien-Informationen auch Smartphone-Apps ins Visier. Die Bandbreite der betroffenen Programme reiche von “Angry Birds“ über die mobile Anwendung von Facebook bis zu Google Maps.

Die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ haben laut einem Zeitungsbericht auch Daten im Visier, die von Apps über die Nutzer gesammelt werden. Als ein Beispiel nannte die "New York Times" das populäre Spiel "Angry Birds". Die beiden Geheimdienste lauerten im Hintergrund, um auf Informationen wie Orte, Alter oder Geschlecht der Spieler zuzugreifen, hieß es. Das Blatt bezog sich bei seinem Bericht auf Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden.

Dass vor allem kostenlose Apps nebenbei viele Daten über Nutzer erheben, ist schon lange ein Thema. Als klassisches Beispiel gilt eine Anwendung, die den Smartphone-Blitz als Taschenlampe leuchten ließ - und nebenbei Informationen wie den aktuellen Ort und die Identifikationsnummer des Geräts abgriff. Diese Daten wurden dann an Werbe-Netzwerke weitergegeben. Die Android-App war mindestens 50 Millionen Mal heruntergeladen worden. Solchen datenhungrigen Anwendungen werden zunehmend Riegel vorgeschoben.

Nutzer geben zum Teil ausdrücklich ihr Einverständnis

Auch interessant

Aber viele Apps sammeln die Daten auch mit ausdrücklichem Einverständnis der Nutzer, zum Beispiel die von sozialen Netzwerken oder Kartendiensten. Die Geheimdienste hätten unter anderem gemeinsam daran gearbeitet, Ortsinformationen abzugreifen, wenn eine Zielperson Google-Karten nutze - oder an Adressbücher heranzukommen, wenn jemand Apps von Online-Netzwerken einsetze, schreibt die "New York Times".

In einem geheimen britischen Dokument aus dem Jahr 2012 sei die Rede davon, dass man auf Apps zugreifen könne, die Details wie die politische oder sexuelle Orientierung von Nutzern enthielten. Zugleich bleibe das Ausmaß der Datensammlung mit Hilfe von Apps anhand der vorliegenden Dokumente unklar, schränkte das Blatt ein. In den internen Präsentationen würden Quellen wie "Social Apps", "Geo-Apps" oder Daten aus mobiler Werbung genannt. Dort heiße es auch, diese Daten könnten Fragen beantworten wie etwa: "Wo war meine Zielperson, als sie das gemacht hat?" oder "Wohin ist meine Zielperson unterwegs?"

Die neuen Enthüllungen fügen einen weiteren Mosaikstein zum Wissen über das große Überwachungssystem der NSA hinzu. Bereits bekannt geworden war, dass der US-Geheimdienst verschiedene Arten elektronischer Kommunikation abgreift, ebenso begleitende Informationen zu Telefonanrufen, Inhalte von Adressbüchern und zumindest in der Vergangenheit auch den internen Datenverkehr zwischen Rechenzentren von Internet-Konzernen wie Google und Yahoo.

Internetfirmen dürfen genauer über NSA-Schnüffelei informieren  

Auf Druck von Internetfirmen gewährt die US-Regierung einen tieferen Einblick in die Aktivitäten des Geheimdienstes NSA. Google und Co. dürfen künftig Angaben darüber machen, wie viele Kundendaten die NSA bei den Firmen abfragte, wie die Justizbehörden am Montag bekanntgaben. Allerdings bleiben Grenzen: So darf die Zahl der Anfragen nicht exakt, sondern nur in Bündeln von 1000er-Schritten bekanntgegeben werden - und auch erst sechs Monate, nach dem sie gestellt wurden.

Unter dem Druck einer erhitzten öffentlichen Debatte und von Rechtsklagen sahen sich Justizminister Eric Holder und Geheimdienstdirektor James Clapper zu dem Schritt gezwungen. "Die Regierung handelt, um detailliertere Veröffentlichungen über die Zahl der Anfragen an die Kommunikationsanbieter zu erlauben", hieß es in einer Erklärung der beiden.

Die fünf Firmen Facebook, Google, LinkedIn, Microsoft und Yahoo hatten auf das Recht geklagt, ihre Kunden genauer über das Ausmaß der NSA-Anfragen informieren zu dürfen. "Wir freuen uns, dass das Justizministerium zugestimmt hat, dass wir die Informationen herausgeben können", erklärten die Kläger am Montag. Zugleich kündigten sie an, den US-Kongress zu weiteren Geheimdienstreformen zu drängen.

Neben der Angabe der gebündelten Zahl der Anfragen dürfen die Firmen künftig auch darüber informieren, wie viele Auswahlkriterien einbezogen wurden. Welche Kriterien es waren, muss auch künftig geheim bleiben.

Bürgerrechtsgruppen begrüßten die Entscheidung. "Das ist ein Sieg für die Transparenz und ein wichtiger Schritt, um die exzessive Überwachung durch die Regierung einzuschränken", sagte Alex Abdo, Anwalt der Organisation ACLU. Zugleich forderte auch er weitergehende Anstrengungen des Kongresses. Dieser müsse die Regierung drängen, auch über das Ausmaß der Spionage zu informieren, von dem die Internetfirmen überhaupt nichts mitbekämen. (afp/dpa)