Washington. Wegen der Welle von Hacker-Angriffen in Amerika wird der Ton zwischen den USA und China immer rauer. Jetzt erhebt das Pentagon Vorwürfe gegen das chinesische Militär in einem offiziellen Bericht. Peking wies bisher stets alles zurück, eindeutige Beweise gibt es nicht.
Die USA haben ihre Vorwürfe verschärft, chinesische Behörden steckten hinter einer Welle von Hacker-Angriffen in Amerika. "China nutzt seine Möglichkeiten zur Ausbeutung von Computer-Netzwerken, um Informationen über diplomatische, wirtschaftliche sowie Verteidigungsbereiche zu sammeln", schrieb das US-Verteidigungsministerium in seinem am Montag veröffentlichten jährlichen Bericht zur Entwicklung des chinesischen Militärs. Diverse Attacken auf Computer der US-Regierung schienen direkt von chinesischen Behörden oder dem Militär auszugehen, so das Pentagon.
China könne die Informationen für seine eigene Verteidigungsindustrie nutzen. Die Fähigkeiten, die zum Hacken der Systeme nötig seien, könnten auch dazu genutzt werden, Computersysteme anzugreifen, warnten die Verfasser des Berichts.
China weist die Vorwürfe zurück: "haltlos und unverantwortlich"
Die USA fordern seit längerem, dass China den Vorwürfen nachgeht und den Aktivitäten ein Ende setzt. Auch bei einem Telefonat mit Präsident Xi Jinping nach dessen Ernennung hatte US-Präsident Barack Obama die Internetattacken angesprochen. Regierungschef Li Keqiang hatte die Klagen der USA als "grundlose Anschuldigungen" zurückgewiesen. Auch die neuen Vorwürfe hat Chinas Militär als "unverantwortlich" zurückgewiesen. Der Bericht des Pentagons enthalte "haltlose Beschuldigungen", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag den Forscher Wang Xinjun von der Militärakademie der Volksbefreiungsarmee.
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"Auch wenn allgemein bekannt ist, dass der Ursprung von Hacker-Angriffen nicht nur durch die Internet-Protokoll-Adresse bestimmt werden kann, ziehen es einige Leute im Pentagon weiter vor zu glauben, dass sie aus China kommen, weil sie immer ein Gefühl der Rivalität haben", sagte Wang Xinjun
Großkonzerne, Medien und das Weiße Haus Ziel von Attacken
Die Berichte über mutmaßliche Cyberspionage aus China hatten in den USA zuletzt immer mehr zugenommen. Unter den Zielen von Hacker-Angriffen waren in den vergangenen Jahren der Rüstungskonzern Lockheed Martin, Google mit seinem E-Mail-Dienst Gmail, der IT-Sicherheitsspezialist RSA, Coca-Cola, die US-Handelskammer sowie die großen Zeitungen "Washington Post", "New York Times" und "Wall Street Journal".
Selbst das Weiße Haus musste im vergangenen Herbst einräumen, dass eines seiner Kommunikations-Netzwerke von Eindringlingen - abermals vermutlich aus China - geknackt worden sei. Besondere Sorge hatte der Einbruch bei der Firma Telvent ausgelöst, die Zugangssysteme für die Fernsteuerung von Ventilen und Schaltern auf Öl-Pipelines und Energieleitungen entwickelt.
Die US-Sicherheitsfirma Mandiant erklärte bereits im Februar, sie habe einen Teil der Angriffe zu einer in Shanghai angesiedelten Spezialabteilung der chinesischen Armee zurückverfolgen können. Auch Mandiant konnte aber keine direkten Beweise präsentieren.