San Francisco. . Hacker haben die Passwörter von hunderten Nutzern des Google-Maildienstes Gmail in den USA geknackt. Das gab Google am Donnerstag bekannt. Auch Konten von Vertretern der US-Regierung seien angegriffen worden. Die Täter sind offenbar in China.
Chinesische Hacker haben offenbar hunderte private E-Mail-Konten von US-Regierungsvertretern und Aktivisten aus China beim E-Mail-Dienst Gmail geknackt. Das teilte der Internetriese Google, der Gmail anbietet, am Mittwoch mit. Google hatte sich im vergangenen Jahr eine längere Auseinandersetzung mit Peking geliefert, nachdem Hacker versucht hatten, E-Mail-Konten des Google-Webmail-Dienstes Gmail von chinesischen Menschenrechtsaktivisten zu knacken. Google hatte damals auf die Attacken reagiert und die Sicherheit durch Verschlüsselung der Zugangsdaten erhöht.
Der Hackerangriff sei „kürzlich“ entdeckt und gestoppt worden, teilte der für Sicherheit zuständige Google-Manager Eric Grosse in einem Internet-Blog mit. Betroffen waren demnach private E-Mail-Konten von US-Regierungsvertretern, Aktivisten aus China, US-Militärs, Journalisten sowie Regierungsvertretern aus mehreren asiatischen Ländern. Die Betroffenen seien informiert und ihre Konten wieder gesichert worden. Außerdem habe Google die Behörden informiert.
Ziel der Attacke sei es gewesen, vermutlich über das sogenannte Phishing an Passwörter heranzukommen, um den E-Mail-Verkehr der Betroffenen zu überwachen, schrieb Grosse. Mit Hilfe der gestohlenen Passwörter seien etwa Einstellungen zum Weiterleiten von E-Mails verändert worden. Der Angriff sei anscheinend von Jinan im Osten Chinas aus geführt worden. Beim Phishing werden Nutzer etwa mit betrügerischen E-Mails zur Preisgabe geheimer Daten gebracht.
China weist Beteiligung an Hacker-Angriff zurück
Das Weiße Haus hat bereits eine Untersuchung eingeleitet, wie ein Regierungsvertreter in Washington sagte. Die US-Regierung trage noch die Fakten zusammen, habe bislang aber „keinen Grund zu der Annahme“, dass offizielle E-Mail-Konten von Regierungsvertretern geknackt worden seien.
China hat einen Tag nach dem Hackerangriff auf mehrere hundert E-Mail-Konten von Nutzern des Google-Programms Gmail den Vorwurf einer Beteiligung an dem Vorfall zurückgewiesen. China unterstütze kein Hacking und sei Teil der weltweiten Bemühungen, das Problem zu bekämpfen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag.
Laut Google kam Angriff aus chinesischer Stadt mit Militärschule
Google hatte den jüngsten Angriff nach Jinan zurückverfolgt, wo eine Berufsschule der chinesischen Streitkräfte beheimatet ist. Deren Computer stehen in Zusammenhang mit einem weiteren Angriff auf Google vor 17 Monaten.
Der Suchmaschinenanbieter vermutete, dass chinesische Hacker die sogenannte Phishing-Taktik anwandten, um an die Passwörter von Gmail-Nutzern zu kommen. Phishing bezeichnet eine Form der Internetkriminalität, bei der mittels gefälschter E-Mails vertrauliche Zugangs- und Identifikationsdaten von arglosen Dritten abgefangen werden.
Google hatte Anfang 2010 verkündet, es sei im Dezember 2009 Ziel eines raffinierten Hackerangriffs gewesen, der offenbar auf die E-Mail-Konten chinesischer Menschenrechtsaktivisten zielte. Im März begann der Suchanbieter, Anfragen von seiner chinesischen Seite auf seine Seite in Hongkong weiterzuleiten, um so die chinesische Zensur zu umgehen. Angesichts des drohenden Verlusts ihrer Lizenz in China, beendete die US-Internetfirma im Juni jedoch die automatische Umleitung.
Mitte Mai hatten Deutsche Foscher ein Datenloch im Handybetriebssytem Android vom Google entdeckt und vor Hacker-Zugriffen gewarnt. (afp)