New York. Mit dem Galaxy S4 hat Samsung das neueste Mitglied seiner erfolgreichen Smartphone-Familie vorgestellt. Aus der Präsentation in New York machten die Koreaner ein riesiges Spektakel. Das S4 kann nicht alle hochgesteckten Erwartungen erfüllen, doch Samsung hat sein Spitzenmodell stark weiterentwickelt.

Die Musik hätte auch einer Oscar-Verleihung Glanz verliehen. Samsung wählte den ganz großen Auftritt, um den Nachfolger eines der meistverkauften Mobiltelefone des Planeten vorzustellen. Schon im Vorfeld hatten die Koreaner die Werbetrommel kräftig gerührt und ein Video drehen lassen, in dem ein kleiner Junge quer durch New York chauffiert wird, um in eine weiße Box schauen zu dürfen.

Auspacken durfte er aber nicht. Das musste bis Donnerstagabend warten. Kurz nach 0 Uhr deutscher Zeit war es dann soweit: Das Samsung Galaxy S4 wurde der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Ende April soll es zeitgleich in 55 Ländern auf den Markt kommen.

Samsung hatte sich einen geschichtsträchtigen Ort für die Präsentation ausgesucht: Die Radio City Music Hall. Der in den 20er-Jahren errichtete Konzertsaal wird bis heute für spektakuläre Veranstaltungen gebucht. So werden hier etwa regelmäßig die MTV Video Music Awards verliehen. Ein wenig wie eine Preisverleihung wirkte dann auch die Vorstellung des neuen Super-Smartphones. Die Koreaner scheinen vom US-Konkurrenten Apple gelernt zu haben. Statt ihr Telefon – wie in den Jahren zuvor – auf Messen zu präsentieren, stellten die Samsung-Manager eine eigene Show auf die Beine, die ein bisschen an ein Musical erinnerte.

Über 30 Millionen Stück des Vorgängers verkauft

Ganz schön viel Brimborium für ein Mobiltelefon. Andererseits: Der Vorgänger Galaxy S3 verkaufte sich bislang über 30 Millionen Mal, die gesamte Galaxy-Handy-Sippe gilt als bislang erfolgreichste Smartphone-Familie der Welt. Samsung ist zum Marktführer aufgestiegen, kommt auf fast 40 Prozent Anteil. Das muss auch Konkurrent Apple (Marktanteil 21,5 Prozent) mittlerweile neidvoll anerkennen. Das Flaggschiff des US-Konzerns, das iPhone 5, kommt bislang nicht an die Verkaufszahlen des S3 heran, zuletzt schwächelte der iPhone-Absatz sogar.

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Und Samsung legt mit dem gerade einmal 7,9 Milimeter dünnen und 133 Gramm leichten S4 die Latte deutlich höher: Einige technische Details des Superhandys waren schon im Vorfeld durchgesickert. Dass es einen hochauflösenden fünf Zoll großen Bildschirm mit voller HD-Auflösung, also 1920 mal 1080 Pixel, haben wird, dass die Kamera mit 13 Megapixeln auflöst, dass das Telefon auf Gesten reagiert, ohne dass der Nutzer das Display des Handys berühren muss. Doch der eigentliche Star ist das mitgelieferte Softwarepaket.

Neue Übersetzungssoftware und sprachgesteuerte Navigation

Samsung spricht von einem Life Companion, einem Begleiter fürs Leben. Und als solcher taugt das S4 vielleicht sogar wirklich, wenn die am Donnerstag vorgestellten Ausstattungsmerkmale das halten, was Samsung verspricht:

Hilfreich für Weltenbummler klingt vor allem die „S Translator“ getaufte Übersetzungssoftware. Sie kann nicht nur Schrift in Sprache umwandeln, sondern auch live übersetzen. Damit dürften Unterhaltungen im Ausland deutlich einfacher werden. Die Funktion soll im Übrigen auch ohne Verbindung zum Internet funktionieren.

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Jeweils 3000 Wörter in neun Sprachen kennt das System, darunter neben Englisch auch Deutsch, Französisch und Chinesisch. In der Präsentation funktionierte die Spracherkennung gut, erfahrungsgemäß bedarf eine solche Technik allerdings viel Übung. Vielleicht hat Samsung die Technik aber deutlich verbessern können.

„S Voice Drive“ ist eine sprachgesteuerte Navigationssoftware (fürs Auto), die ganz ohne Bildschirmbedienung auskommen soll. Bei der Präsentation las das Programm sogar auf dem Mobiltelefon ankommende E-Mails vor. Per Sprachkommandos kann man dem Telefon darüber hinaus Befehle geben.

Krankenschwester für die Hosentasche

„Samsung Home Sync“ verspricht einen schnellen Datenabgleich mit anderen Geräten. Dateien werden im Netz oder auf allen anderen Geräten des Nutzers gespeichert und immer auf dem neuesten Stand gehalten.

Samsung-Chef J.K. Shin zeigt das neue Spitzenmodell.
Samsung-Chef J.K. Shin zeigt das neue Spitzenmodell. © afp

„S Health“ ist die eingebaute Krankenschwester des S4. Das Programm zählt Schritte und kann in Kombination mit einem separat erhältlichen Pulsmesser Vitalwerte auslesen. Zudem will Samsung eine Waage zur Gewichtskontrolle anbieten.

Evolution bei der Hardware 

Aber auch die Hardware des S4 kann sich sehen lassen: Die beiden eingebauten Kameras nehmen beispielsweise simultan auf. Der Nutzer filmt so etwa sich selber und jemand anderes – das ist hilfreich für Video Conferencing. Darüber hinaus ist es möglich, für vier Sekunden Videos mit bis zu 100 Bildern pro Sekunde aufzunehmen, etwa für besondere Slow-Motion-Szenen.

Ein Infrarot-Sensor ist mit an Bord, er kann Fernseher, DVD-Player oder Stereoanlage steuern. Dazu müsste Samsung allerdings eine lernfähige Software mitliefern, die das Nebeneinander zahlreicher Fernbedienungen überflüssig macht.

Ende April kommt das Galaxy S4 in Weiß und Schwarz auf den Markt
Ende April kommt das Galaxy S4 in Weiß und Schwarz auf den Markt © dpa

Vier-Kern-Prozessor und bis zu 64 GB interner Speicher

Und das Samsung Galaxy S4 ist schnell, dürfte sich dank seiner beiden Vier-Kern-Prozessoren mit Leichtigkeit einen Spitzenplatz unter den besten Smartphones erkämpfen. Das Telefon, das übrigens in schwarz und weiß auf den Markt kommen soll, wird es in drei verschiedenen Speichervarianten zu kaufen geben – mit 16, 32 und 64 Gigabyte. Darüber hinaus lässt sich der Speicher mit einer handelsüblichen Micro-SD-Karte um bis zu 64 weitere Gigabyte erweitern. So sind im Spitzenmodell maximal 128 Gigabyte möglich. Das reicht allemal für eine ausufernde Musik- und Videosammlung.

Apropos Musik: Die sollen Nutzer künftig mit anderen gemeinsam hören können. Bis zu acht Galaxy-Fans können ihre S4-Handys miteinander verbinden. Das dürfte vor allem im öffentlichen Nahverkehr für ein großes Hallo sorgen.

LTE und 3G-Variante

Ach ja, der Mobilfunkstandard LTE wird auch mit an Bord sein. Allerdings soll es auch eine Nur-3G-Version vom Galaxy S4 geben. Das kennen Fans der Handy-Reihe ja bereits vom Vorgänger. Und noch etwas erbt der Neuling von seinem Vater: den austauschbaren Akku. Damit bleibt das Galaxy eines der wenigen Top-Smartphones mit Wechselbatterie. Googles Nexus 4, Apples iPhone 5 und Nokias Flaggschiff 920 können damit nicht aufwarten.

Der Straßenpreis? Der dürfte zu Beginn bei rund 600 bis 700 Euro liegen. Mit Vertrag gibt es das S4 billiger: Schon jetzt bietet etwa die Deutsche Telekom das Handy an, ab 50 Euro können Kunden vorbestellen.

Zu guter Letzt: Einen Temperaturfühler und einen Luftfeuchtigkeitssensor wollen die Samsung-Ingenieure auch noch im Galaxy S4 verbaut haben. Ob das Super-Smartphone damit den von vielen herbeigesehnten Frühlingsanfang beschleunigen kann? Im April wissen wir mehr...