Essen. Wer seinen Freundinnen den neuen Bikini präsentieren will, macht ein Foto und stellt es bei Facebook ein. Kein Problem, sehen ja nur die Freunde, oder? Nein. Eine britische Studie hat nun gezeigt, dass solche Fotos tausendfach auf Porno-Seiten landen. Die Opfer haben keine Chance, sie zu löschen.

Sie wollen sich zeigen, vielleicht ein bisschen flirten, auf keinen Fall hinter ihren Freunden zurückstehen: Viele Jugendliche laden in sozialen Netzwerken Fotos hoch, die sie in sexuell anzüglichen Posen zeigen, beispielsweise im Bikini am Strand. Was die wenigsten von ihnen ahnen - viele dieser Fotos landen auf Porno-Websites, die extra dafür geschaffen wurden, Kollektionen solcher Bilder zu zeigen.

Laut einer Untersuchung der Internet Watch Foundation (IWF) geschieht das mit 88 Prozent aller sexuell anzüglichen Fotos, die Jugendliche in sozialen Netzwerken wie Facebook hochladen. Die IWF, eine halbstaatliche britische Organisation, die sich dem Kampf gegen Kinderpornografie verschrieben hat, analysierte über vier Wochen 12.000 freizügige Fotos und Videos von Jugendlichen - mehr als 10.000 davon fanden sie später auf einschlägigen Seiten im Internet wieder.

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Spezial-Software sucht nach Bikini- und Strandfotos

Die Jugendlichen bekommen davon zunächst nichts mit. Doch selbst wenn sie es bemerken, können sie nichts tun. "Wenn die Bilder einmal im Internet kopiert worden sind, reicht es nicht mehr aus, sie vom eigenen Profil zu löschen", sagt IWF-Chefin Susie Hargreaves: Die Kopien bleiben im Netz und sind dort für jeden auffindbar. Jugendliche müssten deshalb dafür sensibilisiert werden, dass sie die Kontrolle über online gestellte Fotos verlieren können.

Um die Fotos zu finden, setzen die Täter spezielle Software ein, die gezielt nach solchen Fotos sucht. Die Anwendungen suchen nach Aufnahmen, die besonders viel Haut zeigen oder Umgebungen, in denen sich Menschen für gewöhnlich leicht bekleidet aufhalten: am Strand oder im Schwimmbad.

Jeder dritte Jugendliche findet von Fotos von sich im Netz, mit denen er nicht einverstanden ist

Erst am Montag hatte die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) eine Studie präsentiert, wonach gerade jüngere Jugendliche dazu neigen, sehr viele persönliche Informationen, darunter auch Fotos, in sozialen Netzwerken zu teilen. Von einem "problematischen Umgang mit ihren Daten", spricht LfM-Direktor, besonders Jugendliche mit niedrigem Bildungsstand seien betroffen.

Nicht immer haben junge Menschen die Fotos selbst ins Netz gestellt. Einige berichten, ihre Kamera oder ihr Smartphone, auf denen Bilder gespeichert waren, seien ihnen geklaut worden. Andere sind - teils unter Alkoholeinfluss - auf Partys fotografiert worden.

Mehr als ein Drittel aller jungen Menschen hat laut der LfM-Studie schon erlebt, dass Fotos von ihnen ins Netz gestellt wurden, mit denen sie nicht einverstanden waren. Gleichzeitig geben 39 Prozent der Befragten an, dass sie selbst so handeln würden, wenn es um Fotos von Freunden oder Bekannten geht. "Während sie die ungefragte Verwendung der eigenen Daten problematisieren, handhaben junge Menschen den Umgang mit personenbezogenen Daten anderer eher locker", resümieren die Studien-Autoren.

Wie kann ich mich oder meine Kinder schützen? 

Wenn sexuell anzügliche Fotos erst einmal auf Porno-Websites gelandet sind, haben die Opfer kaum noch eine Chance, diese wieder aus dem Internet zu löschen. Die Betreiber dieser Websites sind meist anonym, die Server stehen irgendwo im Ausland - außerhalb der Reichweite der deutschen Justiz, die derartige Machenschaften klar untersagt.

So schütze ich meine Facebook-Fotos vor Fremden

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Loggen Sie sich bei Facebook ein und klicken Sie in ihrem Profil auf "Fotos".
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Wählen Sie das Album aus, für das Sie die Einstellung ändern möchten und klicken anschließend oben rechts auf den Button neben "Fotos hinzufügen", im Normalfall dürfte dort "Freunde" ausgewählt sein.
In dem Menü können Sie angeben, wer ihre Fotos sehen darf: Jeder (
In dem Menü können Sie angeben, wer ihre Fotos sehen darf: Jeder ("Öffentlich"), nur ihre Freunde oder sogar nur sie selbst. Wenn Sie "Benutzerdefiniert" anwählen...
...können Sie bestimmen, welche Ihrer Freunde sich das Album angucken dürfen. Dazu klicken sie auf
...können Sie bestimmen, welche Ihrer Freunde sich das Album angucken dürfen. Dazu klicken sie auf "Bestimmte Personen" und tragen die Freunde ein, die die Fotos sehen dürfen.
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Deshalb raten Experten, sich genau zu überlegen, welche Fotos man bei Facebook & Co. teilt. Generell sollten Nutzer ihr Facebook-Profil so einstellen, dass nur ihre Freunde Beiträge und Fotos sehen können.

Sollen alle meine Freunde alle Fotos sehen dürfen?

Menschen mit einem großen virtuellen Freundeskreis sollten vorsichtig sein und im Zweifelsfalle die Privatsphäre-Einstellungen des eigenen Profils so gestalten, dass tatsächlich nur die engsten Freunde die Bilder sehen können (Wie das geht, wird in der Fotostrecke erklärt).

Eltern sollten frühzeitig mit ihren Kinder darüber sprechen, welche Konsequenzen das Veröffentlichen von Fotos im Internet haben kann. Sie sollten sie darauf hinweisen, dass die Fotos unter Umständen einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, als den Kindern und Jugendlichen bewusst ist.

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Der digitale Friedhof als letzte Hoffnung

Wer seinen Namen bei einer Suchmaschine eingibt und auf kompromittierende Fotos stößt, dem bleibt nur noch der Versuch, diese Seiten "digital zu beerdigen", also die entsprechenden Suchergebnisse auf hintere Seiten zu verdrängen. Das lässt sich am einfachsten erreichen, indem Profile in anderen sozialen Netzwerken wie Twitter oder Xing unter dem richtigen Namen angelegt werden. Diese Profile werden von Suchmaschinen als sehr wichtig eingestuft und weit oben in den Suchergebnissen angezeigt. So können sie unliebsame Einträge verdrängt werden. Dauerhaft entfernen lassen sie sich aber auch so nicht.

Wie reagieren die Opfer? 

Die Internet Watch Foundation zitiert in ihrer Studie mehrere anonyme Opfer, die Fotos von sich auf Porno-Seiten fanden. Ihre Reaktionen im Wortlaut.

  • "Es gibt ein anzügliches Foto von mir, das ich gemacht habe, als ich jung war. Ich kann nicht sagen, ob 15 oder 16, weil das so lange her ist. Ich habe es niemals online gestellt. Es ist aufgetaucht, als ich in einer Suchmaschine nach meinem Namen gesucht habe. Das kann meine zukünftige Karriere ruinieren. Oder wenn meine Familie und meine Freunde dahinterkommen."
  • "Ich bedauere es, so naiv gewesen zu sein, solche Fotos von mir hochgeladen zu haben, und versuchte, es zu vergessen, aber Fremde haben mich auf den Fotos erkannt und machten mir gegenüber unzügliche Bemerkungen in der Schule. Ich habe so viele Häme ertragen müssen wegen dieser Fotos, dass ich Depressionen bekam und sogar über Selbstmord nachdachte."

Smartphone mit Fotos geklaut, so kamen intime Bilder ins Internet

  • "Die Fotos waren auf einem Smartphone, das mir vor zwei Jahren gestohlen wurde. Sie wurden gemacht, als ich noch keine 17 Jahre alt war."
  • "Ich bin dazu genötigt worden, für eine solche Fotos zu posieren, als ich 16 Jahre alt war - seitdem bereue ich das. Meine Eltern wären entsetzt, wenn sie davon erfahren würden. Ich habe unter schlimmen Depressionen gelitten. Jedes Mal, wenn ich begann, mich besser zu fühlen, erinnerte ich mich an die Fotos und das, was ich getan habe."
  • "Bitte löscht das so schnell wie möglich aus dem Internet. Jemand aus meiner Familie hat das schon gesehen. Ich schäme mich zu Tode, ich wusste nicht, dass die Bilder im Netz stehen."