Brüssel. . Die EU-Kommission eröffnet ein Verfahren gegen den weltgrößten Software-Konzern Microsoft. Kunden hatten möglicherweise keine freie Wahl, mit welchen Programmen sie ins Internet gelangen konnten. Das US-Unternehmen verweist auf einen „technischen Fehler“.
Dem US-Konzern Microsoft droht neues Ungemach: Das Geschäftsgebahren des weltgrößten Software-Konzerns stößt in Brüssel schon seit Jahren auf Missfallen. Am Dienstag eröffnen die europäischen Wettbewerbshüter ein neues Verfahren gegen Microsoft. Dies soll auch Verbrauchern nutzen. Es gebe Hinweise darauf, dass Microsoft trotz gegenteiliger Bekundungen Kunden zu wenig Wahl lasse, wenn diese im Internet surfen wollten. Das sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in Brüssel. Microsoft selbst gestand Versäumnisse ein.
Dem US-Konzern, der in den nächsten Monaten eigentlich mit diversen neuen Produkten für Aufmerksamkeit sorgen wollte, droht nun eine hohe Geldstrafe. Almunia kündigte eine „harte Untersuchung“ an. Die EU-Kommission kann in solchen Wettbewerbs-Fällen eine Buße verhängen, die bis zu einem Zehntel des Jahresumsatzes ausmacht. Microsoft hatte im vorigen Geschäftsjahr umgerechnet rund 57 Milliarden Euro umgesetzt.
Der Ärger des EU-Kommissars kommt nicht von ungefähr. Bereits 2009 hatten die europäischen Wettbewerbshüter Microsoft angemahnt, sein Betriebssystem „Windows“ nicht nur mit seinem Computerprogramm „Internet Explorer“ zu koppeln. Mit dem „Internet Explorer“ lassen sich Internet-Seiten auf dem Computer aufrufen und darstellen. Das können auch andere „Browser“ leisten.
Microsoft ist schon mehrmals mit der EU angegeckt
Die EU-Kommission monierte damals, dass wegen der Bündelung von Windows und dem Microsoft-Browser der Internet Explorer weltweit auf etwa 90 Prozent der Computer verfügbar sei. Das verfälsche den Wettbewerb mit anderen Browsern. Microsoft hatte versprochen, in Europa Verbrauchern die Wahl zu lassen, mit welchem Browser sie ins Internet gehen.
Auf der Windows-Startseite sollte ein Computernutzer wählen können, ob er den Internet Explorer oder einen anderen Browser nutzt. „Wir sind dieser Verantwortung nicht gerecht geworden“, erklärte Microsoft. Es habe sich aber um einen technischen Fehler gehandelt. Der werde schnellstmöglich behoben.
Der Wettbewerb unter den Browser-Anbietern ist hart. Laut Branchenexperten ist Firefox in Europa der meistgenutzte Browser, dicht gefolgt von Google Chrome und dem Internet Explorer. Die EU-Kommission habe „von Dritten“ gehört, dass sich Microsoft nicht an diese Vereinbarung halte, sagte Almunia. 28 Millionen Computernutzer hätten diese Auswahl-Möglichkeit auf ihrem Bildschirm wohl nicht gehabt.
Die EU-Wettbewerbshüter wiesen Microsoft bereits in mehreren Verfahren in die Schranken. Sie belegten den amerikanischen Software-Konzern mit Rekordstrafen: Aus EU-Sicht missbrauchte Microsoft seine Marktmacht zum Schaden der Kunden. Der US-Softwarekonzern wollte eigentlich vor allem mit neuen Produkten für Schlagzeilen sorgen. Zum Wochenanfang stellte Microsoft seine neue Version der Textverarbeitungssoftware „Office“ vor. Zudem soll die neue Version seines Computer-Betriebssystems („Windows 8“) im Herbst auf den Markt kommen. Mit Windows und Office erzielt Microsoft einen Löwenanteil seines Umsatzes.