Sunnyvale/USA. . Google büßt weiter Spitzenpersonal ein: Marisaa Mayer, langjährige Top-Managerin des Unternehmens, wechselt zu Yahoo. Dort soll sie dem kriselnden Unternehmen zu neuem Glanz verhelfen. Keine leichte Aufgabe: Zuvor hat Yahoo in fünf Jahren vier Vorstandsvorsitzende verschlissen.

Die langjährige Google-Spitzenmanagerin Marissa Mayer soll das Ruder beim angeschlagenen Internetkonzern Yahoo herumreißen. Die 37-Jährige werde am (heutigen) Dienstag als Vorstandsvorsitzende bei Yahoo anfangen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Mayer war eine der dienstältesten Mitarbeiter bei Google. Zuletzt war sie unter anderem für den Kartendienst des Suchmaschinenanbieters zuständig. Mayer ist die fünfte Person auf dem Yahoo-Chefsessel in ebenso vielen Jahren.

"Ich bin unglaublich begeistert, morgen meine neue Rolle bei Yahoo anzutreten", twitterte Mayer am Montagnachmittag (Ortszeit). Als Yahoo sie am 18. Juni wegen des CEO-Jobs erstmals kontaktiert habe, sei sie nicht daran interessiert gewesen, Google zu verlassen, sagte Mayer der Nachrichtenagentur AP. Doch die Herausforderung habe sie zunehmend gereizt. Vor der Ankündigung der Personalie galt Interimschef Ross Levinsohn als Favorit für den Posten. Der 48-Jährige hatte den Vorstandsvorsitz übernommen, nachdem Scott Thompson wegen falscher Angaben zu seinem Lebenslauf den Hut nehmen musste.

Page: "Wir werden ihre Talente vermissen"

Yahoo-Verwaltungsratsvorsitzender Fred Amoroso sagte, die beispiellose Erfolgsgeschichte Mayers bei Technologie, Design und Produktausführung habe das Gremium überzeugt. Mayer gilt als eine der besten Führungskräfte in der Branche. Sie ist ein Mathematik-Ass mit einem beeindruckenden Gedächtnis und einem guten Auge für Design. Mayer kam 1999 als 20. Mitarbeiter zu Google. Sie half den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin bei der Verbesserung ihrer Suchmaschinen-Technologie, um Yahoo den Rang abzulaufen. Mit Page war sie drei Jahre lang liiert. Beide sind jedoch mittlerweile anderweitig verheiratet.

"Wir werden ihre Talente vermissen", erklärte Google-CEO Page. Google-Verwaltungsratsvorsitzender Eric Schmidt lobte Mayer als "sehr innovativ und eine echte Perfektionistin, die immer nur das Beste für die Nutzer will". Yahoo habe eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Mayer sagte, es sei ein bittersüßer Tag für sie. "Google ist wirklich meine Familie. Sie haben mein Leben geprägt."

Auch Sheryl Sandberg wechselte von Google zur Konkurrenz

Mayer ist schon die zweite Google-Topmanagerin, die zur Konkurrenz wechselt. Sheryl Sandberg, die bei Google die Online-Werbung auszubauen half, ging 2008 zu Facebook, um leitende Geschäftsführerin zu werden.

Analysten halten die Abwerbung Mayers für einen bei Yahoo selten gewordenen gelungenen Schachzug. "Sie bringt große Führungsstärke mit und ist sehr beliebt im Silicon Valley", sagte Gartner-Marktforscher Allen Weiner. Top-Priorität für sie müsse jetzt haben, Levinsohn zu halten, der bereits zum zweiten Mal übergangen wurde. "Wenn er geht, wird es einen Exodus geben", prognostizierte Weiner.

Yahoo legte am Dienstag Zahlen für das zweite Quartal vor. Die Aktie schloss am Montag bei 15,65 Dollar. (dapd)