Vatikanstadt. Der Vatikan hat Biografien seiner 22 neuen Kardinäle veröffentlicht - und dabei aus dem Online-Lexikon Wikipedia abgeschrieben. So erfuhren die Leser der Biografien unter anderem, dass die Kardinäle “katholisch“ seien. Auch ungewohnt kritische Töne über ranghohe Papst-Untertanen wurden so publiziert.
Bei den "nicht offiziellen" Biografien der von Papst Benedikt XVI. zu Kardinälen ernannten 22 Geistlichen hat sich das Pressebüro des Heiligen Stuhls zum Teil wörtlich auf Angaben des italienischen Wikipedia-Portals gestützt. Wie eine vatikannahe Internetseite am Montag berichtete, fiel dem italienischen Blogger und Vatikan-Spezialisten Sandro Magister zunächst auf, dass in den entsprechenden Mitteilungen durchweg davon die Rede war, dass die neuen Kardinäle "katholisch" seien.
Am bemerkenswertesten fand Magister aber die Biografie des Erzbischofs von Utrecht, Willem Jacobus Eijk. Darin hieß es, der Geistliche habe von Anfang eine starke Neigung zum Konservatismus gehabt, besonders in den Fragen Abtreibung und Homosexualität, was ihn zu einem der umstrittensten Kirchenmänner der Niederlande gemacht habe.
Radio Vatikan soll schuldig sein
Aus Quellen im Vatikan verlautete, der Rückgriff auf Wikipedia sei Radio Vatikan geschuldet, das die Biografien in Eile an das Pressebüro weitergegeben habe. Der Papst hatte am Freitag mitgeteilt, dass er die 22 Geistlichen am 18. Februar bei einem Kardinalskonsistorium im Vatikan offiziell in den Kardinalsrang erheben werde.
Eine wichtige Aufgabe der Kardinäle ist die Wahl eines neuen Papsts nach dem Tod des vorherigen Amtsinhabers. Bei einem derartigen sogenannten Konklave sind alle Mitglieder des Konsistoriums unter 80 Jahren wahlberechtigt. (afp)