Frankfurt. Über zwei Millionen Deutsche wollen sich 2009 ein digitales Buch kaufen. Doch haben die auch einen Nachteil: Sie lassen sich schnell und ohne Qualitätsverlust kopieren. Und anschließend über das Internet versenden. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels will dagegen ankämpfen.

Anders als Musik- und Filmindustrie blieben die Buchverlage bisher von Raubkopierern weitgehend verschont. Das ändert sich gerade. Verleger und Autoren locken deshalb mit legalen Angeboten. Doch die sind nicht immer attraktiv.

Papier war gestern. Eigentlich schon vorgestern. Heute gibt es E-Books. Elektronische Bücher, die eigentlich digitalisierte Bücher heißen müssten. Für die Industrie haben sie viele Vorteile. Aber auch einen entscheidenden Nachteil. Sie lassen sich schnell, problemlos und ohne Qualitätsverlust kopieren. Und anschließend über das Internet versenden. „Wir beobachten die Sache mit großer Aufmerksamkeit”, sagt Claudia Paul, Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Die „Gegenseite” tut das offenbar auch. Längst haben die großen illegalen Tauschbörsen (oder die Seiten, die auf sie verweisen) eine Unterrubrik für E-Books mit Tausenden von verfügbaren Titeln eingerichtet. Jede Menge wissenschaftliche Literatur findet sich da, Zeitschriften jeder Art aber auch immer mehr Belletristik – von Stephenie Meyers bis zu Dan Brown. Für Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, ein „unerträglicher Zustand”.

Deshalb will der Verband handeln. Mit viel Zuckerbrot und ein wenig Peitsche. Zuckerbrot ist ein eigenes Angebot. Unter www.libreka.de wächst derzeit eine große digitale Bibliothek heran, auf der schon bald 100.000 Titel verfügbar sein sollen. „Das zeichnet uns im Vergleich zur Musikindustrie aus, die das zunächst nicht hatte und die Nutzer in die Illegalität getrieben hat”, glaubt Skipis.

Der Preis muss stimmen

Das ist richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Denn das Angebot alleine reicht nicht. Der Preis muss stimmen. „Der kann sich von dem der gedruckten Bücher unterscheiden”, hat Ronald Schild, Geschäftsführer des Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels noch auf der Leipziger Buchmesse angekündigt und erklärt: „Das E-Book wird etwas billiger sein." Ist es aber nur manchmal, wie ein Blick auf libreka zeigt. Meist es ebenso teuer wie die papierne Version. Manchmal sogar teurer. So kostet beispielweise der Ken-Follett-Klassiker „Die Nadel” als Taschenbuch rund acht Euro, als E-Book aber knapp 21 Euro.

„Stimmt”, sagt Thomas Schiereck, kaufmännischer Geschäftsführer des Luebbe-Verlages und nennt auch die Gründe dafür. „Bei E-Books gibt es ein anderes Vergütungs-System für die Autoren.” Zudem müssen die Daten für die E-Book-Reader aufbereitet und umgewandelt werden. „Das kostet.” Auch weil sich die elektronische Ware noch nicht in so hohen Stückzahlen verkauft. Wenn die Nachfrage steigt, sagt Schiereck, „werden diese Kosten sinken”. „Der Markt wird sich anpassen”, hofft auch Paul. Das muss er aber schnell machen, sonst sind potenzielle Kunden längst in die Illegalität abgetaucht. Und potenzielle Kunden gibt es viele. In diesem Jahr haben nach einer Umfrage des Marktforschungsinstitutes Forsa rund 2,2 Millionen Deutsche die Absicht, sich ein E-Book zuzulegen.

Konsequente Verfolgung

Das sollten sie lieber legal machen. Ansonsten holt Skipis die Peitsche heraus. Illegale Downloader im Internet, warnt er, werde der Börsenverein künftig konsequent rechtlich verfolgen. Das klingt allerdings einfacher, als es ist. Denn anders als Musikalben, Spiele oder gar Filme, die mehrere Gigabyte groß sein können, ist eine E-Book-Datei oft nur wenige Megabyte groß. Bei aktuellen DSL-Leitungen dauert es nur Sekunden, bis ein Buch digitalisiert auf der Festplatte gelandet ist.

Je kürzer ein Nutzer auf verbotenen Seiten unterwegs ist, desto geringer ist seine Chance, erwischt zu werden. Schiereck hat dann auch eine andere Hoffnung. „Bei vielen illegalen Angeboten, ist die Qualität bisher noch sehr schlecht.” Das könnte, hofft der Lübbe-Chef, viele Leser vom illegalen Treiben abhalten.